Ich habe schon immer
gerne und viel gelesen. Manche behaupten zwar, dass ich nur deshalb
als Kind das lesen gelernt habe, um endlich das Fernsehprogramm lesen
zu können. Aber das stimmt natürlich nicht. Schon recht früh habe
ich einen Großteil meiner Zeit in der städtischen Bibliothek
verbracht. Und dort hab ich dann auch die alters gerechten Phantasie
Romane von Wolfgang Hohlbein für mich entdeckt. Ich habe die meisten
davon mindestens einmal gelesen. Vor allem Märchenmond hatte es mir
damals angetan. Nach Holhbein habe ich recht schnell Tolkiens „Der
Hobbit“ gelesen, und kurz darauf die „Herr der Ringe“ Bücher.
Schon damals, noch vor dem großen Erfolg der Filme und der darauf
folgenden Merchandise Welle, kam man kaum um diese Bücher herum.
Viele halten
Tolkiens Werk als zu trocken und zu langatmig. Zugegeben, gefühlte
20 Seiten Landschaftsbeschreibung am Stück können anstrengend sein.
Danach kommt wieder etwas Story, man erfährt ein bisschen über die
spannenden Hintergründe und – zack - beschäftigt man sich wieder
ausführlich mit der Schönheit eines Baumes. Doch tatsächlich ist
gerade diese Dichte und die daraus folgende Realitätsnähe
Mittelerdes genau das, was mich schon immer so gefesselt hat. Nie hat
man das Gefühl, dass Mittelerde bloß eine lieblos zusammen
gestückelte Kulisse für irgendeine Geschichte darstellt. Vielmehr
wirkt „der Herr der Ringe“ wie ein Reisebericht und Mitteleerde
wie ein Ort, den Tolkien wirklich besucht hat und der nicht nur
einfach auf ein paar Seiten Papier existiert.
Ich war begeistert,
und folgerichtig habe ich mir nach dem „Herr der Ringe“ auch das
„Silmarillon“ angeschafft. Dabei handelt es sich um eine
Ansammlung von Geschichten und Texten, die nach Tolkiens Tod
veröffentlicht wurde und sich mit der Historie Mittelerdes
beschäftigt. Angefangen bei der Schöpfung der Welt durch die Musik
der Götter und wie dabei das Böse in die Welt kam, erfährt man
alles über das tragische Schicksal der Elben und wie die Menschen
und Zwerge Mittelerde besiedelten. Die erzählten Geschichten sind
atmosphärisch sehr dicht, teilweise an Tragik kaum zu überbieten
und beantworten viele Fragen, die beim Lesen vom Herr der Ringe
aufkommen. Und trotzdem hatte ich sehr viel Mühe beim lesen. Die
Erzählform lässt die Geschichten oft trocken und gefühllos wirken.
Bei mir kam beim ersten Versuch einfach kein Lesefluß zustande, und
so habe ich es erst einmal zur Seite gelegt. Bis mir auf dem Schulhof
ein Bruder von einem Kumpel eine CD in die Hand drückte. „Wenn du
Tolkien magst, solltest du dir das anhören.“ Es handelte es sich
um Blind Guardians „Nightfall in Middle Earth“. Nach dem ersten
Durchlauf war ich schon begeistert. Heavy Metal hatte ich bis dahin
nur hin und wieder mal auf Partys gehört, und einzelne Songs hatte
ich auf Samplern. Musikalisch hörte ich damals noch eher Punk und
Crossover. So war es das erste mal, dass ich ein komplettes Metal
Album durch hörte. Und es gefiel mir. Melodisch, hart,
abwechslungsreich. Nun ja, ich fand schließlich heraus, dass es
sich Inhaltlich mit Tolkiens „Silmarillion“ auseinandersetzt.
Darauf weist auch schon der Titel dezent hin. Und nachdem ich
wochenlang nichts anderes als diese CD gehört habe, entschloss ich
mich, dem Buch nochmal eine Chance zu geben. Die Musik macht das
Lesen des Silmarillions natürlich nicht einfacher, sie ist weit
davon entfernt ein Lektüreschlüssel zu sein. Aber sie schafft es,
den Texten die vermissten Emotionen zu entlocken. So wird bei „Curse
of Feanor“ die ganze Tragik der Geschichte der Noldor für mich
fasst greifbar. Die detaillierten, dichten Texte und die emotionale
Musik ergeben zusammen ein großes Ganzes, dass die Welt von
Mittelerde in meinem Kopf zum Leben erweckt und mich bis Heute nicht
loslässt.
Außerdem war das
Album mein Einstieg in die Welt des Heavy Metals. Nach der
„Nightfall“ besorgte ich mir nach und nach den Rest der
Krefelder. Und stellte fest: Tolkien ist nicht die einzige
Inspirationsquelle der Barden. Ob Stephen King, Robert Jordan oder
Michael Morcock: Durch das Hören von Blind Guardian habe ich viele
Autoren und Bücher für mich entdeckt. Oder einfach nochmal gelesen.
Von Tolkien zum Metal |
Aber nicht nur Blind
Guardian lassen sich von der Literatur inspirieren. Gerade auf
Tolkien stößt man immer wieder, egal ob bei Power, Black oder was
auch immer Metal. Mal ist es der Bandname, der aus dem Werk Tolkiens
entnommen wird, wie zum Beispiel „Amon Amarth“ oder „Gorgoroth“.
Mal sind es einzelne Lieder wie Sabatons „Shadows“. Oder die Band
legt gleich ihr ganzes Konzept nach Mittelerde, wie zum Beispiel
Battlelore. Nicht nur ihre Alben und Songs spielen so gut wie
Komplett in Mittelerde, sondern jedes Bandmitglied spielt einen
Charakter, wie Elb oder Uruk-hai. Auf welche Art und weise es nun
auch geschieht, viele Musiker verbinden ihre Werke mit der Literatur.
Deshalb bin ich überhaupt erst richtig auf den Heavy Metal
aufmerksam geworden.
Inzwischen sind
viele Jahre vergangen. Ich lese immer noch sehr gerne.Und ich höre
immer noch Metal. Doch so wie ich bei den Büchern inzwischen mehr
für mich entdeckt habe außer
Phantasieromane, so höre ich heute auch musikalisch deutlich mehr
als nur Power Metal. Aber mit Blind Guardian hat es angefangen, und
so wie ich immer wieder zu Tolkiens „Herr der Ringe“ zurückkehre,
landet regelmäßig eine Scheibe der „Blinden Gardinen“ in meinem
CD Player.
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