Corona. Und täglich grüßt die Krise
Fenster geputzt.
Küche gestrichen. Papiere sortiert. Nur drei Punkte meiner „Wenn
ich mal Zeit habe“ Liste, die ich in den vergangenen knapp drei
Monaten erledigen konnte. Die Krise macht es möglich. Gibt es keine
Ablenkungen mehr, wird es verdammt schwer den „Das muss gemacht
werden“ Dingen im Leben auszuweichen. Und so habe ich die Tage mit
viel Sinnvollem verbracht.
Genauso mit
Sinnlosem. Ich habe die erste Staffel der 70er Jahre Kinder SciFI
Serie „Jason of Star Command“ angeschaut. Dabei sind vielleicht
ein paar Gehirnzellen verloren gegangen. Spaßig war es - irgendwie.
Meine Modell Raumschiffsflotte hat sich vergrößert, eine „Eagle
1“ und die „ISS“, beide aus Noppensteinen bekannter und
unbekannter Herstellern, suchen gerade einen vernünftigen Landeplatz
in den Regalen.
Kurzum, die Krise
war für mich eine – wenn auch erzwungene und unwillkommene –
Gelegenheit, uralte Listen abzuarbeiten. Projekte fertig zu machen.
Oder anzufangen. Aber nun ist diese Liste leer, und so allmählich
muss ich mich nach etwas Neuem umschauen. Immerhin, ein bisschen ist
die Realität ja wieder zurückgekommen. Ein Besuch im Biergarten ist
wieder möglich. Das erste frisch gezapfte Bier in diesem Sommer –
das werde ich wohl nicht mehr so schnell vergessen. Man kann sich
wieder mit Familien und Freunden treffen. Museen haben wieder auf.
Wie gesagt, die Normalität traut sich Schritt für Schritt zurück.
Bis auf eine Sache.
Großveranstaltungen. Nun sind diese bis Oktober verboten. Die Open
Air Saison scheint damit wohl endgültig begraben zu sein. Ich stand
letztens am Bahnhof, hab auf den Zug gewartet. Ich lehnte am Zaun,
der den Bahnsteig vom Fußgängerweg trennt. Dabei hatte ich Musik
auf den Ohren, der Fuß wippte im Rhythmus mit. An einer Absperrung
stehen und dabei Musik hören: Näher ran an Open Air Feeling werde
ich dieses Jahr wohl nicht mehr kommen.
Bleibt die Hoffnung,
dass es im Winter irgendeine Lösung für das Konzert Problem gibt.
Bis dahin muss ich
mir eben neue Projekte suchen. Eines ist bereits gefunden: meine
Konzertkarten brauchen ein neues Zuhause. Nach den ersten Konzert
Besuchen in meinem Leben habe ich angefangen, die Eintrittskarten
immer in einer kleinen Kiste zu lagern. Diese wurde schnell zu klein,
und das bedruckte Papier verteilte sich entropisch überall in meinem
Zimmer. Daraufhin habe ich Alles eingesammelt und schlicht an ein
freies Stück Wand geklebt. Etwas später kam ein Pappkarton als
Rücken dazu, um gegebenenfalls ein ab, auf und umhängen zu
erleichtern. Dieser ist nun voller als voll. Die anfängliche Ordnung
ist einem unübersichtlichen Chaos gewichen. Statt einem nettem
Erinnerungsstück habe ich nun ein Chaos an der Wand hängen, an dem
die großen Alten ihre reinste Freude hätten.
Also wird das Ding
abgenommen, die Karten vorsichtig gelöst und auf ein neues, größeres
Brett sauber aufgezogen. Dann kommt das alles hinter Glas und wieder
an die Wand. Hübsch. Ordentlich. In der Theorie. Mal schauen, wie es
am Ende wirklich aussieht. Und was ich mit neuen Karten, die
gegebenenfalls dazu kommen, machen werde, weiß ich auch noch nicht.
Aber das ist im Moment ja eh kein Thema.
Und ansonsten stöber
ich weiter nach CDs und Merch kleinerer Bands. Ihr wisst ja: komme
ich nicht zur Musik, kommt die Musik eben zu mir.