Donnerstag, 6. April 2017

Debutastisch: Xandira


Xandria

Kill the Sun

2003

 

 


Anfang der 2000er wurde Heavy Metal mit weiblichem Gesang und theatralischen Keyboards immer populärer. 
Mit dem Album „Once“ erreichten Nightwish erstmals Platz 1 in den deutschen Albumcharts. „I wish I had an angel“ erschien außerdem auf dem Soundtrack von „Silent Hill“, und auch zwei weitere Songs des Albums befanden sich auf Filmsoundtracks. Auf den großen Musik TV Sendern wurden neben billigen Reality Shows aus den USA damals tatsächlich noch Musikvideos gesendet. Der Clip zu Single „Nemo“ lief rauf und runter. Zudem verwendete Pro 7 den Song im Werbetrailer zur Hexenserie „Charmed“. Bombast Metal an allen Ecken und Enden. Somit verbreitete sich diese Art Musik rasch auch außerhalb des gewohnten Heavy Metal Publikums. Die breite Masse war darauf aufmerksam geworden und fand gefallen daran. Das ganze bekam den Stempel „female fronted Symphonic Metal“ aufgedrückt und verkaufte sich plötzlich wie geschnitten Brot.
Folgerichtig schossen ähnlich gelagerte Bands zu dieser Zeit wie Pilze aus dem Boden. Das Grundrezept war dabei immer gleich: eine verträumt romantische weibliche stimme, sägende Gitarren, orchestrale Keyboards und gelegentliche akustische Zwischenspiele bildeten die Basis der allermeisten Bands dieser Sparte.
Auch Xandria sprangen mit ihrem 2004er Album auf diesen Zug auf. Eingängige Songs, deren Schwerpunkt auf Bombast und eingängigen Refrains lag. Das ganze Album klang wie eine etwas glattere und nicht ganz so perfekte Variante von Nightwish. Gute Songs, bis auf wenige Ausnahmen leider ohne großen Wiedererkennungswert.
Dabei war das 2003 erschienene Debut „Kill the Sun“ so vielversprechend gewesen. Ruhiger Gothic Metal, entspannt gespielt und selten mit Bombast überladen. Dazu der Gesang von Lisa Schapphaus, der sich hervorragend in das Soundgefüge einpasst und nie unangenehm in den Vordergrund tritt. Ähnlichkeiten mit Nightwish hat das ganze recht wenig. Es sei denn man vertritt die Meinung, das Bass, Gitarre und Schlagzeug mit weiblichen Gesang immer mit den Finnen vergleichbar ist. Nach dieser Logik klingt auch Silbermond wie Nightwish.
Xandria bewegen sich auf ihrem Debut vielmehr in musikalischer Nachbarschaft zu Theater of Tragedy und Tiamat. Große Überraschungen bleiben dabei aus, nur „She is Nirvanna“ überrascht mit Cello und dem Wechselgesang von Lisa und Marco Heubaum. Das Album verbreitet eine leicht melancholische Grundstimmung und kratzt dabei immer wieder an der Grenze zum Kitsch, ohne diese jedoch zu überschreiten. Songs wie „Mermaids“ und „Wisdom“ sind wunderbare Begleiter zu einem Glas Rotwein und einem guten Buch.
Vergleiche mit dem Nachfolger sind kaum möglich, zu unterschiedlich präsentiert sich die Band auf beiden Alben.
Auch von den aktuellen Alben ist das Debut meilenweit entfernt. Mit einer neuen Sängerinn und einer etwas bombastischeren Ausrichtung mit einer ordentlichen Priese Power Metal präsentieren sich Xandria inzwischen als gelungener Ersatz für alle diejenigen, welche Nightwish in ihrer „Wishmaster“ Phase nachtrauern.
Und genau deshalb mag ich „Kill the Sun“ bis heute. Es ist vielleicht nicht das originellste Gothic Metal Debut aller Zeiten, jedoch hebt es sich wunderbar aus dem Sumpf ähnlicher Veröffentlichungen zu dieser Zeit angenehmen heraus.

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