Donnerstag, 23. Februar 2017

Mein CD Regal: Geäst


Geäst

Wanderer

2012

 

 


Umzüge nerven. Wochenlanges Kisten packen, das Organisieren von Autos und Helfern. Dinge wieder so aufbauen wie sie vorher waren. Die passenden Farben für die Wände finden. Ätzend, anstrengend und zeitraubend. Und der Grund dafür dass man in den ersten Monaten in einer neuen Stadt auch selten dazu kommt sich um zuschauen, was man Abends so alles anstellen kann.
Schön wenn man dann erfährt, dass es in der schnuckeligen Kleinstadt einen Club gibt, in dem regelmäßig regionale Metalbands spielen. Noch schöner wenn nach dieser Erkenntnis dann am gleichen Abend auch noch ein Konzert stattfindet.

Der Club selber ist relativ klein und gut auf dem Gelände eines Berufsschulzentrums versteckt. Dank der Beschilderung und hilfreichen Passanten hab ich es dennoch rechtzeitig geschafft, und so sitze ich mit einem Bierchen in der Hand am Tresen und warte gespannt auf die kommenden Bands.
Und gleich die erste hat es in sich. Geäst aus Mannheim spielen Black Metal, zumindest im weitesten Sinne. Sie selbst nennen ihren Stil „Untrue Black Metal“, und so mischen sich in das schwazmetalische Klanggewand immer wieder doomige Farbtupfer. Obwohl wenig los ist, steckt die Begeisterung der Jungs schnell an und der Funke springt bei mir sofort über. Direkt nach der Show bin ich am Merchandise Stand und schau mir die Artikel Liste an. Neben mir steht eine junge Dame und macht das Selbe. Plötzlich stutzt sie, dreht sich zu mir und fragt: „Hä? Warum verkaufen die Klebeband?“ Ich schaue auf die Liste und da steht „Tape“. Tja, so ändern sich die Zeiten. Ich entscheide mich für „Wanderer“ auf CD. Dazu hol ich mir eine schicke Tragetasche, da es draußen regnet und ich den Pappschuber nicht durchweichen lassen will.
Auch die zweite Band am Abend weiß zu unterhalten, doch ist der technisch solide gespielte Death Metal für meinen Geschmack zu austauschbar. Um einen schönen Abend mit gepflegtem Headbangen abzuschließen waren sie jedoch außerordentlich gut geeignet.

Und so war der erste Ausflug in der neuen Stadt gleich ein ziemlicher Erfolg. Neue Bekanntschaften ergaben sich aufgrund der kaum vorhandenen Gäste zwar nicht, aber mit „Wanderer“ steht ein echtes Kleinod in meinem CD Regal. Atmosphärisch sehr dicht, wechseln die Songs geschickt zwischen Black Metal Raserei und doomigen Parts. Akustische Zwischenspiele runden das Ganze gekonnt ab. Obwohl keiner der Songs kürzer als 5 Minuten ist, wirken sie nicht künstlich in die Länge gezogen, sondern kommen recht kurzweilig rüber, sodass man sich am Ende fragt wieso die Zeit so schnell vorbei ist.
Textlich dreht sich alles, laut der Band, um die Natur und Geschichten aus dem Alltag.
Leider gab die Geäst kurz nach dem Konzert seine Auflösung bekannt. Zwischen 2010 und 2016 veröffentlichten sie neben „Wanderer“ auch die EP „Schwarze Leiber“ Beide sind auf ihrer Bandcamp Seite im digitalen Format zu finden. Wer abwechslungsreichen und atmosphärischen Black Metal mag, sollte auf jeden Fall ein Ohr riskieren.

zum Reinhören:
https://geaest.bandcamp.com/

zum Weiterlesen:
Mein CD Regal: Stahlmagen 

Mittwoch, 15. Februar 2017

Aus dem Nähkästchen- Was ist eigentlich Heavy Metal? Beispiele einer endlosen Diskussion


Wenn man Heavy Metal hört kennt man diese Frage wohl zu genüge. Immer wieder wird darüber diskutiert. Außenstehende wollen wissen was das ist und warum man so einen Krach überhaupt hört. Und Metaler untereinander diskutieren darüber, ob eine Band überhaupt Metal ist, oder doch zu weich, zu rockig oder zu kommerziell.
Ich habe im Laufe der Jahre schon viele solcher Gespräche geführt, ohne dass es dabei eindeutige Antworten auf die Frage gab. Von einem möchte ich euch Heute erzählen.

Es war in meiner Studienzeit. Nach den Vorlesungen saß ich zusammen mit ein paar Kommilitonen in der Campus Nahen Kneipe bei Kaffee und Bier. Es war zu Beginn des Studiums, und so drehten sich die Gespräche um die üblichen kennenlern Themen. Woher kommen die Leute? Wer studiert welche Kombination. Wer wohnt in einem Wohnheim, wer in einer WG? Aber das wichtigste Thema an diesem Abend war die bevorstehende Erstsemester Party in einer bekannten Großraum Discothek. Als das Gespräch darauf kommt, schaut mich meine Kommilitonin, die mir gegenüber sitzt, direkt an. „Gehst du da überhaupt hin? So etwas ist doch eh nichts für dich, oder?“ Etwas verwirrt schaue ich sie an. Bisher hatte ich mit ihr wenig zu tun gehabt. Nur ein kurzes Hallo und etwas Smaltalk. Das reichte dann auch. Außer ihren hübschen langen Beine und dem verführerischen Dekolletee schien nämlich wenig Bemerkenswertes an ihr zu sein. „Äh, wieso? Billiges Bier, Frauen? Was soll daran nichts für mich sein?“ „Na, weil du weist schon, Typen wie ihr hört doch nur ganz kranken Krach und sitzt immer vor dem Computer anstatt raus zu gehen.“
Da muss ich Lachen. Susanne, ein Punk Mädchen mit der ich vom ersten Moment an gut klar gekommen bin, stimmt ein. „Ach weist du,“ prustet sie los, „das sind doch nur Klischees. Manche von denen können ganz normal raus gehen und sich mit Menschen unterhalten. Die waschen sich sogar regelmäßig!“ Mein Gegenüber verzieht verächtlich das Gesicht und ignoriert uns beide für den Rest des Nachmittags. Soll mir recht sein, zwischen Susanne und mir hat sich ein lebhaftes Gespräch über Klischees in der Musikwelt entwickelt.
„Und“fragt sie schließlich, „Was für Abgrundtief böse Bands hörst du eigentlich?“
„Recht viele und teilweise auch recht spezielle. Und natürlich auch gerne Sachen wie Iron Maiden, Blind Guardian und Nightwish...“ „Nightwish?“fällt sie mir ins Wort. „Nightwish ist doch keine Metal Band!“ „Aha, und wieso?“ „Na ganz einfach. Sie können kein Metal sein, weil meine Mutter das hört!“ Ach so. Ja, logisch.

Am gleichen Abend sitze ich mit meinem Mitbewohner und Eric gemütlich bei Playstation und Dosenbier. Ich erzähl den Jungs von dem Gespräch mit Susanne. Mein Mitbewohner lacht los. Eric, selber langhaariger Bombenleger und solche Gespräche gewohnt, bleibt ruhig und denkt praktisch. „Ist sie wenigstens heiß wenn sie so viel Unsinn redet?“ Bevor ich antworten kann, meldet sich mein Mitbewohner. „Mensch, Eric, ist doch egal ob er sie knallt oder nicht. Mich interessiert viel mehr: Was Ist denn nun eigentlich „Metal“?“ Eric schaut ihn lange an. Dann leert er mit einem Zug sein Bier und drückt ihm die Dose in die Hand. „Metal? Metal ist“ antwortet er schließlich „Metal ist- hol mehr Bier!“


So unterhaltsam Diskussionen um dieses Thema auch sein mögen, viel Sinnvolles kommt selten bei rum.
Abgesehen von den rein musikalischen Merkmalen, die aus Musik Heavy Metal machen, gibt es nun mal eine Riesen Bandbreite an weichen Faktoren, die aus der Musik schließlich das Lebensgefühl Heavy Metal entstehen lässt. Kurz und Gut: Heavy Metal ist, was Ihr daraus macht.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Mein CD-Regal: Stahlmagen


Stahlmagen

 

Imperium Forestris

 

2010






Göppingen. Eine kleine, beschauliche Stadt im Schwäbischen. Bekannt für, tja was eigentlich? Auf jeden Fall ist Göppingen Heimat der Band Stahlmagen, und die Arbeiten seit 2005 daran, dass ihre Stadt auch außerhalb des Stuttgarter Raums ein Begriff wird.


Kennengelernt habe ich die Jungs auf einem gemütlichen kleinen Konzert, wo mehrere Lokale Bands spielten. Ihr wisst schon, einer dieser Abende wo man für schmales Geld viel Musik bekommt. Wo man nicht weiß was auf einen zukommt, zum Teil weil man noch nie was von den Bands gehört hat, oder man schlicht und ergreifend das Bandlogo nicht entziffern konnte.
Solche Veranstaltungen können sich als wahre Wundertüten erweisen, und hin und wieder ist dann auch etwas dabei was einen komplett umhaut und man im Anschluss gleich den Merchandise Stand aufsucht. Stahlmagen ist so ein Fall. Was die Band in ihrer kurzen und energiegeladenen Show ablieferte war schwer zu beschreiben. Auf jeden Fall haben sie es geschafft, mit ihrem doch etwas eigenwilligen Stils das Publikum einzufangen und liesen mich glücklich und verschwitzt zurück. Klarer Fall, da musste die CD her.
Imperium Forestris beinhaltet 11 Tracks, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Band arbeitet ohne Scheuklappen. Growls, Gekeife, Klargesang. Blast Beats, schleppende Parts. Sämtliche Spielarten des Metals werden hier fröhlich vermischt. Ergänzt wird das ganze durch Genrefremde Instrumente, wie eine Geige, die dezent eingesetzt dem ganzen eine eigene Note verleihen.
So ergibt sich ein Mix, der schwer zu beschreiben ist und trotzdem in sich absolut schlüssig klingt. Das eher ruhige und schleppende „Oceans Rim“ und das kurze, knackige „What they really want“ zeigen dabei sehr gut, wie eine Band klingen kann wenn sie sich von Genre Schranken befreit und locker aufspielt. Nie klingt das ganze verkrampft oder gewollt, sondern tönt erfreulich frisch aus den Boxen.
Mit seiner eher düsteren Grundstimmung ist die Platte ein guter Begleiter für die eher grauen Tage, auch wenn sich mit „Friar“ ein absolut partytauglicher Track auf der Platte befindet. Vergleiche mit anderen Bands hinken ziemlich, wer aber auf eher düsteren extrem Metal steht sollte hier definitiv ein Ohr riskieren.

Bleibt zuletzt noch ein kleiner Blick auf das Artwork. Auf der Innenseite findet sich das Bandphoto. Hierzu wurden die Gesichter der Musiker ausgeschnitten und auf die Körper einer Volksmusikkapelle vor malerischer Alpenkulisse gesetzt. Finde ich jetzt nicht übertrieben lustig, schlägt aber in Sachen Originalität die Unmengen von „Wir stehen böse guckend im Wald“ Photos und zeigt: es schadet keinem wenn man nicht immer alles Bier ernst nimmt.

Für mich hat sich dieser Konzertbesuch auf jeden Fall gelohnt, Stahlmagen landet immer wieder in meiner Playlist.
Tja und was macht man, wenn an einem solchen Abend nur Bands dabei sind, die einem nicht zusagen? Nun, dann hatte man für schmales Geld einen interessanten Abend, konnte ein paar Bier trinken und sich ungezwungen mit den langhaarigen Bombenlegern seiner Region treffen. Auch wenn keine Perle wie Stahlmagen dabei ist - solche Konzerte lohnen sich immer.

Zum Informieren:
http://www.stahlmagen.de/
 

Mittwoch, 8. Februar 2017

Kurze Vorstellung


Hallo und herzlich Willkommen bei meinem Blog Metalnähkästchen.
In diesem Text will ich die drei Grundlegenden Ws. klären: Was ist Metalnähkästchen? Wer macht das und vor allem: Warum?

Metalnähkästchen ist ein Blog der sich hauptsächlich mit- richtig - Heavy Metal beschäftigt. Das ganze soll aber nicht eins von unzähligen Online Magazinen, die sich mit Neuerscheinungen und Szene News beschäftigen, werden. Es geht vielmehr um meinen persönlichen Einblick auf den Heavy Metal, sowohl die Musik als auch auf die Szene als solche. Was heißt das?

Nun, ein zentraler Bestandteil wird mein eigenes CD Regal werden. Ich werde mir regelmäßig eine Platte daraus aussuchen und eine Rezension dazu schreiben. Dabei wird es weniger um eine Track für Track Besprechung und ein Abklopfen auf Schwächen und Stärken des Albums gehen. Dafür gibt es genug andere Seiten und Magazine die das mit wesentlich mehr Sachverstand machen.
Ich versuche vielmehr mich von der subjektiven Seite der Musik zu nähern. Ob einem eine CD gefällt oder nicht hängt ja nicht nur allein von der Qualität der Musik ab. Manchmal gefällt einem eine CD auch nur, weil man sie sich an einem denkwürdigen Konzert Abend gekauft hat. Oder das Artwork gefällt einem besonders Gut. Und genau darauf werden meine Reviews eingehen. Warum habe ich diese CD im Regal? Was gefällt mir persönlich daran? Und bin ich der Meinung dass andere Leute das auch in ihrer Sammlung brauchen?
Der zweite Teil des Blogs wird sich aus Texten und Geschichten zusammensetzen, die sich mit der Szene Heavy Metal auseinandersetzen. Und da erzähl ich munter drauf loß: Erlebnisse die mir so oder so ähnlich passiert sind, sei es auf Festivals, Konzerten oder Disco Besuchen. Dabei sind die handelnden Personen frei erfunden. Die Geschichten erscheinen entweder als Fortsetzungsgeschichten oder als kurze, in sich geschlossene Texte.

Und ich werde immer wieder mal regionale Bands, Veranstalter und Örtlichkeiten vorstellen, die dafür Sorgen dass unser geliebter Heavy Metal eine solide Basis hat. Den was wären die ganzen großen Bands, was wäre die Szene ohne den Underground?

Das ist ja alles schön und gut, aber wer macht den diesen Blog und warum ist er der Meinung, über so etwas schreiben zu können? Ich bin der Chris, komme aus dem Süden Deutschlands und höre seit über 15 Jahren Heavy Metal. Zur Musik bin damals zu Schulzeiten über einen Bekannten gekommen, der mir eine Blind Guardian CD in die Hand gedrückt hat. Das hat mich sofort umgehauen, und ziemlich schnell kamen weitere Alben der Band dazu. Die Haare wurden immer länger. Und je mehr neue Bands und neue Stilrichtungen ich kennengelernt habe desto mehr hat mich das ganze fasziniert. Dann kamen die ersten Konzerte und Besuche in Discotheken. Das Kennenlernen von ähnlichen Typen. Bis ich eines Tage in den Spiegel geschaut habe, Haare vom Headbangen zersaust und ein viel zu großes Bandshirt an. Und da wusste ich: Ich bin ein Metaler geworden.
Und was mich damals begeistert und mitgerissen hat gilt bis heute: die Energie und die Freude, die auf einem Konzert oder einem Konservenmusik Abend in einer Discothek entstehen kann ist für mich einzigartig und einfach schön.
Und damit sind wir auch beim dritten W angelangt: Warum? In allererster Linie- weil ich es kann. Da ich selber kein Instrument spiele und somit als passiver Musikfan nichts zum musikalischen Teil der Szene beitragen kann, schreibe ich einfach darüber. Darüber, was mir persönlich an der Musik und an der Szene Freude macht, Erlebnisse die sich in mein Gedächtniss gebrannt haben, und auch meine persönlichen Beobachtungen und Meinungen zur Szene. Ich möchte einfach ein bisschen plaudern, aus dem Nähkästchen halt.

Neuen Inhalt wird es jeden Donnerstag geben.