Xandria
Kill the Sun
2003
Anfang der 2000er
wurde Heavy Metal mit weiblichem Gesang und theatralischen Keyboards
immer populärer.
Mit dem Album „Once“ erreichten Nightwish
erstmals Platz 1 in den deutschen Albumcharts. „I wish I had an
angel“ erschien außerdem auf dem Soundtrack von „Silent Hill“,
und auch zwei weitere Songs des Albums befanden sich auf
Filmsoundtracks. Auf den großen Musik TV Sendern wurden neben
billigen Reality Shows aus den USA damals tatsächlich noch
Musikvideos gesendet. Der Clip zu Single „Nemo“ lief rauf und
runter. Zudem verwendete Pro 7 den Song im Werbetrailer zur
Hexenserie „Charmed“. Bombast Metal an allen Ecken und Enden.
Somit verbreitete sich diese Art Musik rasch auch außerhalb des
gewohnten Heavy Metal Publikums. Die breite Masse war darauf
aufmerksam geworden und fand gefallen daran. Das ganze bekam den
Stempel „female fronted Symphonic Metal“ aufgedrückt und
verkaufte sich plötzlich wie geschnitten Brot.
Folgerichtig
schossen ähnlich gelagerte Bands zu dieser Zeit wie Pilze aus dem
Boden. Das Grundrezept war dabei immer gleich: eine verträumt
romantische weibliche stimme, sägende Gitarren, orchestrale
Keyboards und gelegentliche akustische Zwischenspiele bildeten die
Basis der allermeisten Bands dieser Sparte.
Auch Xandria
sprangen mit ihrem 2004er Album auf diesen Zug auf. Eingängige
Songs, deren Schwerpunkt auf Bombast und eingängigen Refrains lag.
Das ganze Album klang wie eine etwas glattere und nicht ganz so
perfekte Variante von Nightwish. Gute Songs, bis auf wenige Ausnahmen
leider ohne großen Wiedererkennungswert.
Dabei war das 2003
erschienene Debut „Kill the Sun“ so vielversprechend gewesen.
Ruhiger Gothic Metal, entspannt gespielt und selten mit Bombast
überladen. Dazu der Gesang von Lisa Schapphaus, der sich
hervorragend in das Soundgefüge einpasst und nie unangenehm in den
Vordergrund tritt. Ähnlichkeiten mit Nightwish hat das ganze recht
wenig. Es sei denn man vertritt die Meinung, das Bass, Gitarre und
Schlagzeug mit weiblichen Gesang immer mit den Finnen vergleichbar
ist. Nach dieser Logik klingt auch Silbermond wie Nightwish.
Xandria bewegen sich
auf ihrem Debut vielmehr in musikalischer Nachbarschaft zu Theater of
Tragedy und Tiamat. Große Überraschungen bleiben dabei aus, nur
„She is Nirvanna“ überrascht mit Cello und dem Wechselgesang von
Lisa und Marco Heubaum. Das Album verbreitet eine leicht
melancholische Grundstimmung und kratzt dabei immer wieder an der
Grenze zum Kitsch, ohne diese jedoch zu überschreiten. Songs wie
„Mermaids“ und „Wisdom“ sind wunderbare Begleiter zu einem
Glas Rotwein und einem guten Buch.
Vergleiche mit dem
Nachfolger sind kaum möglich, zu unterschiedlich präsentiert sich
die Band auf beiden Alben.
Auch von den
aktuellen Alben ist das Debut meilenweit entfernt. Mit einer neuen
Sängerinn und einer etwas bombastischeren Ausrichtung mit einer
ordentlichen Priese Power Metal präsentieren sich Xandria inzwischen
als gelungener Ersatz für alle diejenigen, welche Nightwish in ihrer
„Wishmaster“ Phase nachtrauern.
Und genau deshalb
mag ich „Kill the Sun“ bis heute. Es ist vielleicht nicht das
originellste Gothic Metal Debut aller Zeiten, jedoch hebt es sich
wunderbar aus dem Sumpf ähnlicher Veröffentlichungen zu dieser Zeit
angenehmen heraus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen