Donnerstag, 6. Februar 2020

Mein CD Regal


Visigoth

Conquerors Oath

 

 


Manchmal spalten Alben die Geister. Die Einen sind super begeistert und feiern es als das nächste große Ding, die Anderen halten es für Notenverschwendung und wundern sich, wer so etwas wohl kauft. In manchen Musikmagazinen kommen dann, meist bei richtig gegensätzlichen Meinungen, bei den Rezensionen Beide zu Wort. Im Falle von Visigoths Zweitling „Conquerors Oath“ könnte das dann ungefähr so aussehen:

Top!

Die Amerikaner liefern auf ihrem Zweitling die Vollbedienung für alle Freunde des klassischen Heavy Metals. Acht Hymnen aus Stahl geschmiedet lassen die Nacken kreisen und die Fäuste in die Luft fliegen.
Klar, das Rad wird hier nicht Neu erfunden. Aber wer bei Manowar, Majesty und Konsorten Freudentränen in den Augen hat, bekommt hier frisches, mit hörbarer Spielfreude aufgenommenes Futter für die Boxen. Metal wie er sein soll. Aufs wesentliche reduziert und ohne unnötiges Klimplim drumherum.


Flop!

Altbacken, bieder, langweilig. Das sind die ersten drei Adjektive, die mir bei „Visigoth“ in den Kopf kommen. Klar, die Trueheimer in der Redaktion werden sagen: „Das muss so sein!“ und fröhlich die Höchstpunktzahl verteilen. Mir wiederum entgeht jeglicher mögliche Unterhaltungswert. Texte, Songwriting: alles hat man mehr als oft gehört. Und sich beim Original schon geschämt. Als zehn tausendster Aufguss wird das Ganze natürlich nicht besser. Musik, konservativer als die ganze CSU Spitze zusammen. Wer bei Manowar schon das kalte Kotzen bekommt, sollte hier einen weiten Bogen machen. Musik für Hängen gebliebene.


So etwas hat durchaus Unterhaltungswert. Zu lesen, wie sehr sich die Meinungen von zwei Menschen manchmal unterscheiden, kann spaßig sein. Komisch wird es, wenn die beiden Meinungen von einer Person kommen. Gruselig dann, wenn man es selber ist.
Visigoth lösen bei mir zwei komplett unterschiedliche Reaktionen aus, je nach Stimmungslage. Gut, beide sind oben etwas überspitzt beschrieben, aber sie treffen den Kern. Mal freue ich mich über soliden gemachten Metal voller Klischees, mal geht mir das Ganze gewaltig auf die Nerven.
Was mir aber auf jeden Fall, ganz unabhängig von meiner Stimmungslage, gefällt, ist dass die Band auf Schnick Schnack verzichtet. Zwei Gitarren, Schlagzeug, Bass. In Zeiten von über produzierten Alben und Liveshows, die mindestens einen Panzer oder ein Drachenboot auf der Bühne brauchen, ist diese Reduzierung geradezu wohltuend.
Neutral betrachtet ist das wirklich solide gemachte Musik. Dazu ist bei mir persönlich der Fremdschäm Faktor nicht ganz so hoch wie bei Manowar. Wer die Musik mag aber die Warriors of Steel zu affig findet und ihnen absolut kein Geld in den Rachen schmeißen will, ist hier richtig. Freunde dieser Art von Musik machen hier definitiv nichts falsch. Und auch ich habe ab und zu meinen Spaß daran. Nur in meiner Zufallswiedergabe, das landet das Ding nicht. Zu riskant. Wer weiß, in welcher Stimmung es mich dann überrascht. Und mir dann den Tag versaut.

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