Donnerstag, 1. Juli 2021

Mein CD Regal

 

Kreator

Outcast

 



Mit Thrashmetal habe ich bekanntlich nicht all zu viel am Hut. Musikalisch aufgewachsen mit Power Metal, ging es später dann direkt weiter zum Death und dann ab in die Tiefen des Kaninchenbaus. Am Thrash bin ich wohl direkt durchmarschiert. Klar, es gibt ein paar Ausnahmen. Um Anthrax, Megadeth und Andere kommt man ja auch gar nicht herum. Aber das war für mich im besten Fall immer nett, meistens aber eher belanglos. Dann gibt es noch die kleineren Bands, die musikalisch und vom Look her komplett in den 80igern hängen geblieben sind und ihren Thrash komplett innovationsfrei, dafür aber voller Hingabe auf der Bühne zusammenkloppen. Live durchaus unterhaltsam und Bierdurst verursachend. Auf Platte? Na, auch da fehlt für mich der letzte Funken. Bis auf ein paar Hand verlesene Perlen ist gerade der klassische Thrash, egal ob amerikanischer oder deutscher Machart, relativ belanglos. Aggressiv, repetitiv.

Aber es gibt ja noch den Thrash, bei dem der Szene Hüter blutende Ohren bekommt. Bands, die ihre Wurzeln darin haben, aber durchaus neue Dinge damit anstellen. Gruselig für den Die Hard Fan, interessant für mich. „The Prophecy23“ sind ein sehr gutes Beispiel. Oder eben Kreator. Aufmerksam geworden bin ich auf die Thrash Urgesteine recht spät in ihrer Schaffenszeit. „Violent Revolution“ war die erste Scheibe, die ich je von ihnen gehört habe. Die hat mich direkt umgehauen. Aggressiv wie Thrash, verspielt wie Powermetal. Das Beste aus zwei Welten. Klar, dass der kuttentragende Fan dazu nur ein verächtliches „Früher waren die besser.“ übrig hat. Aggressiver? Ja. Besser? Geschmackssache.

Es gibt allerdings eine Schaffensphase der Band, die sowohl Neu als auch Alt Fans argwöhnisch betrachten. Nach der rohen Brutalität und vor der verspielteren Phase jetzt wagte die Band ein paar Experimente. Experimente – ein Wort, das vielen Oldschool Fans, egal welcher Subsparte, den Angstschweiß in die Augen treibt.

Ein Ergebnis davon ist „Outcast“. Vorneweg: ich weiß immer noch nicht genau, was ich von der Platte halten soll. Obwohl ich die jetzt schon ein paar Jährchen in meiner Sammlung habe und immer mal wieder raus krame. Klar ist: wer die Erwartung hat, hier ein Thrashmetal Album in der Hand zu halten, wird schwerst enttäuscht werden. Metal ja. Thrash? Auf keinen Fall, wenn man mal das geniale „Phobia“ ausklammert. Der perfekte Song, um jemanden zu täuschen. Ja, ein bisschen anders. Aber unverkennbar Thrash. Unverkennbar Kreator. Wenn der Song so klingt, wie viel anders kann da der Rest des Albums werden? Ziemlich. Hier wird fröhlich mit dem musikalischen Baukasten der Musikwelt experimentiert. Mal verschleppt und walzend. Mal ruhig und verträumt. Mal mit massiver Stimmverzerrung. All das, was für Puristen ein Graus ist. Immerhin verzichten sie darauf, krampfhaft modern klingen zu wollen und machen es somit für mich deutlich besser als Metallica auf „St. Anger“. Trotzdem, so ganz überzeugt mich das Ding auf Gesamtlänge nicht ganz. Einzeln funktionieren die Songs eigentlich recht gut, aber am Stück stellt sich recht schnell ein „Lalala“ Gefühl ein. Ein bisschen wie Fahrstuhlmusik. Zugegeben, in so einem Fahrstuhl würde ich ewig fahren können, ohne dass es mich nervt. Aber beim Aussteigen hätte ich vergessen, was ich da eigentlich gehört habe. Es plätschert einfach ein bisschen zu viel. Dennoch: ich mag es wenn Bands auch mal Dinge ausprobieren. Ein Album wie „Outcast“ ist da auch komplett konsequent durchgezogen.

Wenn man diese Phase und die ganz frühen Sachen im Kopf hat, dann erkennt man auch, woher der aktuelle Sound der Band stammt. Das Genre wurde einmal in beide Richtungen ausgelotet. Und dann das Beste beider Seiten zusammengeführt. Synergieeffekt.


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