J R R Martin
A Game Of Thrones
Ja ich weiß, eine weitere Buchvorstellung dieser aus Funk und Fernsehen bekannten Buchreihe ist so sinnvoll wie Eulen nach Athen tragen. Wer diese Phantasy Variante des 100 Jährigen Kriegs mit Drachen und Zombies bisher noch nicht gelesen hat, hat wohl an Phantasy Büchern kein Interesse. Und das wird durch ein weiteres : „Boah das ist voll toll. Total atmosphärisch dicht. Keine edelmütigen Helden. Man hat beim umblättern Angst, dass der aktuelle Protagonist stirbt.“ Loblied nicht geändert werden. Also lasse ich es gleich.
Ich habe das – so der deutsche Titel – „Lied von Eis und Feuer“ ein oder zwei Jahre vor der ersten Staffel der Serie gelesen. Das Cover der Ausgabe war noch mit Muskel bepackten Schwertmännern verziert, die Ästhetik mehr so in Richtung eines Dungeons und Dragons Heldenepos. Ein bisschen eine Mogelpackung, wenn man sich den Inhalt anschaut. Phantasy: ja. Strahlende Helden die sich gegen übermächtige Feinde mit Hilfe mystischer Zauber und Artefakte durchsetzten? Nein. Trotzdem , oder deswegen, war ich bestens unterhalten. Ich hatte die Bücher nur geliehen und wollte sie mir deshalb selber zulegen. Was dann etwas schwierig war, zu diesem Zeitpunkt habe ich weder auf Deutsch noch auf Englisch eine aktuelle Ausgabe gefunden. Und bei Second Hand Plattformen hat immer ein Band gefehlt.
Dann erschien die Serie. Dass die eingeschlagen hat, weiß jeder von euch. Aus einem Nischen Geheimtipp wurde quasi über Nacht ein gefragtes Buch. Und Nachfrage ohne Angebot ist doof, das weiß jeder Verlag. Somit standen die Bücher recht schnell in so ziemlich jeder Buchhandlung. Dass ich mir erst jetzt vor kurzem die Box auf Englisch geholt habe, liegt vor allem daran, dass der Hype mich ziemlich genervt hat. Bei der ersten Staffel habe ich mir noch überlegt, dass es vielleicht sehenswert sein könnte. Aber die Omnipräsens des Franchises ging mir dann ziemlich schnell auf den Zeiger. Ich habe bis heute keine einzige Folge gesehen. Werde es wohl auch nie, wirklich reizen tut mich das nämlich nicht. Kommen wir damit zum Kern, warum ich doch über „A Game of Thrones“ schreibe: Bücher und ihre Verfilmungen. Ein leidiges Thema. Leute, die erst den Film, dann das Buch kennen, sind oft enttäuscht und rufen: „Der Film ist besser!“ Diejenigen, die das Buch vorher kannten, halten zum Großteil die anderen für dumme Ignoranten, die keine Ahnung haben. „Das Buch ist besser“ wird zum Schlachtruf eines Kreises, der sich gerne als elitär und gebildet betrachtet.
Ich persönlich versuche immer, den Film möglichst losgelöst vom Buch zu betrachten. Zunächst einmal ist der Film durch seine Spielzeit von vornherein Beschränkt. Hier muss zwangsläufig gekürzt und vereinfacht werden, es sei denn, man verfilmt ein knapp 600 Seiten starkes Kinderbuch. Ach, halt nein, das bläht man ja zu drei unnötig bescheuerten Filmen auf. Mein Fehler.
Die Serie hat da natürlich dem Kinofilm einiges voraus, aber auch hier muss auf Episoden und Staffellänge geachtet werden. Eine eins zu eins Umsetzung ist oft schon aus Zeitgründen schwierig. Braucht es die überhaupt? Ich glaube nein. Wenn der Film nur die Geschichte nacherzählt, kann ich gleich das Buch lesen. Da fehlt mir der Mehrwert. Immerhin ist es ein anderes Medium mit anderen Möglichkeiten. Die will ich dann auch sehen. Wenn am Ende ein gut gemachter Film oder eine Serie raus kommt, die es schafft, mich zu fesseln und die Story im großen und ganzen korrekt zu vermitteln, dann bin ich zufrieden. Da ist mir auch egal, ob Tom Bombadil fehlt oder Arven eine größere Rolle als in der Vorlage zugeschrieben bekommt. Ein Buch aus den 50igern mag ohne weibliche Hauptrolle auskommen. Ein moderner Film einfach nicht. Punkt. Trotzdem bleibt der „Herr der Ringe“ für mich eine Top Buch Verfilmung. Und ja, das Buch ist anders und für mich ein bisschen besser.
Was, und hier schaffe ich den Bogen tatsächlich wieder zurück zu „A Game of Thrones“, aber wirklich der Vorteil von erfolgreichen Buchverfilmungen ist: Merch. Nicht nur, dass man eventuell vergriffene Bücher neu aufgelegt bekommt. Nein, es gibt Plötzlich alles Mögliche im Design des Franchises. Ja, von der Filmvorlage aber eine Stimmig gemachte Umsetzung hat oft auch ein Design, dass sich mit der Vorstellung in meinem Kopf gut verträgt. Neben dem Inhalt ist das Design und die Darstellung der Charaktere wichtig. Schafft sie es, dass, was das Buch im Kopf projiziert, einzufangen? Oder macht der Film was komplett eigenes daraus, wie zb einen Revolvermann ohne blaue Augen?
Da ich Schnickschnack mag, freue ich mich natürlich über den Erfolg von Game of Thrones. Wie gesagt, die Serie ist mir egal. Aber ein Krug mit dem Wappen der Starks? Klasse. Ein kleiner Thron Bausatz aus Klemmbausteinen einer nicht dänischen Firma? Super im Buchregal. Oder gleich eine klapbare Burg die an Winterfell angelehnt ist?
Und ja, ich habe durch den Hype jetzt auch endlich die Bücher im Regal stehen. Und lese sie gerade wieder. Ein großer Spaß, auch ohne die Serie je gesehen zu haben.
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