Geäst
Wanderer
2012
Umzüge nerven.
Wochenlanges Kisten packen, das Organisieren von Autos und Helfern.
Dinge wieder so aufbauen wie sie vorher waren. Die passenden Farben
für die Wände finden. Ätzend, anstrengend und zeitraubend. Und der
Grund dafür dass man in den ersten Monaten in einer neuen Stadt auch
selten dazu kommt sich um zuschauen, was man Abends so alles
anstellen kann.
Schön wenn man dann
erfährt, dass es in der schnuckeligen Kleinstadt einen Club gibt, in
dem regelmäßig regionale Metalbands spielen. Noch schöner wenn
nach dieser Erkenntnis dann am gleichen Abend auch noch ein Konzert
stattfindet.
Der Club selber ist
relativ klein und gut auf dem Gelände eines Berufsschulzentrums
versteckt. Dank der Beschilderung und hilfreichen Passanten hab ich
es dennoch rechtzeitig geschafft, und so sitze ich mit einem Bierchen
in der Hand am Tresen und warte gespannt auf die kommenden Bands.
Und gleich die erste
hat es in sich. Geäst aus Mannheim spielen Black Metal, zumindest im
weitesten Sinne. Sie selbst nennen ihren Stil „Untrue Black Metal“,
und so mischen sich in das schwazmetalische Klanggewand immer wieder
doomige Farbtupfer. Obwohl wenig los ist, steckt die Begeisterung der
Jungs schnell an und der Funke springt bei mir sofort über. Direkt
nach der Show bin ich am Merchandise Stand und schau mir die Artikel
Liste an. Neben mir steht eine junge Dame und macht das Selbe.
Plötzlich stutzt sie, dreht sich zu mir und fragt: „Hä? Warum
verkaufen die Klebeband?“ Ich schaue auf die Liste und da steht
„Tape“. Tja, so ändern sich die Zeiten. Ich entscheide mich für
„Wanderer“ auf CD. Dazu hol ich mir eine schicke Tragetasche, da
es draußen regnet und ich den Pappschuber nicht durchweichen lassen
will.
Auch die zweite Band
am Abend weiß zu unterhalten, doch ist der technisch solide
gespielte Death Metal für meinen Geschmack zu austauschbar. Um einen
schönen Abend mit gepflegtem Headbangen abzuschließen waren sie
jedoch außerordentlich gut geeignet.
Und so war der erste
Ausflug in der neuen Stadt gleich ein ziemlicher Erfolg. Neue
Bekanntschaften ergaben sich aufgrund der kaum vorhandenen Gäste
zwar nicht, aber mit „Wanderer“ steht ein echtes Kleinod in
meinem CD Regal. Atmosphärisch sehr dicht, wechseln die Songs
geschickt zwischen Black Metal Raserei und doomigen Parts. Akustische
Zwischenspiele runden das Ganze gekonnt ab. Obwohl keiner der Songs
kürzer als 5 Minuten ist, wirken sie nicht künstlich in die Länge
gezogen, sondern kommen recht kurzweilig rüber, sodass man sich am
Ende fragt wieso die Zeit so schnell vorbei ist.
Textlich dreht sich
alles, laut der Band, um die Natur und Geschichten aus dem Alltag.
Leider gab die Geäst
kurz nach dem Konzert seine Auflösung bekannt. Zwischen 2010 und
2016 veröffentlichten sie neben „Wanderer“ auch die EP „Schwarze
Leiber“ Beide sind auf ihrer Bandcamp Seite im digitalen Format zu
finden. Wer abwechslungsreichen und atmosphärischen Black Metal mag,
sollte auf jeden Fall ein Ohr riskieren.
zum Reinhören:
https://geaest.bandcamp.com/
zum Weiterlesen:
Mein CD Regal: Stahlmagen
zum Reinhören:
https://geaest.bandcamp.com/
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Mein CD Regal: Stahlmagen