Altaria
The Fallen Empire
2006
Es
gibt die unterschiedlichsten Arten, um auf Bands aufmerksam zu
werden, die einem bis dahin unbekannt waren. Wer meine bisherigen CD
Regal Texte gelesen hat, weiß dass ich vieles auf Konzerten
entdecke. Bei Altaria war das kompletter Zufall. Ich war in der
Medienabteilung einer großen Drogeriemarktkette und habe mit einer
CD am Tresen mit den CD Spielern zum rein hören gewartet. Der
Verkäufer kam auch recht zügig, legte die CD ein, gab mir die
Kopfhörer mit einem dicken Grinsen im Gesicht und verschwand mit
einem „Bin gleich wieder da“. Ich hab mir nichts dabei gedacht
und in Ruhe die Musik gehört. Schnell war mir klar, dass es nicht
ganz das war, was ich von der Band erwartet habe. Beziehungsweise war
es genau das gleiche wie auf dem letzten Album, und wäre somit nur
der Vollständigkeit der Sammlung halber interessant. Ich nahm den
Kopfhörer ab. Inzwischen war der Verkäufer zurück und fragte:
„Und, was hälst du davon?“. Ich zuckte mit den Achseln. „Naja,
schon ok, aber klingt ziemlich nach einer B Seite des letzten
Albums“. „Ja, so ging es mir auch“ kam die Antwort. Und nach
einem kurzem Gespräch war klar, dass der Verkäufer privat sehr
gerne klassischen Rock und Metal hört, eine große Priest und Maiden
Sammlung hat und in seiner Freizeit selber aktiv Musik macht. Bevor
er wieder zurück zu seiner Arbeit ging, legte er noch eine neue CD
ein und drückte mir die Hülle in die Hand. „Hier, ich hab das
vorher für dich aus dem Regal geholt. Hör da mal rein. Geht in eine
ähnliche Richtung, ist aber ein bisschen entspannter.“. Sprachs
und verschwand.
Ich
setzte die Kopfhörer auf und betrachtete die CD Hülle. „Altaria“
stand darauf. Nie gehört. Das Cover, recht Kitschig gehalten, ließ
nicht wirklich Rückschlüsse auf die Art der Musik zu. Kann alles
sein. Aus den Boxen erklang eine Keyboardmelodie, die wohl an eine
Spieluhr erinnern soll. Immer noch recht unspektakulär und nicht
aussagekräftig. Und dann setzten die Gitarren ein. Was dann folgte,
ist die absolute Vollbedienung für Freunde des traditionellen
Heavymetal a la Dio.
Altaria
präsentieren eine Mischung aus melodischem Rock und Metal. Und das
handwerklich gut umgesetzt. Die Songs sind in sich schlüssig,
geprägt vom recht hohen Gesangs von Taage und einer dominanten Lead
Gitarre. Mal schnell und rockig, mal metalisch stampfend. Kurzum, das
Rad wird hier nicht neue Erfunden, aber die bekannten Zutaten werden
geschickt verwendet und richtig gut präsentiert. Das Ergebnis ist
eine Platte, bei der ich kein einziges mal mit der Skip Taste flirten
muss.
Die
CD ist gekauft. Daheim angekommen erfahre ich durch eine schnelle
Wikipedia Recherche, dass es sich bei „The Fallen Empire“ bereits
um das dritte Studio Album der Finnen handelt. Das ich bis dahin noch
nichts von ihnen gehört habe, liegt wohl auch daran dass Aufgrund
vieler Besetzungswechsel die Band bis dahin wenig auserhalb von Finnland touren konnte. So
gaben sich auf dem Vorgänger Album Jani Liimatainen und Emppu
Vuorinen die Ehre. Und mit Taage steht schon der dritte Sänger am
Mikro. Dieser verschwindet kurz nach der Veröffentlichung von „The
Fallen Empire“ Ende 2006 auch wieder. Mit „Divine Invitation“
und „Unholy“ gibt es noch 2 weitere CDs aus dem Hause Altaria.
2016 gehen dann
endgültig die Lichter aus, die Band spielt auf dem Lumi Rock ihre
letzte Show.
„The
Fallen Empire“ ist für mich ein absolutes Kleinod, dass ich immer
wieder gerne höre. Und dass ich ohne den Verkäufer in der Flut an
Veröffentlichungen wohl kaum bemerkt hätte. Auch später hat er mir
immer wieder ein oder zwei hörenswerte Scheiben gebracht, die ich
wohl sonst kaum beachtet hätte, und wir haben uns einige Male gut
über Musik, Gott und die Welt unterhalten. So praktisch große
Online Versandhäuser auch sind, wenn man genau weiß was man will,
zum stöbern eignen sich nun mal am Besten Plattenläden. Das
persönliche Gespräch mit Leuten, die Musik nicht nur verkaufen,
sondern auch mögen, ist oft unterhaltsam und kann immer wieder zu
neuen Entdeckungen führen. Natürlich ist die Beratung bei den
großen Ketten normalerweise nicht so gut, weil Musik bei denen kein
Schwerpunkt ist. Dieser junge Mann war für mich ein absoluter
Glücksgriff.
Bandinfo vom Plattenlabel:
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