Donnerstag, 24. September 2020

Raus. Gehen

 

Traufgang Felsenmeersteig, Albstadt


 


Nachdem wir unseren Urlaub mit zwei schönen und komplett unterschiedlichen Wanderungen angefangen hatten, stand nun erst einmal ein Tag entspanntes bummeln in Reutlingen auf dem Plan. Schmale Gässchen, eine recht belebte Innenstadt mit einigen schönen Geschäften: Die Stadt am Fuße der Alb gehört zu den Großtstädten in Deutschland, die zwar nicht zwingend ganz oben auf der „Muss ich besuchen“ Liste stehen. Aber einen Abstecher ist es auf jeden Fall Wert, gerade dann wenn man eh in der Gegend ist. Optimal für einen etwas ruhigeren Tag.

Am nächsten Morgen wurden dann wieder die Wanderschuhe geschnürt. Dieses mal war Albstadt das Ziel. Vor zwei oder drei Jahren haben wir die „Traufgänge“ entdeckt. Eine Anzahl von Rundwegen der Stadt Albstadt, die durch die Verschiedenen Ortsteile und auf und über die Albträufe führen. Von der Länge und der Schwierigkeit her ist alles Vorhanden: von einem eher gemütlichen Spaziergang von einigen Kilometern bis hin zu einer knackigen Halbtagestour mit fast 18 Kilometern und jeder Menge Höhenmetern ist alles dabei.

Gut Ausgeschildert, abwechslungsreiche Streckenführung und ein Internetauftritt, der eine gute Planung ermöglicht: nachdem wir damals die „Hossinger Leiter“ gemacht hatten, wussten wir, dass es nicht die letzte Wanderung in Albstadt war.

 

Den „Felsenmeersteig“ haben wir schon bei der Urlaubsplanung ins Auge gefasst. Er war auch die einzige Tour, die wir auf jeden Fall machen wollten.

Start und Zielpunkt ist der Parkplatz im Ortsteil Burgfelden. Nach einem Blick auf das Höhenprofil haben wir uns jedoch für den Parkplatz in Margretshausen entschieden. Nach etwas mehr als einem Kilometer flacher Strecke zum Einlaufen geht es von dort aus gleich einen richtig steilen Anstieg hinauf auf den Albtrauf. Den wollten wir frisch ausgeruht und nicht erst am Ende bewältigen. Aber egal von wo man startet: Anstrengend wird es auf jeden Fall. Steile Anstiege benötigen eine gute Kondition. Schmale Wege eine gewisse Trittsicherheit. Außerdem führt ein großer Teil der Pfade direkt am Steilhang entlang. Das bietet zwar Atemberaubende Ausblicke am Fließband. Eine gewisse Schwindelfreiheit jedoch ist definitiv hilfreich.


Die Anstrengung ist es aber auf jeden Fall wert. Die Wege führen durch eine abwechslungsreiche und schöne Landschaft. Mit dem „Böllat“ wartet ein spektakulärer Aussichtspunkt auf die Wanderer, der den Blick bis in den Schwarzwald ermöglicht. Das Namens gebende Felsenmeer bietet schöne und bizarre Felsenformationen im Wald und wirkt ein bisschen verwunschen. Das Schild „nur für geübte Wanderer“ steht dort allerdings nicht umsonst. Der Weg ist teilweise nur an der Wegmarkierung an den Bäumen auszumachen. Den besten Pfad durch oder über die Felsen zu finden ist der anstrengende und spaßige Teil dabei. Wenn man sich dass nicht zutraut oder wenn der Boden zu rutschig ist durch Regenwetter, kann das Felsenmeer auch umgangen werden.

Die Stadt Albstadt bewertet den „Felsenmeersteig“ als schwer und nennt ihn die Königsetappe der Traufgänge. Diese Einschätzung teile ich. Natürlich, geübte Wanderer mit Alpin Erfahrung fühlen sich sicher unterfordert. Aber jeder, der normal Fit ist und ab und zu gerne mal die Wanderschuhe schnürt, wird hier gut gefordert. Aber nicht überfordert. Die Streckenführung ist abwechslungsreich gestaltet. Nach jedem anstrengenden Stück folgt eine etwas entspanntere Strecke, sodass die Ansteuerung sich über die 18 Kilometer gut verteilt.  Die Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke entschädigen einen jedenfalls für jeden Schweißtropfen. Außerdem gibt es in Burgfelden direkt an der Strecke Einkehrmöglichkeiten, um bei Gut Bürgerlicher Küche den Akku wieder auf zu laden.

Die Beschilderung und die von der Stadt erstellte Wegbeschreibung im Internet sind, genau wie bei der Hossinger Leiter anfangs erwähnt, sehr gut und stellen einen vor keine großen Schwierigkeiten. Den Weg verpassen oder sich zu verlaufen ist recht schwierig und fast schon wieder eine Leistung.

Für mich definitiv ein schöner Rundwanderweg und ein absoluter Höhepunkt in diesem Urlaub.

Hier geht es zur offiziellen Tourbeschreibung von der Stadt Albstadt



Donnerstag, 17. September 2020

Mein CD Regal

Revel in Flesh

Manifested Darkness

 

 


Death Metal. Oldschool. Mal scheppernd. Mal walzend. Irgendwo zwischen „Entombed“ und „Bolt Thrower.“ Im Grunde ist damit schon Alles zu „Manifested Darkness“ gesagt. Freunde des klassischen 90er Death bekommen hier genau das, was sie sich Nachts erträumen. Kompromissloses Geknüppel, das bei mir ein dickes Grinsen und regelmäßig Nacken Schmerzen verursacht.

Die Unterschiede zum ganz aktuellen Album „The Hour of the Avenger“ sind überschaubar. Wer das Eine mag wird das Andere genauso feiern. Und umgekehrt.

Im Grunde könnte ich die Review auch einfach kopieren und nur die Namen austauschen. Aber: gute Death Metal Bands kann man gar nicht oft genug erwähnen.


Entdeckt hab ich die schwäbischen Death Metaler vor ein paar Jahren eher zufällig. Im JuZe ums Eck stand wieder mal ein Konzert Abend an mit einer Handvoll Bands aus der näheren und weiteren Umgebung. Einer der Abende, bei denen man auf dem Flyer die eine Hälfte der Logos nicht entziffern kann. Und die Andere einem nichts sagt. Ein Abend, bei dem man nicht all zu viel mehr als ein paar kühle Bier und ein bisschen gepflegten Krach erwartet. „Revel in Flesh“ boten mehr als nur das. Ein absoluter Totalabriss, der mich direkt an den Merchandise Stand geführt hat. Und später dann auch zu meinem Trip nach Aalen.

An diesem Abend hab ich mir gleich die „Manifested Darkness“ geholt in der Hoffnung, dass die Platte ähnlich viel Spaß macht wie die Jungs Live. Macht sie. Aber dennoch: so einen Konzert Abend ersetzt sie einfach nicht. Death Metal ist für mich eine Stilrichtung, die vor Allem von der Live Energie lebt. „Revel in Flesh“ schaffen das Kunststück, diese Energie weitestgehend auf Platte zu pressen. Bier und Schweiß tropfen förmlich aus den Boxen.

Bands in dieser Größenordnung zu entdecken, ist recht schwer. Die Meisten davon – „Apophis“, „Revel in Flesh“, „Weak Aside“ und all die anderen – habe ich auf solchen Abenden kennengelernt. Kleine Clubs und JuZes, wo Leute etwas auf die Beine stellen und Bands eine Plattform bieten. Eine Möglichkeit, die gerade jetzt komplett weg fällt.

Grund für mich, "Revel in Flesh" noch einmal zu Erwähnen. Wer es nicht allzu Innovativ braucht und sich über richtig gut gemachten Death freuen kann, sollte hier definitiv ein Ohr riskieren. Und falls es irgendwann mal wieder soweit ist und Live Abrisse nicht mehr nur im Stream stattfinden: hingehen! Ich war inzwischen dreimal dabei und war jedes mal komplett verschwitzt und zufrieden danach. Nur die Nacken schmerzen am Tag danach….


Donnerstag, 10. September 2020

Mein CD Regal

 

Orden Ogan

Gunmen


Ich mag Powermetal. Ich mag es gerne mal bombastisch. Folgerichtig hat mich 2012 rum „Things we believe in“ um geblasen. Genauso dass dazu gehörige Album „To the End“. Eingängige Songs, Refrains mit Ohrwurmcharakter und immer wieder spannende Gitarren Soli. Ich war glücklich. Umso enttäuschter war ich, als ein paar Jahre später die Vorab Single „F.E.V.E.R.“ erschien. Auf den ersten Blick genau das Gleiche wie auf dem Vorgänger Album. Nur noch überladener und noch über produzierter. Das war schon auf „To the End“ hart an der Grenze. Aber hier war es ein ganzes Stück weiter getrieben worden. Noch einmal ein paar Jahre später erschien mit „Gunman“ die Single vom nächsten Album. Wieder gleiches Spiel: grundsätzlich alles gut. Nur noch überladener. Noch über produzierter. Dazu noch ein Enrico Morricone Gedächtnis Orchester. Mehr Breitband geht nicht in knapp 4 Minuten Song. Grund genug für mich, beide Alben links liegen zu lassen. Der Hang zu immer mehr, immer bombastischer und immer überladener geht mir schon bei Sabaton und Powerwolf auf die Nerven. Irgendwie scheint es nur noch darum zu gehen, die Musik künstlich aufzublasen. Die Songs selber treten vor lauter Soundeffekten, Chören, Orchester Elementen und was weiß ich noch alles in den Hintergrund. Hauptsache jede Soundspur im Studio ausgenutzt. Orden Ogan schienen einfach die nächsten zu sein, die auf diesen Zug aufspringen.


Tja, wie war das? Man soll ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen? Genauso wenig wohl eine CD anhand der Vorab Single. Ich habe auch schon Alben nur Aufgrund der Single gekauft. Ohne davor noch einmal rein zu hören. Und ihr wisst ja: sind die Erwartungen hoch, kann man tief fallen. So hat mich dann schon das ein oder andere Stück Musik hart enttäuscht. Andersherum kann es aber vielleicht ja auch klappen. Erwartet man wenig, kann man am Ende kaum enttäuscht sein. Vielleicht ist man ja sogar angenehm überrascht? Also habe ich mir kürzlich Beide auf dem Wühltisch geholt. Meine Neugier war größer als der Preis.


Sehr zu meiner Freude. Gerade „Gunmen“ ist eine faustdicke Überraschung. Ja, der Eröfnungstrack ist einfach drüber. Mit zu viel von Allem klingt er wie der Soundtrack zu einem Western Streifen auf Drogen. Danach wird es aber deutlich besser. Ja, die Songs sind immer noch überladen und allesamt im Breitbandformat. Mehrstimmige Refrains sind eh Standard beim Orden. Kein Song kommt ohne musikalisches Klimbin wie Orchester oder Banjo aus. Die Western Sounds klingen für mich dabei ziemlich nach Anstehmusik im Vergnügungspark. Aber dennoch: die Songs sind richtig gut, und der Bombast und Kitsch ist zwar äußerst hart an der Grenze, aber reizt das erträgliche nie ganz aus.

Die Lieder sind allesamt solide und eingängig. Schaffen es aber trotzdem, genug Spannung aufzubauen und vermeiden es immer, ganz ins Lala Land des Hintergrundgedudels ab zu driften.

Somit bleibt ein absolutes Hochglanz Power Metal Album wie es Heute wohl Standard ist. Allerdings ist die Effekthascherei nicht ganz so schlimm wie bei den Vorher genannten anderen Beiden. Somit bleiben die Songs erheblich länger im Ohr. Und erschaffen trotz - oder gerade wegen – all dem Kitsch eine ziemlich starke Western Stimmung. Diese wird durch das stimmige Artwork ergänzt. Gerade das Backcover hat es mir richtig angetan und versprüht ein bisschen „Der dunkle Turm“ Atmosphäre.

Hut ab. Ich werde in Zukunft mich nicht mehr ganz so stark von vorab Singles beeinflussen lassen. Na, zumindest versuche ich es.

Donnerstag, 3. September 2020

Raus. Gehen.

 

Klosterfelsenweg Laiz

 




Nachdem wir mit der schönen, eher gemütlichen Laucherttalrunde zum Einlaufen unseren Wanderurlaub auf und um die schwäbische Alb begonnen hatten, haben wir für den zweiten Tag ein bisschen was anspruchsvolleres geplant. Paddeln im Donautal bei Sigmaringen. Aber der Pegelstand hatte da etwas dagegen. Nun, wenn es auf der Donau nicht geht, dann eben an der Donau entlang.

Die Stadt Sigmaringen hat unter dem Namen „Donau Felsen Läufe“ fünf verschiedene Rundtouren zusammengestellt. Wir haben uns für den für den Klosterfelsenweg entschieden. Knappe 15 km, mit 555 Höhenmeter. Das klang deutlich anspruchsvoller als die Laucherttalrunde, aber immer noch gut machbar.


Der offizielle Startpunkt ist in Laiz, Parkplatz Turnhalle. Wir haben uns jedoch für den Parkplatz Alte Donau, Laiz entschieden. Von dort aus sind es nur ein paar Meter bis zum ersten Höhepunkt. Die Donau hat einige eindrucksvolle Höhlen und Grotten in den Felsen gegraben. Ein schmaler Weg und steile Treppen führen dort entlang. Dann geht es fast Schlag auf Schlag: Teufelsfelsbrücke, Amalienfelsen, das ehemalige Kloster Inzigkofen. Eine Sehenswürdigkeit jagt die andere. Vor lauter Gucken und Staunen vergessen wir das Laufen. Und so haben wir, als wir eine Essenspause in Laiz machten, zwar schon ein paar Stunden verbummelt. Kilometer mäßig hatten wir aber noch ein gutes Stück vor uns.

Nach der Pause kamen wir dann auch besser voran. Nicht, dass die Route weniger spektakulär wurde. Im Gegenteil: schmale Wege und steile Anstiege forderten ein bisschen was von uns ab. Und mit unter anderem der Ruine „Gebrochen Gutenstein“ oder dem „Gespaltenen Felsen“ gibt es immer noch jede Menge markanter Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten. Nur liegen sie etwas weiter auseinander, sodass man zwischendurch zum Laufen kommt und die fantastische Landschaft bewundern kann. Mein persönlicher Höhepunkt war ein Pfad durch ein kleines Nebental, direkt an einem quirligen Bach entlang. Ruhig, abgeschieden, und – im Gegensatz zu den Hotspots – ruhig. 

 


Eins muss man nämlich beachten: gerade der Abschnitt zwischen Laiz und Inzigkofen ist zwar wunderschön, aber auch recht stark frequentiert. Der „fürstliche Park Inzigkofen“ mit dem Amalienfelsen und der Teufelsbrücke ist ein absoluter Publikumsmagnet. Etwas überlaufen, aber sehr sehenswert ist die Anlage aber auf jeden Fall. Gerade die Teufelsbrücke sieht beeindruckend aus und ist ein wunderbares Beispiel für den Garten und Parkbau des Neunzehnten Jahrhunderts. Es ist, ähnlich wie die Schlösser Lichtenstein und Hohenzollern, sehr romantisch angelegt und macht den Eindruck eines Disneylands für Adlige.

Auf der anderen Donauseite ist es ein bisschen ruhiger. Zumindest verläuft sich alles etwas besser.

Insgesamt ist die Tour recht anspruchsvoll. Starke Steigungen von der Donau auf die umliegenden Felsen gehen in die Füße. Aber es ist nichts dabei, was man mit einer normal guten Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nicht bewältigen könnte. Letztere braucht man immer wieder, wenn der Weg hoch über der Donau am Felsenkamm entlang führt.

Abwechslungsreich, viele Höhepunkte und eine einzigartige Landschaft: Der Klosterfelsenweg hat mir persönlich sehr gut gefallen. Das Donautal werde ich nicht zum letzten mal besucht haben.

Infos zu den Touren finden sich auf der offiziellen Seite der Stadt Sigmaringen.