Donnerstag, 13. Juli 2017

Aus dem Nähkästchen: Nachruf

Katkombe Karlsruhe: ein Nachruf


Es war Liebe auf den ersten Blick. Zugegeben, äußerlich machte sie nicht viel her und war eher unscheinbar. Einige Macken und Altersanzeichen waren schon zu sehen, auch wenn sie diese durch bunte Farben versuchte zu verstecken. Aber sie hatte Charme. Sie schaffte es, dass ich mich vom ersten Moment an zu Hause fühlte. So etwas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt.

Mein Andenken: das Jubiläums Shirt
Die Rede ist von der Katakombe Karlsruhe. Diese kleine Clubperle existierte von 1984 bis 2012 und war die Top Anlaufstelle für Rock und Metal Musik in Karlsruhe. Viele Jahre lang war sie mein zweites Wohnzimmer.
Schon kurz nachdem ich nach Karlsruhe gezogen bin, habe ich das erste mal von der Katakombe gehört. Gemütlich sollte es dort sein mit einer lockeren und entspannten Atmosphäre. Das Personal und der Chef seien freundlich und entspannt, ihr Umgang mit den Gästen freundlich und familiär. Die Bierpreise seien in Ordnung. Und jeden Donnerstag gibt es einen ganzen Abend Heavy Metal auf die Ohren. Keine Frage, das musste ich mir anschauen. Und so befand ich mich an einem Donnerstag Abend in Karlsruhe am Marktplatz, um auf die einzige Bahn, die in direkter Nähe der Katakombe hält, zu warten. Dort stand schon ein kleiner Haufen schwarz gekleideter, langhaariger Gestalten welche mit mir in die gleiche Bahn einstiegen. An jeder Haltestelle stiegen immer mehr normale Fahrgäste, welche wohl auf dem Heimweg waren, aus und immer mehr Metaler auf dem Weg zur Katkombe ein. Gegen Ende waren fast alle in der Bahn dunkel gekleidet und schon ordentlich am feiern. Ein guter Start für einen besseren Abend. Dieser Donnerstag war der Erste von unzähligen weiteren Abende. Die Linie raus zum Rheinhafen nannten wir nur noch „Kombe“ Bahn, und der Abend begann spätestens am Marktplatz.
Die Atmosphäre in der Katakombe war genauso wie die Leute es erzählt hatten. Klein, gemütlich, etwas runter gekommen. Es passte einfach. Das Personal freundlich, die Djs fern von jeder Arroganz und mit jeder Menge Wissen und Liebe zu ihrer Musik ausgestattet. Ich habe so einige musikalische Perle in den Jahren dort für mich entdeckt. Es waren die besten Abende, die ich in Karlsruhe hatte. Egal ob man einfach nur ein Bierchen trinken wollte. Oder sich mit Leuten traff. Oder einfach sich nur den ganzen Abend zur Musik das Gehirn aus den Ohren schütteln wollte. Die Katakombe war ein Ort, an dem man einfach einen guten Abend verbringen konnte.

Aber alles hat nun einmal ein Ende. Mit der Zeit wurden die Donnerstage immer schwächer Besucht. Stammgäste sind aus beruflichen Gründen oder zum Studieren umgezogen, und neue Leute verirrten sich nur selten raus an den Rheinhafen. Dann wurden nach und nach auch die anderen Abende immer leerer. Der Versuch, durch kleine Konzerte mit regionalen Bands wieder mehr Leute in die Katakombe zu bringen, funktionierte nur kurzfristig. Die Schließung wurde bekannt gegeben. Und so verabschiedete sich im Juli 2012 nach 28 Jahren eine der Perlen in Karlsruhes Clublandschaft. RiP Kombe, mein kleines, geliebtes Wohnzimmer.

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