Edmond Hamilton
Captain Future
Der Sternenkaiser
Auf dem Jupiter
grassiert eine furchtbare Seuche. Irdische Siedler entwickeln sich
innerhalb weniger Tage zurück und verwandeln sich in prähistorische,
wilde Bestien. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Ein Heilmittel
scheint es nicht zu geben. Die Unruhe unter der Bevölkerung wächst.
Der Präsident der
Erde schickt seinen besten Agenten los, um die Vorfälle zu
untersuchen. Bei seiner Rückkehr ist dieser auch infiziert. Er hat
herausgefunden, dass die Seuche künstlichen Ursprungs ist. Über die
Identität der Verursachers konnte er nichts erfahren, außer einen
Namen: Der Sternenkaiser.
Die Gefahr ist Groß,
die Situation hoffnungslos: Der Präsident der Erdregierung
entschließt sich, den strahlendsten Helden des Sonnensystems zur
Hilfe zu rufen: Captain Future. Zusammen mit dem lebenden Gehirn
Simon Wright, dem Roboter Grag und dem Androiden Otho macht er sich
auf zum Jupiter, um das Rätsel zu lösen.
Bei der
Sternenkaiser handelt es sich um den ersten Band von Captain Future, die ab 1940 als Heftroman Reihe in den USA erschien. Die
Romane bilden auch die Grundlage für die deutlich bekanntere Anime
Serie aus den 1980er Jahren. Seltsame Schnitte, krude Handlungen und
komische Dialoge: ohne die Erinnerung an meine Begeisterung für
Captain Future als Kind wäre die Serie heute komplett unschaubar für
mich. So halte ich knapp knapp eine Folge aus.
Liegt es vielleicht
nur an der deutschen Filmbearbeitung, oder ist schon die Vorlage
genau so seltsam? Grund genug, mir das erste Buch mal durchzulesen.
Die Geschichte an
sich ist recht unterhaltsam und spannend erzählt. Tiefgang sucht man
hier aber – natürlich – vergebens. Pulp Roman halt.
So ist im Captain
Future Universum Alles super. Der Captain ist super intelligent,
super stark und super beliebt. Die Comet ist super modern und super
schnell. Die Gegenspieler sind super böse und super verschlagen.
Alles super.
Der eigentliche
Unterhaltungswert des Buches liegt für mich nicht in der Geschichte
an sich. Hamilton beschreibt die Zukunft sehr detailreich. Den
Jupiter und seine Monde bevölkert er mit allerlei seltsamen Tieren
und Kreaturen. Halb intelligente Kristalle, die alles auffressen, was
sich ihnen in den Weg stellt zum Beispiel. Ich finde es spannend zu
lesen, wie sich Menschen früher die Zukunft erdacht haben.
Wissenschaftliche Erkenntnisse von damals mischen sich mit der
Fantasie und Vorstellungskraft des Autoren zu etwas, was aus heutiger
Sicht herrlich anachronistisch und somit, zumindest aus meiner Sicht,
herrlich sympathisch wirkt.
So ist die
Gesellschaft im Future Universum auf der einen Seite deutlich weiter
als wir heute. Schnelle Raumschiffe ermöglichen die Besiedlung
ferner Welten, eine zentrale Weltregierung lenkt die Geschicke der
Menschheit. Auf der anderen Seite wirken viele Dinge antiquiert und
angestaubt. Die Comet wird nach Sicht gesteuert, von einem
Bordcomputer ist nichts zu lesen. Wie auch, waren die Computer aus
Hamiltons Zeit doch nur bessere Rechenschieber. Dass Potential, das
in ihnen steckt, war nicht annähernd erkennbar.
Frauen kommen im
ersten Band auch vor. Eine von ihnen ist sogar ausgebildete
Geheimagentin. Und trotzdem, außer den Captain an zu schmachten und
hysterisch zu kreischen hat sie wenig zu tun. Am klassischen
Frauenbild ändert sich in dieser Zukunft also nichts.
Das ist genau das,
was ich an alter Science Fiction mag: auf der einen Seite wird
deutlich, was für eine Vorstellungskraft einige Menschen damals
hatten. Auf der anderen sieht man aber auch, dass manche
Vorstellungen und Rollenbilder so dermaßen fest sitzen, dass diese
sich auch in der vorgestellten Zukunft nicht ändern. Spannend zu
sehen, wo Zukunftsvisionen ihre Grenzen haben.
Was also bleibt nach
dem Lesen des Romans bei mir hängen? Eine recht nette Geschichte,
die deutlich mehr Sinn als die Fernsehreihe macht. Ein gutes
Beispiel, wie Unterhaltung vor Fernseher und Streamingdiensten
ausgesehen hat. Ein herrlich buntes Sonnensystem voller abstruser
Ideen und anachronistischem Charme.
Der Captain ist auf
jeden Fall auch heute noch lesenswert. Sei es nur als Kuriosum.
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