Donnerstag, 27. Januar 2022

Aus dem Nähkästchen

 

Mehr grau in grau


Wenn ich von meinem Schreibtisch aus durch das Fenster schaue, fällt mein Blick auf einen sanft geschwungenen Bergrücken. Viel grün, wenig Beton. Nach einigen Jahren Großstadt mit wahlweise malerischer Straße, malerischem Hinterhof oder malerischer Hauptstraße als Panorama definitiv ein angenehmer Ruhepool. Vorausgesetzt: man sieht den Berg. Der Januar gibt sich richtig mühe, und statt Naturidyll sehe ich recht häufig eine graue Wand. Hat den Charme der Ausenlevels von Half Life. Und schlägt wahnsinnig aufs Gemüt. Um es kurz zu machen: ich könnte gerade den Beitrag von letzter Woche nehmen und eins zu eins kopieren.

Der Kreativ Motor ist noch nicht warm gelaufen. Ideen für den Blog, für neue Touren und Projekte gibt es zwar. Aber sie tropfen zäher aus dem Gehirn auf das Papier als Honig von einem Löffel.

Mein Hauptproblem, zumindest was den Inhalt dieses Blogs betrifft, hängt aber nicht nur mit dem Schmuddelwetter zusammen. Die meisten von euch wissen: einen Großteil meiner Musik entdecke und kaufe ich auf Konzerten. Und ein Schwerpunkt dieses Blogs ist nun einmal, die von mir entdeckte Musik vorzustellen. Dementsprechend gering ist der Zuwachs in meiner kleinen Silberscheiben Familie in den letzten zwei Jahren. Natürlich, in meinem Fundus sind noch genug Perlen und Totalaussetzer zu finden, aber irgendwie reizt mich das gerade nicht so. Aber nun ja, mit etwas Glück wird es dieses Jahr ein bisschen Live Musik auf die Ohren geben. Ende März steht das Heidelberg Death Fest an, meine jährliche Dosis Geknüppel. Ein ganzer Tag voll gepackt mit Krach aus der todesmetallischen Ecke, aufgelockert durch ein bisschen Grind und Brutal. Bisher jedes mal ein großer Spaß. Ich bleibe optimistisch.

Anfang April dann das erste mal JuZe Konzert nach Covid: der Metal Club Odinwald lädt zum Konzertabend im Alten Ewerk Neckargemünd. Ein Abend der Kategorie: „Kann ich nicht lesen, muss gut sein.“ Ich war jetzt schon ein paar mal dort und war eigentlich noch nie enttäuscht. Gute Bands, gute Stimmung und ein Orga Team, dass mit vollem Herzblut dabei ist. Top.

Des weiteren fange ich so langsam an, dieses Internet zum entdecken neuer Musik zu benutzen. Außer mir gibt es ja noch unendlich viele Menschen weltweit, die auf Social Media Kanälen aller Art ihre Musiksammlung vorstellen. „Hooded Menace“ wird definitiv angehört. Allein das Cover der aktuellen Platte ist wohl ein Kauf wert. Und ein Grund für einen Plattenspieler. Größer ist geiler stimmt halt hin und wieder mal.

Donnerstag, 20. Januar 2022

Raus. Gehen

 

Januar Blues

 




Eigentlich ist es jedes Jahr um diese Zeit das Gleiche. Der Himmel ist grau. Die Stimmung trübe wie das Wetter. Die Anspannung des Dezembers ist abgefallen. Und das neue Jahr ist noch nicht so richtig in Fahrt. Januar und Februar sind für mich zwei Monate, die das absolute Nerv Potential haben. Alles läuft zwar so ein bisschen, aber irgendwie nicht richtig. Und so hat man Zeit zum grübeln. Was man im letzten Jahr erreicht hat. Und vor allem: was nicht. Selbst wenn das oft deutlich weniger ist und die haben Seite dick gefüllt, sorgen die grauen Wolken und die Dauerdämmerung dafür, dass das Unerledigte viel größer und schlimmer erscheint. Pfui.

 

Ich habe letztes Jahr keine Wanderung außerhalb meines Wohngebietes geschafft, die den Namen wirklich verdient hätte. Ein paar längere Spaziergänge, das schon. Aber mal so einen halben oder ganzen Tag unterwegs, was Neues entdecken oder Altes neu...nein, das hat so gar nicht geklappt. Ja ich weiß, wandern in der Pandemie ist in und eigentlich ist das doch das einzige was man machen konnte und stell dich doch nicht so an du hättest jederzeit einfach los gehen können. Eben nicht. Ich habe es im letzten Raus. Gehen schon erwähnt, dass ich gerade in der Hochphase, als alles zu war, nicht raus bin. Zu einem: im Wald war manchmal mehr los als an einem Adventssamstag in der Fußgängerzone. Bekanntere Sehenswürdigkeiten zu erkunden: fast unmöglich ohne Achterbahnschlangenfeeling. Und die ruhigen Ecken wurden von Woche zu Woche weniger. Zum andern: sämtliche Einkehrmöglichkeit waren ja zu. Dabei geht es mir gar nicht mal um das verpasste Wegbier. Vielmehr um die sanitären Einrichtungen. Wenn man 5 Stunden und mehr unterwegs ist, will man einfach etwas privateres als nur den nächsten Baum. Außerdem ist es irgendwie nicht so lecker, sich vorzustellen dass die ganze Horde ja auch mal austreten muss. Die Motivation war letztes Jahr extrem tief. Aber: neues Jahr, neues Glück. Ich hab mir ein paar Routen direkt vor der Tür ausgesucht, damit ich beim kleinsten Sonnenstrahl direkt los kann. Zwar nichts wirklich neues, aber ein paar verschieden Anspruchsvolle einstündige Runden um wieder rein zu kommen. Und dann passiert es: die Wolkendecke reist auf, die Sonne scheint, und das kurz nach Feierabend. Die Dämmerung ist noch gut eine Stunde weg. Und was mache ich? Anstatt die Schuhe zu schnüren, bringe ich noch schnell den Müll raus. Räume ein paar Sachen zur Seite, die im Weg liegen. Gleich danach kann man ja los. Ach ne, ich wollt ja noch was nachlesen. Katze muss noch gefüttert werden. So, jetzt aber. Oh, schon dunkel. Naja, dann nicht. Und so geht man sich dann ganz schnell selber auf den Sack. Dennoch bleibt die Hoffnung: sobald es wieder etwas länger hell ist, so ab März, geht es wieder los. Erst hier in der Gegend. Dann etwas weiter weg. Vielleicht ja auch zwei, drei Tage am Stück. So wie vor zwei Jahren. Oder sogar ins europäische Ausland. Irland vielleicht? Aber ach, bloß nicht zu viel planen. Wer weis denn schon, was geht und was nicht. Und falls alles wieder gut sein sollte, ist eh jeder Wanderweg überlaufen. Und sowieso stinkt alles. Scheiß Januar.

Das einzig Gute ist, dass ich mir keine Sorgen um mich machen muss: Januar und oder Februar hatten schon immer diese Wirkung auf mich. Da hilft eigentlich nur Kopfhörer auf und eine Runde ordentlichen Doom. Hebt die Laune. Auch wenn es komisch klingt.

Donnerstag, 13. Januar 2022

Mein CD Regal

 

Brainstorm

Midnight Ghost

 

 

Irgendeine WG Party. Irgendwo in Baden. Irgendwann in den frühen 2010ern. Es sind nur noch wenige Gäste da. Neben mir sitzt ein Kerl mit Bandshirt. Er hat mich schon recht früh am Abend erspäht, und da ich der einzige mit langen Haaren auf der Party bin, hat er beschlossen, dass ich für den Abend sein neuer bester Freund bin. Der Vorteil: zum Bier holen muss ich nicht aufstehen. Der Nachteil: ich habe sonst kaum Gelegenheiten, mit irgendjemand sonst ein bisschen Smalltalk zu machen. Nun ja, Faulheit siegt. So sitze ich recht besoffen da, versuche ein konzentriertes Gesicht zu machen, so als ob es mich wirklich interessiert, mit welchen Bands er schon gesoffen hat oder welche Szene Größen ein Selfie mit ihm gemacht haben. Teures Bier.

Irgendwann kam dann die Sprache darauf, welches Subgenre man den so am liebsten hört. „Powermetal“, war meine ehrliche Antwort. Vor kurzem hatte ich Edguy und Freedom Call entdeckt und so meinen Spaß an dem, was die trven Leute als „Eierloses gekniedel bezeichnen“. Ich ahnte nicht, dass ich damit die Büchse der Pandora geöffnet habe. Die Augen meines Gegenüber begannen zu leuchten. Dann gings los. Eine endlose Tirade , die aus dem Satzteil „Kennst du“, Bandname, und „ist richtig geil“ bestand. Je länger die Liste wurde, umso mehr musste ich verneinen. Hatte ich damals doch gerade erst an der Spitze des Eisberges gekratzt. Er hingegen hat wohl den Eispickel genommen und ein tiefes Loch hinein gebuddelt. Je häufiger meine Antwort „Nein“ war, umso skeptischer wurde sein Blick. Irgendwann seufzte er, schaute mich an und sagte: „Weist du, so langsam glaube ich, du bist gar kein richtiger Metaler.“ Sprachs, stand auf, und ging. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Endlich konnte ich mich an der Party beteiligen. Ich schaute mich um. In einer Ecke lag jemand schnarchend rum, in einem Zimmer wurde gekichert, aus der Küche klang das klappern und scheppern, dass vom Aufräumen verursacht wurde. Party vorbei.

Nun ja, immerhin, ein Name aus der Liste hammergeiler Bands ist mir hängen geblieben: „Brainstorm“. Der wurde mir immer wieder von verschiedensten Leuten an den Kopf geworfen, wenn es um Powermetal ging. War wohl offensichtlich ein Unding, dass ich die nicht kannte. Zum Glück gab es kurz drauf ein kleines Festival, dessen Opener die Schwaben waren. Gelegenheit, mal zu schauen, was ich da verpasst hatte. Einiges, den der Gig war kurz, aber richtig gut. Wäre ich an dem Tag gleich zum Merchandise Stand gegangen, ich hätte mich wohl mit allem eingedeckt, was es gab. Hab ich aber aus irgendwelchen Gründen nicht, und so geriet die Band bei mir wieder in Vergessenheit. Bis ich beim Stöbern über das Debut gestolpert bin. Mit dem guten Konzert im Hinterkopf hab ich dass gekauft und gleich daheim eingelegt. Geiler, speediger Powermetal, mit ein paar richtig geilen Soli und schön ordentlich roh. Geil gefunden, raus genommen, vergessen. Das größte Problem an der Scheibe ist, dass einfach nichts Hängenbleiben will. Läuft es, finde ich es geil. Taucht ein Song in meiner Zufallswiedergabe auf, geht es sofort in den Nacken. Überlege ich aber, welche Powermetal Songs ich in eine kleine Playlist machen kann, fallen mir die Jungs nicht ein. Überlege ich mir, welches Album ich mal wieder am Stück hören will, ist die „Unholy“ nie dabei. An der Qualität wird es wohl kaum liegen. Ist wohl eher wieder ein Beispiel dafür, dass Mögen oder nicht Mögen von Musik auch hoch subjektiv ist.

Letztens war ich wieder mal stöbern. Dabei bin ich über die „Midnight Ghost“ gestolpert. Ich wollte sie eigentlich schon wieder weglegen. Die Neugier, ob die Band in den Jahren sich verändert hat, war dann doch größer. Die Antwort ist „Jein“. „Brainstorm“ spielen immer noch Power\Speedmetal . Die Unterschiede liegen im Detail. Zu einem ist der Sound etwas druckvoller und modern produziert – ist halt ein Kind seiner Zeit. Dennoch ist es kein klinischer Plastiksound. Auch die theatralischen Orchester Elemente sind gut gesetzt. Und das wichtigste: die Hooks sitzen endlich. Die Riesen Knaller sind für meinen Geschmack auch nicht drauf. Aber der ein oder andere Song bohrt sich doch in den Gehörgang und hält sich dort ernsthaft fest. Solide Songs, gute Musiker, ein druckvoller und doch etwas dreckiger Sound: diese Scheibe lässt mich dick grinsen. Das läuft tatsächlich ab und an mit voller Absicht. Und schürt die Vorfreude auf den kommenden Winter. Dort treten Brainstorm auf dem gleichen Festival wie 2012, als ich sie kennengelernt habe, auf.

Mittwoch, 5. Januar 2022

In eigener Sache

 Feiertag

 

Wie letzte Woche schon erwähnt: in Baden Württemberg ist Morgen ein Feiertag. Somit wird kein neuer Beitrag erscheinen.
Aber für alle, die doch zufällig hier vorbei stolpern:
meine alten Tickets haben ein neues zuhause.
 
 
Wenn schon kaum neue dazu kommen, so kann man wenigstens die alten etwas würdiger in Szene setzen. Das erste Ticket ist von 2004....