Es war Liebe auf den
ersten Blick. Zugegeben, äußerlich machte sie nicht viel her und
war eher unscheinbar. Einige Macken und Altersanzeichen waren schon
zu sehen, auch wenn sie diese durch bunte Farben versuchte zu
verstecken. Aber sie hatte Charme. Sie schaffte es, dass ich mich vom
ersten Moment an zu Hause fühlte. So etwas hatte ich bis dahin noch
nicht erlebt.
Mein Andenken: das Jubiläums Shirt |
Die Rede ist von der
Katakombe Karlsruhe. Diese kleine Clubperle existierte von 1984 bis
2012 und war die Top Anlaufstelle für Rock und Metal Musik in
Karlsruhe. Viele Jahre lang war sie mein zweites Wohnzimmer.
Schon kurz nachdem
ich nach Karlsruhe gezogen bin, habe ich das erste mal von der
Katakombe gehört. Gemütlich sollte es dort sein mit einer lockeren
und entspannten Atmosphäre. Das Personal und der Chef seien
freundlich und entspannt, ihr Umgang mit den Gästen freundlich und
familiär. Die Bierpreise seien in Ordnung. Und jeden Donnerstag gibt
es einen ganzen Abend Heavy Metal auf die Ohren. Keine Frage, das
musste ich mir anschauen. Und so befand ich mich an einem Donnerstag Abend
in Karlsruhe am Marktplatz, um auf die einzige Bahn, die in direkter
Nähe der Katakombe hält, zu warten. Dort stand schon ein kleiner
Haufen schwarz gekleideter, langhaariger Gestalten welche mit mir in
die gleiche Bahn einstiegen. An jeder Haltestelle stiegen immer mehr
normale Fahrgäste, welche wohl auf dem Heimweg waren, aus und immer
mehr Metaler auf dem Weg zur Katkombe ein. Gegen Ende waren fast
alle in der Bahn dunkel gekleidet und schon ordentlich am feiern. Ein
guter Start für einen besseren Abend. Dieser Donnerstag war der
Erste von unzähligen weiteren Abende. Die Linie raus zum Rheinhafen
nannten wir nur noch „Kombe“ Bahn, und der Abend begann
spätestens am Marktplatz.
Die Atmosphäre in
der Katakombe war genauso wie die Leute es erzählt hatten. Klein,
gemütlich, etwas runter gekommen. Es passte einfach. Das Personal
freundlich, die Djs fern von jeder Arroganz und mit jeder Menge
Wissen und Liebe zu ihrer Musik ausgestattet. Ich habe so einige
musikalische Perle in den Jahren dort für mich entdeckt. Es waren
die besten Abende, die ich in Karlsruhe hatte. Egal ob man einfach
nur ein Bierchen trinken wollte. Oder sich mit Leuten traff. Oder
einfach sich nur den ganzen Abend zur Musik das Gehirn aus den Ohren
schütteln wollte. Die Katakombe war ein Ort, an dem man einfach
einen guten Abend verbringen konnte.
Aber alles hat nun
einmal ein Ende. Mit der Zeit wurden die Donnerstage immer schwächer
Besucht. Stammgäste sind aus beruflichen Gründen oder zum Studieren
umgezogen, und neue Leute verirrten sich nur selten raus an den
Rheinhafen. Dann wurden nach und nach auch die anderen Abende immer
leerer. Der Versuch, durch kleine Konzerte mit regionalen Bands
wieder mehr Leute in die Katakombe zu bringen, funktionierte nur
kurzfristig. Die Schließung wurde bekannt gegeben. Und so
verabschiedete sich im Juli 2012 nach 28 Jahren eine der Perlen in
Karlsruhes Clublandschaft. RiP Kombe, mein kleines, geliebtes
Wohnzimmer.
Weiterlesen: Aus dem Nähkästchen- Sommer, Sonne, Sonnenschein
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