Donnerstag, 30. Dezember 2021

Aus dem Nähkästchen

 

Neues Jahr, neues...was auch immer



Wir haben ja alle gehofft, dass 2021 besser wird als 2020. Das man aus dem Pandemie Jahr gelernt hat. Dass es anstatt des hektischen Aktionismus ein strukturiertes, vorausschauendes Agieren im Bezug auf Covid geben wird. Dass mit dem Impfprogramm alles wieder seinen normalen Weg gehen kann. Nun, es wurde besser. Aber wir haben auch gelernt: besser ist nicht immer gut. Die Politik hat meiner Meinung nach noch Kopfloser reagiert als im Vorjahr. Wahlkampf, ich hör dich tapsen. Die Stimmung hat sich an beiden Rändern extrem aufgeheizt. Spricht man sich für das Impfen und die Beschränkungen aus, ist man für die einen sofort ein Schlafschaf. Einer, der nicht selber denken will. Der die Wahrheit nicht sehen will. Dabei steht die doch ganz klar und deutlich für alle in diesem Internet.

Sagt man jedoch, dass man die bedenken gegen den neuen Impfstoff durchaus verstehen kann, ist man für die anderen sofort ein Schwurbler, Querdenker und steht generell unter Verdacht, Nazi zu sein. Und wofür braucht man die ganze Alufolie im Einkaufswagen? Kurzum: dazwischen scheint es bei der Debatte einfach nicht mehr zu geben. Ja, das hat sich irgendwie über die Jahre bei verschiedensten Themen schon angedeutet: diskutieren ist nicht mehr.Jemand, den ich sehr schätze, meinte mal zu mir: „Mensch Chris, mit dir kann man einfach nicht diskutieren. Du bist am Ende nie meiner Meinung.“ Als ob diskutieren ein Wettbewerb sei. Jeder schmeißt solange mit Argumenten um sich, bis einer blutend auf dem metaphorischen Boden liegt. Hauptsache, man hat gewonnen. Dabei finde ich, dass der Kern der Debatte eher im Austausch selber liegt. Darin, seine eigene Position neu zu betrachten und zu überdenken, indem man sie anderen Argumenten aussetzt. Ein stetiges hinterfragen der eigenen Argumente und Standpunkte. Und derjenigen des Gegegenparts. Läuft eine Diskussion schlecht, hat man immerhin die Erkenntnis, dass andere Meinungen existieren. Die können der eigenen schon mal entgegengesetzt sein. Aber immerhin weis man nun, wie der andere auf die Idee gekommen ist. Im besten Fall hat man durch den Austausch zweier Positionen eine Dritte entdeckt, die aus den zwei Standpunkten entstanden ist. Austausch statt Wettkampf. Nun ja, das ist natürlich nur mein frommes Wunschdenken. Stattdessen scheint es nur noch richtig und falsch zu geben. Wobei „richtig“ natürlich meine Meinung ist.Kurz und knapp: es spinnen alle. 

 

Was Konzerte betrifft, war 2021 doppelt so gut für mich wie 2020. Ja, absagen und Verschiebungen gab es genug. 2022 braucht ein paar Tage mehr im Kalender...aber immerhin, einmal Festival hat im Sommer geklappt. Zwar ist Baden in Blut Covid bedingt ausgefallen, aber die Mädels und Jungs von den Metalmaniacs haben kurzerhand einen Ersatz aus dem Boden gestampft. Etwas kleiner, etwas undergroundiger, genauso spaßig. „The Devils Plaque Round“ nannte sich das Ganze, und zum Glück war dieses Wortspiel das einzig wirklich miese an dieser Veranstaltung. Ich war am zweiten Tag dort, und musikalisch wurde hier am zweiten Tag fröhlich zwischen Death und Black hin und her gesprungen. Im schlimmsten Fall war das halt zum Bier holen. Wovon es gut und reichlich gab. Mit „Unlight“ und „Necrotted“ haben es dann auch noch zwei Bands geschafft, mich zum Merchandise Stand zu locken. Fein. Insgesamt ging das Ganze zwei Tage, es gab jedoch nur Tageskarten zu kaufen. Da Freitags jedoch hauptsächlich Modern und Core Bands Vertreten waren. Hab ich gut darauf verzichten können. 

 

Leider war es dass dann trotz einiger weiteren Versuche, weshalb neue CDs dieses Jahr bei mir etwas Mangelware sind. Das Meiste kauf ich nun halt mal auf Konzerten. Oder so mal beim stöbern beim Einkaufs bummel. Das war ja wiederum möglich, und so haben sich mit „Body Count“ und „Anathema“ einige meiner Lücken geschlossen.

Immerhin. Musikalisch für mich kein Top Jahr. Aber besser. Und das ist immerhin ein Schritt Richtung gut. 

 

Am Donnerstag, den 6ten Januar, ist in Baden Württemberg Feiertag. Hier gehts dann also erst in zwei Wochen weiter.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr



Donnerstag, 23. Dezember 2021

Mein CD Regal

 

Lacuna Coil

Karmacode, Unleashed Memories



Tja, das mit dem sich selbst weiter entwickeln kann manchmal schon echt schwierig sein. Entscheidet man sich als Musiker dazu, den Sound mit jedem Album zu verfeinern und mit neuen Elementen etwas frisches dazu zu geben, schreit es von der einen Seite.„Buh, Kommerz. Früher wart ihr besser.“ Setzt man dagegen auf altbewährtes und tauscht im großen und ganzen nur Albumcover und Songtitel aus, schreit es von der anderen Seite: „Hach, ganz nett. Aber das ist doch immer der gleiche, platte Scheiß.“ Es scheint offensichtlich als Musiker recht schwer zu sein, es allen recht zu machen und sowohl neue als auch alte Fans zufrieden zu stellen. Am besten also, man versucht es erst gar nicht. Und macht einfach, worauf man Bock hat. So scheinen es sich damals wohl auch Lacuna Coil gedacht haben. Zwischen „Unleashed Memories“ und „Karmakode“ liegen gerade mal fünf Jahre. Dafür Welten, was Songwriting und Produktion betrifft. Es könnte sich um zwei komplett unterschiedliche Bands halten, so unterschiedlich klingen beide. Besonders, wenn man sie direkt hintereinander hört. Aus dem scheinbaren großen Sprung wird ein konsequenter Schritt, wenn man „Comalies“ betrachtet. Das Album liegt dazwischen, ist – aus meiner Sicht zumindest – das Durchbruchsalbum und sozusagen der Missing Link. Erschienen ist das Album 2004 – 3 Alben in Sechs Jahren? Eine stattliche Schlagzahl. Besonders dann, wenn man die wahnsinnige Entwicklung betrachtet. Wo andere Bands in dieser Zeitspanne dreimal das Gleiche veröffentlichen und das hinzufügen eines Dudelsacks als Innovation feiern, krempeln die Italiener ihren Sound einfach mal um. Von etwas ruhigerem, melancholischen Gothic Rock\ Metal hin zu modernen, groovenden Gitarren. Die Musikmagazin, die ich damals reihenweise verschlungen habe, nannten das „amerikanisch“. Und meinten das selten als Kompliment.

Die „Comalies“ fiel mir dank der Dauerrotation des „Heavens a Lie“ Videos als Erstes in die Hände. Ich war sofort verliebt. Härte, Melancholie, zwei perfekt harmonierende Stimmen. So etwas hatte ich bis dato noch nicht gehört. Mit etwas Abstand löst die Platte keine Begeisterung mehr aus,vielleicht weil ich sie auch ziemlich tot gehört habe. Was einigermaßen lange gedauert hat. Aber sie ist immer noch enorm stark. Und vor allem: sie ist die perfekte Symbiose aus dem klassischen Gothic Rock und dem modernen – ich nehme das böse Wort mal in den Mund – Nu Metal. Trennt man beide wieder, so kommt man auf der einen Seite bei Unleashed Memories und auf der anderen Seite bei Karmacode raus. Comalies ist die Mitte, die anderen beide bilden das jeweilige Element konsequent ab. Zwei Alben, zwei Extreme. Das macht für mich diese beiden CDs richtig spannend, zumal sie richtig gut funktionieren. Das liegt für mich besonders an beiden Sängern. Anstatt hier klassisch die schöne und das Biest zu spielen und auf 50\50 Duette zu setzen, werden hier auch gerne mal beide Stimmen übereinandergelegt, was dem ganzen dann eine schöne tiefe verpasst.

Die Alben vor 2001 und nach 2006 hab ich nicht in meiner Sammlung. Am Anfang klingt mir das noch ein bisschen zu unentschlossen und ist noch ohne roten Faden. Danach wirkt es schon fast berechnend, wie eins dieser musikalischen Hochglanz Produkte. Höllische Grooves in der Strophe, sphärische Klänge im Refrain, das ganze kompakt in vier Minuten geklöppelt. Und dann bitte 12 davon auf den Silberling.

Aber das Dreigestirn dazwischen ist für mich bis heute definitiv hörens wert. Zu einem, weil man die Entwicklung der Band sehr gut nachvollziehen kann. Ein plötzlicher Wechsel zum „amerikanischen“ um mehr Geld zu verdienen ist nämlich nicht vorhanden, sondern entwickelt sich über genau diese drei Veröffentlichungen. Ganz zarte Grooves finden sich auch schon auf der „Memories“.

Freitag, 17. Dezember 2021

Mein CD Regal

 

Powerwolf

Lupus Dei

 


 

Auch 2021 bleibt das Jahr des Konjunktivs. Letztes Wochenende wäre ich auf dem Knockout Festival in Karlsruhe gewesen, um mir eine komplette Dröhnung Powermetal zu geben. Stattdessen wird das – wenn alles gut läuft – erst nächstes Jahr passieren. So vernünftig und sinnvoll die Verschiebung auch ist, es ist für mich sehr Schade. Es sind nämlich genau 10 Jahre ins Land gegangen, als ich das erste mal das Knockout besuchte. Vorteile damals: absolut gut zu Fuß zu erreichen. Unabhängig von Uhrzeit und Zustand. Und ein für mich damals absolutes Traum Line Up. Habt ihr euch schon mal vorgestellt, wie euer perfektes Festival aussehen würde? Das Billing damals kam dem Traumfestival von mir verdammt nahe. Blind Guardian, Stratovarius, Grave Digger...ich kam beim Anblick des Plakats gar nicht mehr aus dem sabbern raus. Also: hingetigert, Spaß gehabt. Danach war ich dann noch zweimal, und das war es dann. Erst wurde das Line Up für mich immer uninteressanter, und schließlich die Entfernung größer.

Trotzdem, ganz aus den Augen habe ich es nie verloren. Für dieses Jahr habe ich mir auch, sobald der Veranstalter grünes Licht gegeben hat, Tickets geholt. Erstens: nach einer langen Pause hatte ich einfach mal wieder Bock auf ein Konzert. Relativ egal, was da spielt. Hauptsache Krach und Bier. Zweitens fand ich die Vorstellung, ein Zehn Jahres Jubiläum zu begehen, ganz nett. Und drittens: das Line Up stimmte. Mit Brainstorm und Orden Ogan war ich schon voll bedient, Powerwolf als Headliner tun da auch nicht weh. Die ersten beiden sind nächstes Jahr voraussichtlich dabei, die Wölfe haben eigene Toupläne. Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen. Zwar mag ich die Band recht gerne, aber für mich hat sich das Konzept einfach selbst überlebt. Die Luft ist quasi raus.

Kennengelernt habe ich die Saarländer mit ihrem vierten Sutdio Album „Blood of the Saints“. Und ich war sofort angefixt. Die Songs gingen ins Ohr, ohne gleich wieder auf der anderen Seite rauszuplätschern. Jede Menge Oho Passagen, ohne gleich zu sehr ins Bierzelt zu schielen. Bombast und Effekte, aber – beinahe – kein Disney Kitsch. Klasse. 2012 dann auf dem Metalfest Loreley das Erste Konzert: Wow. Musikalisch solide bis gut. Aber die Show – genial. Was auf Platte schon mehr als gut klang, war im Zusammenspiel mit der beinahe perfekten Bühnenshow für mein damlaiges Ich einfach der Wahnsinn. Es folgten noch vier weitere Konzerte innerhalb eines Jahres und zwei der älteren Alben. Vielleicht war es einfach zu viel, aber als „Preachers of the Night“ raus kam, hat das mich nicht mal mehr ansatzweise in irgendeiner Form mitgenommen. Auch – oder weil – die Wölfe nichts grundlegendes geändert hatten. Das Konzept ist einfach durch für mich. Pompöser Metal mit okkulten Themen auf Platte, gottesdienstartige Shows mit einem ironischen Augenzwinkern auf der Bühne. Die Erfolgsformel von Powerwolf ist absolut klar zu erkennen. Und es sei ihnen absolut gegönnt.

Alles nach „Blood of the Saints“ ist für mich absolut uninteressant. Und obwohl ich diese Scheibe immer noch gerne mag, so begeistern wie Anfangs kann sie auch schon lange nicht mehr. Der Aha Effekt ist weg, und abseits der Effekthascherei bleibt halt nur ein solides Album, nicht mehr, nicht weniger. Ganz anders ist das „Lupus Dei“. Naja, nicht wirklich anders, was den Inhalt betrifft. Alles, was den Sound von Powerwolf prägt, ist hier schon vorhanden. In der Rohfassung. Die späteren Alben haben nichts weiter gemacht, als den Stil Stück für Stück zu perfektionieren. Der Diamant wurde quasi geschliffen, bis er funkelt. Der Punkt war beim 4 ten Album erreicht. Manchmal ist roh aber einfach besser. Und so ist die „Blood of the Saints“ vom technischen Standpunkt das bessere Album. Mehr Spaß macht mir aber „Lupus Dei“. Der Sound ist deutlich roher, ohne gleich wie eine Demo zu scheppern. Das wichtigste: das Album funktioniert auch ohne die Optik von Powerwolf. Während die neueren Sachen auf Platte etwas blass wirken und erst auf der Bühne im Gesamtkonzept funktionieren, läuft „Lupus Dei“ einfach als gutes Powermetal Album durch. Somit ist es für mich das absolut stärkste Album und eine Empfehlung für alle, die soliden Powermetal mögen.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

In eigener Sache

 Wieder da!

 



Erstaunlich, wie schnell drei Wochen vorbei gehen können. Gefühlt Gestern noch den kurzen Info Post hoch geschossen und heute ist schon wieder Zeit, das Internet mit einem weiteren Text meinerseits zu einem besseren Ort zu machen. Das wird allerdings noch bis nächste Woche warten müssen. Nicht nur ich war im Urlaub, sondern mein Gehirn. Nichtstun, spazieren im Herbststurm, nichts tun, Corona Konformer Trip nach Hamburg, mehr nichts tun: die drei Wochen waren prall gefüllt und ließen keinerlei Spielraum, um in irgendeiner Weiße schreiberisch aktiv zu werden. Was auch der Plan war. 

Das Gute daran: der Kopf ist wieder einigermaßen voll mit Ideen.Ein paar Alben wollen Euch noch vorgestellt werden. Die ein oder andere Entwicklung der Gesellschaft und deren direkten Auswirkungen auf das kulturelle Leben besprochen werden. Spoiler: kein Konzert mehr für 2021. Ärgerlich? Ja. Überraschend? Nein. Ein Grippevirus, der in der nasskalten Zeit seine Hauptsaison hat: davon hat ja noch nie jemand gehört. Das kam absolut unerwartet. Ich bin der Meinung, Sarkasmus erkennt man in Schriftform auch ohne Erklärung.

Außerdem habe ich mir ein paar Plattformen angeschaut, auf der ich in Zukunft eventuell meine Texte parallel veröffentlichen werde. Und den ein oder anderen neu.

Zu guter Letzt noch mal der Hinweis auf meinen Insta Account: Bilder, Infos zu neuen Texten, wertvoller Inhalt. All das findet ihr hier

Wir lesen uns nächste Woche!