Seven Kingdoms
Decennium
Gründe, ein Album
zu kaufen, gibt es viele. Manche sind vernünftig. Man hat sich die
CD in aller Ruhe im Laden angehört und dabei ein dickes Grinsen im
Gesicht bekommen. Oder man hat von Bekannten oder aus der Fachpresse
schon viel Gutes über den Silberling gehört und ist neugierig
geworden. Oder das Preisschild sagt: „Nimm mich mit.“
Manche sind dann
eher unvernünftig. Es handelt sich zum Beispiel um das neueste Album
seiner absoluten super ober Hammer Lieblingsband. Klar kommt das
ungehört mit. Kann ja nur mindestens der nächste Meilenstein der
Rockgeschichte sein.
Oder man kann das
Logo nicht entziffern, ist aber von der Menge an umgedrehten Kreuzen
und Pentagrammen im Schriftzug beeindruckt. Oder man kann den Namen
zwar lesen, aber er sagt einem nichts. Man findet ihn aber witzig.
Oder das Preisschild sagt: „Nimm mich mit.“
Kurz: Kopf oder
Bauch entscheiden.
Eindeutig eine
Bauchentscheidung war der Kauf von „Seven Kingdoms“ „Decennium“.
Ich besitze bereits zwei Scheiben der US - amerikanischen
Speed\Power Metal Gruppe und finde diese solide bis stellenweise
richtig gut gelungen. Aber ich war auch der Meinung, das zwei Alben
vollkommen ausreichen. Bis ich das Cover Artwork von „Decennium“
gesehen habe.Natürlich, bei Musik gilt das Gleiche wie bei vielen
Dingen: was zählt, sind die inneren Werte. Nicht das Äußere, nicht
die Verpackung. Aber in diesem Fall hat mir das Cover einfach zu gut
gefallen. Ein schön gemaltes Bild im Retro Science Fiction Stil, wie
es auf jeden Planetenroman a la „Perry Rhodan“ passen würde.
Auch ein Rücken kann entzücken: statt der langweiligen Titelliste
findet sich eine quietsche Bunte Sternenkarte, auf der die einzelnen
Songs als Etappen einer Route dargestellt werden. In diesem Fall habe
ich nicht primär Musik gekauft, sondern hübsche, bunte Bildchen,
die dem 16 Jährigen Retro SciFi Nerd in mir Freudentränen in die
Augen treiben.
Hübsches
Coverartwork als Kaufentscheidung: Das passiert mir öfter. Vor allem
dann, wenn ich wie in diesem Fall die Band schon kenne und somit
ungefähr abschätzen kann, was mich erwartet.
Tatsächlich
beschränkt sich hier für mich das absolute Highlight auf die
Optik. Musikalisch liefern „Seven Kingdoms“ zwar richtig gut und
solide ab, aber wirklich zwingend muss man die CD nicht in der
Sammlung haben. Wer aber bei alten Blind Guardian, Gamma Ray und
Helloween feuchte Augen bekommt, macht hier dennoch nichts falsch.
Pfeilschneller Powermetal, solide gespielt und ohne große Aussetzer.
Im direkten Vergleich ist die Scheibe ein halbes Mü stärker als
„The Fire is Mine“. Zu einem hat die Sängerin ordentlich an
ihrer Stimme gearbeitet und wirkt vor allen in den hohen Tonlagen
deutlich sicherer. Zum anderen ist der Sound wieder ein bisschen
dreckiger. Er ist zwar noch weit entfernt von dem rohen Gerumpel auf
der ersten Scheibe – das ich persönlich sehr gerne mag – aber
auch nicht mehr ganz so glatt wie eben auf „The Fire is Mine“.
Womit die zwei Punkte, die mich persönlich gestört haben, vom
Tisch sind und unterm Strich wirklich ein solides, aber etwas
unspektakuläres Powermetal Album bleibt.
Spannung kommt noch
einmal kurz bei den Bonus Songs auf. Zwei Titel der ersten Scheibe
wurden neu aufgenommen. Während „Stormborn“ im Original ein
echtes Brett ist und gerade durch den rohen Sound so stark ist, zeigt
die Neuaufnahme eindrucksvoll, wie man etwas verschlimmbessert.
Soundtechnisch, gesanglich und spielerisch absolut meilenweit stärker
als das Original. Aber irgendwie geht der Nummer damit auch jedweder
Charme flöten und das Ding schrammt knapp am total Aussetzer vorbei.
Genau andersherum verhält es sich bei“The Bloody Meadow“. Auf
der Debut Platte wirkt er eher wie ein netter Rohdiamant. Im neuen
Soundgewand entfaltet er aber alle seine Stärken und ist für mich
persönlich das absolute Highlight der CD.
Somit bleiben für
mich ein paar nette Songs, die in meiner Powermetal Playlist nicht
wirklich stören und ein bisschen Abwechslung rein bringen. Und ein
wirklich hübsches Cover Artwork, dass ich mir immer wieder anschauen
kann, ohne dass es mich langweilt.
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