Manowar
Battle Hymns
Die ersten Metal
Bands, die ich überhaupt gehört habe, gehören wohl zu den
klassischen Einsteigerbands. Nightwish, Blind Guardian, Helloween.
Von Manowar, die man wohl auch zu dieser Riege zählen kann, habe ich
allerdings erstmals die Finger gelassen. Damals haben sie gerade
„Warriors of the World“ veröffentlicht. Ein extrem kitschiges
Cover, eine schnarch langweilige Single und alte Männer, die in
Interviews nichts anderes machen als sich selbst zu beweihräuchern.
Den Hype, der um dieses Album veranstaltet wurde, konnte ich absolut
nicht nachvollziehen. Ein halbgares Album und eine Band, die in
Klischees zu baden scheint - das sollte die Sensation im Metal
Universum sein? Die Kings of Metal? Lauteste Band der Welt? Ganz so
schlimm, wie in dem Verriss auf Laut.de beschrieben, fand ich das
Album zwar auch nicht. Aber alle Punkte, welche mich an Manowar
gestört haben, bringt diese Kritik herrlich überspitzt auf den
Punkt. Man mag inhaltlich zwar andere Meinung sein, aber es ist ganz
unterhaltsam zu lesen.
Für mich blieb es
dabei. Ich hielt Manowar für einen albernen Zirkus, komplett
überbewertet und ziemlich überflüssig. Jahrelang machte ich , so
gut es eben ging, einen Bogen darum. Auch die ständigen Aussagen von
Bekannten von mir, dass Manowar früher viel besser waren,
überzeugten mich nicht. Die Paar Songs mehr, die ich inzwischen von
ihnen kannte, haben mich auch nicht gerade vom Hocker gehauen. Nett
und gut geeignet für Trinkspiele. Warum die Band so unglaublich
erfolgreich ist hat sich mir dadurch aber immer noch nicht
erschlossen.
Hat es mit dem Kauf
vom Debüt übrigens auch nicht. Aber was in den frühen 2000er
Jahren eine dicke Staubschicht und einen hohen Fremdschämfaktor
besaß, wirkt auf „Battle Hymns“ um einiges frischer. Knackige
Metal Songs, kurzweilig und ohne großen Schnickschnack. In einer
Zeit, als Haarspray im Metal wichtiger war als musikalisches Talent,
war das auf jeden Fall eine Besonderheit. Mit „Death Tone“ und
dem Tielsong sind zwei Songs dabei, die ich richtig stark finde.
Ich besitze die
Classic Rock Series Version. Das heißt, geremasterd und mit einem
Artikel über die Entstehung von „Battle Hymns“ im Booklet
ausgestattet. Was beim Lesen von diesem auffällt, ist dass Manowar
schon mit diesem Debut das Wort Bescheidenheit in den hintersten
Winkel ihres Wortschatzes verbannt hatten. Jung, wütend und komplett
von Ihrem Talent überzeugt polterten sie von Anfang an gegen
etablierte Bands. Als„False Metal“ bezeichneten sie die Menge an
Glamrock Bands. Sie seien alle müde, kraftlos und gelangweilt.
„Manowar“ wird dass alles in den Schatten stellen, ja regelrecht
zerstören, weil sie hungriger und schlicht besser sind als alles
andere. Typisches „Think Big“ von der ersten Minute an. Was bei
einer Band, die gerade Ihr erstes Album veröffentlicht, noch
sympathisch respektlos rüber kommt, wirkt allerdings mehr als
zwanzig Jahre später nicht mehr so überzeugend. Manowar
präsentieren sich immer noch mit der Attitüde der jungen Wilden,
die sich selbst als einfach besser als der Rest betrachten. Das kann
man respektieren. Oder es schlicht lächerlich finden. Aber eins muss
man den Jungs zu Gute halten: sie haben ihr Ding durchgezogen. Und
sind verdammt weit damit gekommen.
Weiterlesen: Debutatstisch: The Dogma
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