Powerwolf
Lupus Dei
Auch 2021 bleibt das Jahr des Konjunktivs. Letztes Wochenende wäre ich auf dem Knockout Festival in Karlsruhe gewesen, um mir eine komplette Dröhnung Powermetal zu geben. Stattdessen wird das – wenn alles gut läuft – erst nächstes Jahr passieren. So vernünftig und sinnvoll die Verschiebung auch ist, es ist für mich sehr Schade. Es sind nämlich genau 10 Jahre ins Land gegangen, als ich das erste mal das Knockout besuchte. Vorteile damals: absolut gut zu Fuß zu erreichen. Unabhängig von Uhrzeit und Zustand. Und ein für mich damals absolutes Traum Line Up. Habt ihr euch schon mal vorgestellt, wie euer perfektes Festival aussehen würde? Das Billing damals kam dem Traumfestival von mir verdammt nahe. Blind Guardian, Stratovarius, Grave Digger...ich kam beim Anblick des Plakats gar nicht mehr aus dem sabbern raus. Also: hingetigert, Spaß gehabt. Danach war ich dann noch zweimal, und das war es dann. Erst wurde das Line Up für mich immer uninteressanter, und schließlich die Entfernung größer.
Trotzdem, ganz aus den Augen habe ich es nie verloren. Für dieses Jahr habe ich mir auch, sobald der Veranstalter grünes Licht gegeben hat, Tickets geholt. Erstens: nach einer langen Pause hatte ich einfach mal wieder Bock auf ein Konzert. Relativ egal, was da spielt. Hauptsache Krach und Bier. Zweitens fand ich die Vorstellung, ein Zehn Jahres Jubiläum zu begehen, ganz nett. Und drittens: das Line Up stimmte. Mit Brainstorm und Orden Ogan war ich schon voll bedient, Powerwolf als Headliner tun da auch nicht weh. Die ersten beiden sind nächstes Jahr voraussichtlich dabei, die Wölfe haben eigene Toupläne. Meine Enttäuschung hält sich in Grenzen. Zwar mag ich die Band recht gerne, aber für mich hat sich das Konzept einfach selbst überlebt. Die Luft ist quasi raus.
Kennengelernt habe ich die Saarländer mit ihrem vierten Sutdio Album „Blood of the Saints“. Und ich war sofort angefixt. Die Songs gingen ins Ohr, ohne gleich wieder auf der anderen Seite rauszuplätschern. Jede Menge Oho Passagen, ohne gleich zu sehr ins Bierzelt zu schielen. Bombast und Effekte, aber – beinahe – kein Disney Kitsch. Klasse. 2012 dann auf dem Metalfest Loreley das Erste Konzert: Wow. Musikalisch solide bis gut. Aber die Show – genial. Was auf Platte schon mehr als gut klang, war im Zusammenspiel mit der beinahe perfekten Bühnenshow für mein damlaiges Ich einfach der Wahnsinn. Es folgten noch vier weitere Konzerte innerhalb eines Jahres und zwei der älteren Alben. Vielleicht war es einfach zu viel, aber als „Preachers of the Night“ raus kam, hat das mich nicht mal mehr ansatzweise in irgendeiner Form mitgenommen. Auch – oder weil – die Wölfe nichts grundlegendes geändert hatten. Das Konzept ist einfach durch für mich. Pompöser Metal mit okkulten Themen auf Platte, gottesdienstartige Shows mit einem ironischen Augenzwinkern auf der Bühne. Die Erfolgsformel von Powerwolf ist absolut klar zu erkennen. Und es sei ihnen absolut gegönnt.
Alles nach „Blood of the Saints“ ist für mich absolut uninteressant. Und obwohl ich diese Scheibe immer noch gerne mag, so begeistern wie Anfangs kann sie auch schon lange nicht mehr. Der Aha Effekt ist weg, und abseits der Effekthascherei bleibt halt nur ein solides Album, nicht mehr, nicht weniger. Ganz anders ist das „Lupus Dei“. Naja, nicht wirklich anders, was den Inhalt betrifft. Alles, was den Sound von Powerwolf prägt, ist hier schon vorhanden. In der Rohfassung. Die späteren Alben haben nichts weiter gemacht, als den Stil Stück für Stück zu perfektionieren. Der Diamant wurde quasi geschliffen, bis er funkelt. Der Punkt war beim 4 ten Album erreicht. Manchmal ist roh aber einfach besser. Und so ist die „Blood of the Saints“ vom technischen Standpunkt das bessere Album. Mehr Spaß macht mir aber „Lupus Dei“. Der Sound ist deutlich roher, ohne gleich wie eine Demo zu scheppern. Das wichtigste: das Album funktioniert auch ohne die Optik von Powerwolf. Während die neueren Sachen auf Platte etwas blass wirken und erst auf der Bühne im Gesamtkonzept funktionieren, läuft „Lupus Dei“ einfach als gutes Powermetal Album durch. Somit ist es für mich das absolut stärkste Album und eine Empfehlung für alle, die soliden Powermetal mögen.
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