Donnerstag, 16. Januar 2020


Visions of Atlantis

The Deep and the Dark

 

 

 

 


2004. Der Höhepunkt der Nightwish Welle. „Once“ geht steil durch die Decke, und folgerichtig sprießen ähnlich gelagerte Bands wie Pilze aus dem Boden. Es war auch die Zeit, in der ich Heavy Metal überhaupt erst so richtig für mich entdeckte. Dementsprechend war der Anzahl an „Power Metal meets Trulla“ Bands und CDs in meiner frühen Sammlung recht hoch. Ein paar davon höre ich heute noch, das Meiste jedoch fristet ein Schattendasein und ist so gut wie in Vergessenheit geraten.

„Visions of Atlantis“ sind so ein Fall. Damals lief das Video zur Single „Lost“ im Musikfernsehen rauf und runter. Man,„Ich hab die damals auf ViVa entdeckt.“ klingt inzwischen genauso nach altem Silberrücken wie damals der Satz „Die hab ich noch auf Kassette.“ Nun ja, der Song war Klasse, das Album so naja. Ein, zwei Songs richtig stark, der Rest eher gehobener Durchschnitt. Dazu aalglatt produziert. Keine Ecken. Keine Kanten. Um es mit den Worten eines damaligen Schulkameraden zu sagen: „Ih, das ist ja Pop.“
Mit der Zeit ist die Band immer weiter von meinem Schirm verschwunden, und würde meine Zufallswiedergabe nicht ab und zu einen Song ausbuddeln, ich hätte sie wohl ganz vergessen.

Deshalb war es für mich recht überraschend, beim Stöbern unter V eine aktuelle Scheibe der Österreicher zu finden. „The Deep and the Dark“ erschien 2018, und aus irgendeinem Grund – wohl Nostalgie – hab ich sie mir bestellt.
Und wurde positiv überrascht. An der Grundidee wurde nicht gerüttelt. Symphonisch angehauchter Powermetal mit jeder Menge Bombast. Dass das jetzt deutlich besser klingt als noch auf Castaway hat wohl verschiedene – auch subjektive - Gründe. Deutlichste Steigerung: Das Gesangsduo. Visions of Atlantis setzten schon immer auf zwei Gesangparts, männlich und weiblich. Und während mir bei solchen Bands meistens die Damen auf Dauer auf die Nerven gehen, war in diesem Fall der männliche Gesang die Achilles Verse. Zu gepresst, zu eintönig, zu dünn. Hier hat sich nun einiges deutlich verbessert. Das neue Gesangsduo harmoniert wunderbar und der Wechsel im Gesang lockert die ansonsten recht standardmäßigen Songs auf.
Musikalisch wird hier genau das serviert, was man von symphonischen Powermetal erwartet. Schnelle Gitarren, Keyboardsoli und Bombast. Nicht gerade originell, aber diese Zutaten sind geschickt zusammengestellt. Mir macht das in diesem Fall jede Menge Spaß. Zumal ich mich für diese Art von Musik immer noch begeistern kann, auch wenn ich inzwischen meistens in musikalisch anderen Ecken unterwegs bin.
Auf Albumlänge jedoch wird es mir zu viel. Das ist ein bisschen wie mit einer Keksdose – ein Keks schmeckt lecker. Aber nachdem man alle auf einmal gegessen hat, wird einem schlecht. Ähnlich süß wie Kekse ist auch die Musik: die Band lässt so gut wie kein Klischee aus und serviert, angefangen beim Albumcover über die Musik bis hin zu den Texten, reinsten Kitsch. Musik gewordener Zucker.

Das muss man natürlich mögen. So wie ich. Eine wunderbare Wiederentdeckung.

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