Visions of Atlantis
The Deep and the Dark
2004. Der Höhepunkt
der Nightwish Welle. „Once“ geht steil durch die Decke, und
folgerichtig sprießen ähnlich gelagerte Bands wie Pilze aus dem
Boden. Es war auch die Zeit, in der ich Heavy Metal überhaupt erst
so richtig für mich entdeckte. Dementsprechend war der Anzahl an
„Power Metal meets Trulla“ Bands und CDs in meiner frühen
Sammlung recht hoch. Ein paar davon höre ich heute noch, das Meiste
jedoch fristet ein Schattendasein und ist so gut wie in Vergessenheit
geraten.
„Visions of
Atlantis“ sind so ein Fall. Damals lief das Video zur Single „Lost“
im Musikfernsehen rauf und runter. Man,„Ich hab die damals auf
ViVa entdeckt.“ klingt inzwischen genauso nach altem Silberrücken
wie damals der Satz „Die hab ich noch auf Kassette.“ Nun ja, der
Song war Klasse, das Album so naja. Ein, zwei Songs richtig stark,
der Rest eher gehobener Durchschnitt. Dazu aalglatt produziert. Keine
Ecken. Keine Kanten. Um es mit den Worten eines damaligen
Schulkameraden zu sagen: „Ih, das ist ja Pop.“
Mit der Zeit ist die
Band immer weiter von meinem Schirm verschwunden, und würde meine
Zufallswiedergabe nicht ab und zu einen Song ausbuddeln, ich hätte
sie wohl ganz vergessen.
Deshalb war es für
mich recht überraschend, beim Stöbern unter V eine aktuelle Scheibe
der Österreicher zu finden. „The Deep and the Dark“ erschien
2018, und aus irgendeinem Grund – wohl Nostalgie – hab ich sie
mir bestellt.
Und wurde positiv
überrascht. An der Grundidee wurde nicht gerüttelt. Symphonisch
angehauchter Powermetal mit jeder Menge Bombast. Dass das jetzt
deutlich besser klingt als noch auf Castaway hat wohl verschiedene –
auch subjektive - Gründe. Deutlichste Steigerung: Das Gesangsduo.
Visions of Atlantis setzten schon immer auf zwei Gesangparts,
männlich und weiblich. Und während mir bei solchen Bands meistens
die Damen auf Dauer auf die Nerven gehen, war in diesem Fall der
männliche Gesang die Achilles Verse. Zu gepresst, zu eintönig, zu
dünn. Hier hat sich nun einiges deutlich verbessert. Das neue
Gesangsduo harmoniert wunderbar und der Wechsel im Gesang lockert die
ansonsten recht standardmäßigen Songs auf.
Musikalisch wird
hier genau das serviert, was man von symphonischen Powermetal
erwartet. Schnelle Gitarren, Keyboardsoli und Bombast. Nicht gerade
originell, aber diese Zutaten sind geschickt zusammengestellt. Mir
macht das in diesem Fall jede Menge Spaß. Zumal ich mich für diese
Art von Musik immer noch begeistern kann, auch wenn ich inzwischen
meistens in musikalisch anderen Ecken unterwegs bin.
Auf Albumlänge
jedoch wird es mir zu viel. Das ist ein bisschen wie mit einer
Keksdose – ein Keks schmeckt lecker. Aber nachdem man alle auf
einmal gegessen hat, wird einem schlecht. Ähnlich süß wie Kekse
ist auch die Musik: die Band lässt so gut wie kein Klischee aus und
serviert, angefangen beim Albumcover über die Musik bis hin zu den
Texten, reinsten Kitsch. Musik gewordener Zucker.
Das muss man
natürlich mögen. So wie ich. Eine wunderbare Wiederentdeckung.
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