Visigoth
Conquerors Oath
Manchmal spalten
Alben die Geister. Die Einen sind super begeistert und feiern es als
das nächste große Ding, die Anderen halten es für
Notenverschwendung und wundern sich, wer so etwas wohl kauft. In
manchen Musikmagazinen kommen dann, meist bei richtig gegensätzlichen
Meinungen, bei den Rezensionen Beide zu Wort. Im Falle von Visigoths
Zweitling „Conquerors Oath“ könnte das dann ungefähr so
aussehen:
Top!
Die Amerikaner
liefern auf ihrem Zweitling die Vollbedienung für alle Freunde des
klassischen Heavy Metals. Acht Hymnen aus Stahl geschmiedet lassen
die Nacken kreisen und die Fäuste in die Luft fliegen.
Klar, das Rad wird
hier nicht Neu erfunden. Aber wer bei Manowar, Majesty und Konsorten
Freudentränen in den Augen hat, bekommt hier frisches, mit hörbarer
Spielfreude aufgenommenes Futter für die Boxen. Metal wie er sein
soll. Aufs wesentliche reduziert und ohne unnötiges Klimplim
drumherum.
Flop!
Altbacken, bieder,
langweilig. Das sind die ersten drei Adjektive, die mir bei
„Visigoth“ in den Kopf kommen. Klar, die Trueheimer in der
Redaktion werden sagen: „Das muss so sein!“ und fröhlich die
Höchstpunktzahl verteilen. Mir wiederum entgeht jeglicher mögliche
Unterhaltungswert. Texte, Songwriting: alles hat man mehr als oft
gehört. Und sich beim Original schon geschämt. Als zehn tausendster
Aufguss wird das Ganze natürlich nicht besser. Musik, konservativer
als die ganze CSU Spitze zusammen. Wer bei Manowar schon das kalte
Kotzen bekommt, sollte hier einen weiten Bogen machen. Musik für
Hängen gebliebene.
So etwas hat
durchaus Unterhaltungswert. Zu lesen, wie sehr sich die Meinungen
von zwei Menschen manchmal unterscheiden, kann spaßig sein. Komisch
wird es, wenn die beiden Meinungen von einer Person kommen. Gruselig
dann, wenn man es selber ist.
Visigoth lösen bei
mir zwei komplett unterschiedliche Reaktionen aus, je nach
Stimmungslage. Gut, beide sind oben etwas überspitzt beschrieben,
aber sie treffen den Kern. Mal freue ich mich über soliden gemachten
Metal voller Klischees, mal geht mir das Ganze gewaltig auf die
Nerven.
Was mir aber auf
jeden Fall, ganz unabhängig von meiner Stimmungslage, gefällt, ist
dass die Band auf Schnick Schnack verzichtet. Zwei Gitarren,
Schlagzeug, Bass. In Zeiten von über produzierten Alben und
Liveshows, die mindestens einen Panzer oder ein Drachenboot auf der
Bühne brauchen, ist diese Reduzierung geradezu wohltuend.
Neutral betrachtet
ist das wirklich solide gemachte Musik. Dazu ist bei mir persönlich
der Fremdschäm Faktor nicht ganz so hoch wie bei Manowar. Wer die
Musik mag aber die Warriors of Steel zu affig findet und ihnen
absolut kein Geld in den Rachen schmeißen will, ist hier richtig.
Freunde dieser Art von Musik machen hier definitiv nichts falsch. Und
auch ich habe ab und zu meinen Spaß daran. Nur in meiner
Zufallswiedergabe, das landet das Ding nicht. Zu riskant. Wer weiß,
in welcher Stimmung es mich dann überrascht. Und mir dann den Tag
versaut.
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