Rhapsody
Symphony of the Enchanted Lands II
Ein Waldspaziergang in der herbstlichen Dämmerung und die Zufallswiedergabe meines MP3 Player. Manchmal ein starkes Duo. Ich stand auf einer Anhöhe und blickte über das Neckartal, als mir die wohltönende Stimme von Saruman – beziehungsweise Dracula, einem Alien aus Mondbasis Alpha Eins oder dem Zahnarzt – von einer alten Prophezeiung erzählte. Eigentlich bin ich überhaupt kein Freund von Spoken Word Intros. Für mich klingt das immer mehr nach Kirmes als nach Dramatik. Aber offensichtlich kommt es nur auf den richtigen Zeit und Ort an: Mister Lee erzeugte eine unglaublich schöne Stimmung.
Jedenfalls habe ich mir daheim dann die Zeit genommen und das Ding von vorne bis hinten durch gehört. Zum ersten mal seit keine Ahnung wie langer Zeit.Über Rhapsody bin ich mal wieder zufällig gestolpert, als ich Heavy Metal gerade für mich entdeckt habe. Beim stöbern im Plattenladen. Den Bandnamen hatte ich bis dahin noch nie gehört. Was auch nicht verwunderlich war. Arg viel weiter als bis zu Nightwish und Blind Guardian bin ich damals noch nicht auf meiner Reise ins Metal Wunderland gekommen. Aber hey – auf dem Cover ist ein Drache, der über eine majestätische Fantasy Landschaft fliegt. Was soll schon schief gehen?
Ein Schuss ins Blaue. Treffer ins Schwarze. Pfeilschneller Powermetal. Dramatisches Orchester. Eine glasklare Gesangsstimme. Und Christopher Lee. Das Erste durch hören war ein einziger Wow Moment. Gut, damals hatte ich noch keine Vergleichsmöglichkeiten, alles war neu und spannend und somit war ich auch definitiv einfacher zu beeindrucken. Dazu kommt, dass ich damals auf dem absoluten Fantasy Trip war. Der Herr der Ringe lag immer auf dem Nachttisch. Meine erste Heldengruppe für das PC Spiel Icewind Dale hatte ich gerade in mühsamer Kleinarbeit fertig gestellt. Kurz: Rhapsody passten damals einfach nahtlos rein. Ob beim basteln von Charakteren, als Hintergrund Beschallung bei meinen ersten – und letzten – Zeichenversuchen oder einfach so: der Fantasy Breitband Roman zum hören hatte bei mir leichtes Spiel und war immer dabei.
Bis es dann mal irgendwann – wie es so oft passiert – durch genudelt war und im CD Regal verschwand.Bis vor kurzem. Wie gesagt: Zufallswiedergabe sei Dank. Das erstaunliche: es ist heute immer noch ok. Gut, das absolute Wow Gefühl vom Anfang ist dahin. Die Chöre, der Bombast, die Spoken Word Passagen – also so ziemlich alles, was ich damals so genial fand – erscheinen mir inzwischen als komplett aufgeblähtes Beiwerk. Wie Modeschmuck. Nett anzuschauen, aber nicht zwingend nötig. Und hast du zu viel davon an, wirkt es billig.
Das ist einigermaßen Schade, hinter dem ganzen Tand verbirgt sich nämlich ein ziemlich starkes Stück Powermetal, das sowohl kompositorisch als auch spielerisch nichts falsch und vieles gut macht. Hier wäre weniger mehr gewesen. Den Beweis dafür liefert die Band für mich einige Jahre, einen Namenswechsel und einem ordentlichen Bandkrach mit einhergehendem Verlust des Haupt Gitarristen und – Komponisten später selbst: Dark Wings of Steel ist deutlich stärker. Der einzige Unterschied: auf das Tamtam wurde weitgehend verzichtet. Die Band steht deutlich im Mittelpunkt, somit wirken die Songs schlanker, kraftvoller und zielstrebiger.
Besser: ja. Aber den bleibenderen Eindruck auf mich persönlich macht dennoch die Symphony of the Enchanted Lands Part II. Einfach aus nostalgischen Gründen. Musik hören ist nun einmal selten rational.
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