Donnerstag, 20. Januar 2022

Raus. Gehen

 

Januar Blues

 




Eigentlich ist es jedes Jahr um diese Zeit das Gleiche. Der Himmel ist grau. Die Stimmung trübe wie das Wetter. Die Anspannung des Dezembers ist abgefallen. Und das neue Jahr ist noch nicht so richtig in Fahrt. Januar und Februar sind für mich zwei Monate, die das absolute Nerv Potential haben. Alles läuft zwar so ein bisschen, aber irgendwie nicht richtig. Und so hat man Zeit zum grübeln. Was man im letzten Jahr erreicht hat. Und vor allem: was nicht. Selbst wenn das oft deutlich weniger ist und die haben Seite dick gefüllt, sorgen die grauen Wolken und die Dauerdämmerung dafür, dass das Unerledigte viel größer und schlimmer erscheint. Pfui.

 

Ich habe letztes Jahr keine Wanderung außerhalb meines Wohngebietes geschafft, die den Namen wirklich verdient hätte. Ein paar längere Spaziergänge, das schon. Aber mal so einen halben oder ganzen Tag unterwegs, was Neues entdecken oder Altes neu...nein, das hat so gar nicht geklappt. Ja ich weiß, wandern in der Pandemie ist in und eigentlich ist das doch das einzige was man machen konnte und stell dich doch nicht so an du hättest jederzeit einfach los gehen können. Eben nicht. Ich habe es im letzten Raus. Gehen schon erwähnt, dass ich gerade in der Hochphase, als alles zu war, nicht raus bin. Zu einem: im Wald war manchmal mehr los als an einem Adventssamstag in der Fußgängerzone. Bekanntere Sehenswürdigkeiten zu erkunden: fast unmöglich ohne Achterbahnschlangenfeeling. Und die ruhigen Ecken wurden von Woche zu Woche weniger. Zum andern: sämtliche Einkehrmöglichkeit waren ja zu. Dabei geht es mir gar nicht mal um das verpasste Wegbier. Vielmehr um die sanitären Einrichtungen. Wenn man 5 Stunden und mehr unterwegs ist, will man einfach etwas privateres als nur den nächsten Baum. Außerdem ist es irgendwie nicht so lecker, sich vorzustellen dass die ganze Horde ja auch mal austreten muss. Die Motivation war letztes Jahr extrem tief. Aber: neues Jahr, neues Glück. Ich hab mir ein paar Routen direkt vor der Tür ausgesucht, damit ich beim kleinsten Sonnenstrahl direkt los kann. Zwar nichts wirklich neues, aber ein paar verschieden Anspruchsvolle einstündige Runden um wieder rein zu kommen. Und dann passiert es: die Wolkendecke reist auf, die Sonne scheint, und das kurz nach Feierabend. Die Dämmerung ist noch gut eine Stunde weg. Und was mache ich? Anstatt die Schuhe zu schnüren, bringe ich noch schnell den Müll raus. Räume ein paar Sachen zur Seite, die im Weg liegen. Gleich danach kann man ja los. Ach ne, ich wollt ja noch was nachlesen. Katze muss noch gefüttert werden. So, jetzt aber. Oh, schon dunkel. Naja, dann nicht. Und so geht man sich dann ganz schnell selber auf den Sack. Dennoch bleibt die Hoffnung: sobald es wieder etwas länger hell ist, so ab März, geht es wieder los. Erst hier in der Gegend. Dann etwas weiter weg. Vielleicht ja auch zwei, drei Tage am Stück. So wie vor zwei Jahren. Oder sogar ins europäische Ausland. Irland vielleicht? Aber ach, bloß nicht zu viel planen. Wer weis denn schon, was geht und was nicht. Und falls alles wieder gut sein sollte, ist eh jeder Wanderweg überlaufen. Und sowieso stinkt alles. Scheiß Januar.

Das einzig Gute ist, dass ich mir keine Sorgen um mich machen muss: Januar und oder Februar hatten schon immer diese Wirkung auf mich. Da hilft eigentlich nur Kopfhörer auf und eine Runde ordentlichen Doom. Hebt die Laune. Auch wenn es komisch klingt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen