Donnerstag, 19. Dezember 2019

In eigener Sache


 Jahresende


Es ist wieder soweit. Die vierte Kerze am Adventskranz geht bald an. Die besinnliche Zeit nähert sich dem Ende. Und die Erkenntnis trifft einen wie ein Schlag: verdammt, es ist bald Weihnachten. Überraschend und plötzlich, wie jedes Jahr, steht es einfach so vor der Tür. Zum Glück bombardiert uns die Werbung jetzt noch mal mit den besten Ideen für die tollsten Geschenke für das perfekteste Weihnachten überhaupt. So wissen wir, was wir unseren Liebsten kaufen müssen. Und für die, die man nicht so gut kennt oder mag? Da findet sich auch was. 9,99 – das wusste schon Rio Reißer. Hauptsache was gekauft.
Ich gehe gerne am vierten Adventssamstag noch einmal in die Stadt. Nicht, um mich dem Wahnsinn anzuschließen. Nein, vielmehr um mir einen Glühwein zu schnappen und den Trubel zu beobachten. Knüppel volle Kaufhäuser, grimmige Gesichter, und der verbissene Kampf um die letzten Schnäppchen. Spannend, wie Beisinnlichkeit und Vorfreude aussieht. Je lauter und hektischer es an diesem Tag um mich herum wird, umso entspannter und ruhiger werde ich. Das meinte also Aristoteles wohl mit dem Begriff Katharsis.

Wie auch immer, es steht nicht nur das letzte Adventswochenende vor der Tür. Es ist auch Zeit für den letzten Beitrag auf dem Nähkästchen in diesem Jahr. Und wie immer gibt es hier kein super duper Jahresrückblick Spezial. Wer wissen will, was ich in diesem Jahr hier alles von mir gegeben habe: es findet sich alles in den Rubriken wieder.
Eine Vorschau aufs neue Jahr? Nun ja ich bin kein Hellseher.Aber ich kann sicher sagen, dass der alltägliche Wahnsinn nächstes Jahr nahtlos weitergehen wird. Dazu braucht es keine Kugel. Was den Blog betrifft: ich werde weiter machen solange wie ich Zeit, Lust und Kreativität besitze. Das Nähkästchen macht mir Freude, aber ich werde nicht verkrampft Blödsinn schreiben nur um etwas zu veröffentlichen. Es läuft hier weiter so lange wie es läuft. Das nächste Lebenszeichen wird es hier am 9.1.2020 geben.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit, fröhliche Weihnachten, erhellende Rauhnächte und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Bücherkiste


Edmond Hamilton

Captain Future

Der Sternenkaiser


Auf dem Jupiter grassiert eine furchtbare Seuche. Irdische Siedler entwickeln sich innerhalb weniger Tage zurück und verwandeln sich in prähistorische, wilde Bestien. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Ein Heilmittel scheint es nicht zu geben. Die Unruhe unter der Bevölkerung wächst.
Der Präsident der Erde schickt seinen besten Agenten los, um die Vorfälle zu untersuchen. Bei seiner Rückkehr ist dieser auch infiziert. Er hat herausgefunden, dass die Seuche künstlichen Ursprungs ist. Über die Identität der Verursachers konnte er nichts erfahren, außer einen Namen: Der Sternenkaiser.
Die Gefahr ist Groß, die Situation hoffnungslos: Der Präsident der Erdregierung entschließt sich, den strahlendsten Helden des Sonnensystems zur Hilfe zu rufen: Captain Future. Zusammen mit dem lebenden Gehirn Simon Wright, dem Roboter Grag und dem Androiden Otho macht er sich auf zum Jupiter, um das Rätsel zu lösen.

Bei der Sternenkaiser handelt es sich um den ersten Band von Captain Future, die ab 1940 als Heftroman Reihe in den USA erschien. Die Romane bilden auch die Grundlage für die deutlich bekanntere Anime Serie aus den 1980er Jahren. Seltsame Schnitte, krude Handlungen und komische Dialoge: ohne die Erinnerung an meine Begeisterung für Captain Future als Kind wäre die Serie heute komplett unschaubar für mich. So halte ich knapp knapp eine Folge aus.
Liegt es vielleicht nur an der deutschen Filmbearbeitung, oder ist schon die Vorlage genau so seltsam? Grund genug, mir das erste Buch mal durchzulesen.


Die Geschichte an sich ist recht unterhaltsam und spannend erzählt. Tiefgang sucht man hier aber – natürlich – vergebens. Pulp Roman halt.
So ist im Captain Future Universum Alles super. Der Captain ist super intelligent, super stark und super beliebt. Die Comet ist super modern und super schnell. Die Gegenspieler sind super böse und super verschlagen. Alles super.
Der eigentliche Unterhaltungswert des Buches liegt für mich nicht in der Geschichte an sich. Hamilton beschreibt die Zukunft sehr detailreich. Den Jupiter und seine Monde bevölkert er mit allerlei seltsamen Tieren und Kreaturen. Halb intelligente Kristalle, die alles auffressen, was sich ihnen in den Weg stellt zum Beispiel. Ich finde es spannend zu lesen, wie sich Menschen früher die Zukunft erdacht haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse von damals mischen sich mit der Fantasie und Vorstellungskraft des Autoren zu etwas, was aus heutiger Sicht herrlich anachronistisch und somit, zumindest aus meiner Sicht, herrlich sympathisch wirkt.
So ist die Gesellschaft im Future Universum auf der einen Seite deutlich weiter als wir heute. Schnelle Raumschiffe ermöglichen die Besiedlung ferner Welten, eine zentrale Weltregierung lenkt die Geschicke der Menschheit. Auf der anderen Seite wirken viele Dinge antiquiert und angestaubt. Die Comet wird nach Sicht gesteuert, von einem Bordcomputer ist nichts zu lesen. Wie auch, waren die Computer aus Hamiltons Zeit doch nur bessere Rechenschieber. Dass Potential, das in ihnen steckt, war nicht annähernd erkennbar.
Frauen kommen im ersten Band auch vor. Eine von ihnen ist sogar ausgebildete Geheimagentin. Und trotzdem, außer den Captain an zu schmachten und hysterisch zu kreischen hat sie wenig zu tun. Am klassischen Frauenbild ändert sich in dieser Zukunft also nichts.
Das ist genau das, was ich an alter Science Fiction mag: auf der einen Seite wird deutlich, was für eine Vorstellungskraft einige Menschen damals hatten. Auf der anderen sieht man aber auch, dass manche Vorstellungen und Rollenbilder so dermaßen fest sitzen, dass diese sich auch in der vorgestellten Zukunft nicht ändern. Spannend zu sehen, wo Zukunftsvisionen ihre Grenzen haben.

Was also bleibt nach dem Lesen des Romans bei mir hängen? Eine recht nette Geschichte, die deutlich mehr Sinn als die Fernsehreihe macht. Ein gutes Beispiel, wie Unterhaltung vor Fernseher und Streamingdiensten ausgesehen hat. Ein herrlich buntes Sonnensystem voller abstruser Ideen und anachronistischem Charme. 
Der Captain ist auf jeden Fall auch heute noch lesenswert. Sei es nur als Kuriosum.

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Mein CD Regal


Evertale

Of Dragons and Elves

 


Als Band, die schon Jahrelang dabei ist und eine große Anzahl Alben veröffentlicht hat, hat man es nicht immer einfach mit den Fans. Bleibt man seinem Stil treu, und dreht nur noch an einigen Stellschrauben, schreit ein Teil der Anhängerschaft gleich: „Pfui, die veröffentlichen immer nur den gleichen Kram“. Versucht man was Neues, die eigentlichen Stärken mit frischen Elementen oder komplett neuen Ansätzen zu erweitern, heißt es wieder. „Pfui. Früher waren die besser. Warum können die nicht noch mal ein Album wie xy rausbringen?“
So geht es mir mit Blind Guardian. Auf der einen Seite bin ich wirklich froh, dass die Band ihren Sound immer wieder weiter und neu entwickelt hat. Auf der Anderen trauere ich immer noch der „Imaginations“ und „Nightfall“ Phase nach. Für mich musikalisch der absolute Höhepunkt in ihrem Schaffen. Klar, man hört dann halt die alten Sachen, aber irgendwann sind die halt auch durch. Und man will dann halt doch was Neues. Aber halt im alten Stil. Was Neues Altes halt.
Und hier kommen „Evertale“ ins Spiel. 

Die Kehler springen mit ihrem Debut in genau die Lücke, die Blind Guardian hinterlassen haben. Knackiger Powermetal, mit einigen symphonischen Farbtupfern und atmosphärischen Spielereien wie Spoken Words Passagen. Aber eben noch deutlich schlanker und weniger über produziert wie die aktuellen Sachen von „Blind Guardian“. Gut, „Hansi Chöre“ - also die Gesangstimme mehrmals aufgenommen und übereinandergelegt – gibt es hier auch. Aber es hält sich in Grenzen, und so schafft die CD es wunderbar, die Balance zwischen gerade aus und verspielt zu finden. Etwas, was ich an den beiden oben genannten Alben sehr liebe.
Textlich bewegt man sich knietief im Fantasy Kitsch Sumpf. Als Vorlage dient hier „Die Chronik der Drachenlanze“. Die Buchreihe wiederum beruht auf der Welt von „Dungeons and Dragons“. Nach den Büchern rund um den Dunkelelfen Drizzt do Urden dürfte es wohl die bekannteste Buchreihe aus dem Rollenspieluniversum sein. Die ich bis heute nicht gelesen habe.
Inhaltlich dreht sich alles rund um Drachen, tapfere Helden und böse Bösewichte. Also so richtig Böse. 

Manch einen dürfte die Thematik wohl genauso freuen wie eine erfolgreiche Würfelprobe, mich lässt sie inzwischen relativ kalt. Gut, meine Charakterbögen liegen auch schon mehr als ein Jahrzehnt unbenutzt im Keller. Aber, ganz der kitschigeren Art der Fantasy bin ich eh nicht entwachsen. Somit stört es mich nicht weiter.
Und zur Musik passt es. So bleibt am Schluss für mich ein richtig guter Blind Guardian Ersatz, der trotz der Nähe zu den Vorbildern einigermaßen selbstständig und erstaunlich frisch wirkt. Der Refrain von „In the Sign of the valliant Warrior“ hängt mir jetzt schon mehrere Wochen im Ohr fest. Gut, Ohrwürmer gibt es viele. Aber wenige, die mir auf die Nerven gehen.

Die offizielle Homepage findet ihr hier