Donnerstag, 7. Dezember 2017

Aus dem Nähkästchen


Aus dem Nähkästchen

Finnland




Der sechste Dezember ist für die meisten Menschen im christlich geprägten Teil Europas als St. Nikolaustag bekannt. Für gut 5 Millionen Finnen ist er allerdings auch der Nationalfeiertag:
am 6.12.1917 nutzte Finnland die Unruhen der Oktoberrevolution und erklärte die Unabhängigkeit von Russlands Somit feiert das Land der tausend Seen im Norden Europas dieses Jahr hundert jährigen Geburtstag.
Obwohl Finnland recht klein und ziemlich weit weg ist, und obwohl ich selbst bisher niemals persönlich dort war, beeinflusst es mein Leben erheblich. Zu einem sind da natürlich mit Nokia und Linux zwei technische Raffinessen, deren Nutzung lange Zeit für mich wichtig waren – unvergessen mein super robustes unkaputtbar 3410 mit sagenhaftem polyphonen Klingelton – bzw immer noch sind.
Zum anderen ist da natürlich die Musik. Diese hat im finnischen Bildungssystem einen ganz anderen Stellenwert als zum Beispiel in Deutschland. Das Land ist ein guter Nährboden für Bands aller Art. Gerade im Metal Bereich bietet Finnland eine fast unüberschaubare Zahl richtig guter Bands sämtlicher Spielarten, die dieses Genre zu bieten hat. Und einige, die es so eigentlich gar nicht gibt.
Egal ob klassischer Powermetal, Death, oder Black. Optisch auffallende Gruppen wie Lordi oder Battlelore. Oder Bands, die Komplett auf Genre Grenzen pfeifen wie Waltari. Für jeden Geschmack findet sich was.
Somit dürfte es kaum eine CD Sammlung eines langhaarigen Bombenlegers ohne mindestens einen Tonträger aus dem Land der Nordlichter geben.

Als ich den Heavy Metal so langsam für mich entdeckte, gehörte neben Blind Guardian auch Nightwish zu den ersten Bands, die mich umgehauen haben. Ein Kumpel hat mir die ersten beiden Alben in die Hand gedrückt, und ich war sofort begeistert. Powermetal mit einer Priese Filmmusik und Sopran Gesang- das war für mich neu. Kurz darauf erschien dann „Once“, und Nightwish ging buchstäblich durch die Decke. Es war kaum möglich, ihnen irgendwie auszuweichen. Selbst, wenn man keinen Metal gehört hat. Musikfernsehen, Interviews, Werbeeinspieler - das Ding war einfach überall. Auch wenn meine Begeisterung inzwischen etwas abgeflaut ist, die Band begleitet mich bis heute. Außerdem ist sie der Grund, aus dem ich Stratovarius kennengelernt habe. In einem Interview erwähnte Tuomas mal, wie erstaunlich viele gute Bands es in Finnland gibt, obwohl es so klein ist. Eine der genannten war eben Stratovarius, was mich dazu brachte, in den nächsten Plattenladen zu gehen und mal rein zu hören. Kurz darauf kam ich mit der ersten „Elements“ Scheibe wieder raus. Stratovarius ist die erste Metal Band überhaupt, die ich für mich ganz alleine entdeckt habe. Ohne das mir ein Kumpel die empfohlen hat. Somit ist diese Scheibe immer noch etwas Besonderes für mich.

Eine Zeitlang habe ich mich mich, inspiriert durch Tolkien, etwas intensiver mit den Schöpfungsgeschichten und Sagen der europäischen Kulturen auseinandergesetzt. In Finnland heist der Nationalepos „Kalevala“. Eine zentrale Heldenfigur ist Väinämöinen, ein alter und weiser Sänger. Die wohl bekannteste Geschichte handelt vom Sampoo, einer Mühle die Wohlstand aus dem Nichts produziert.
Durch die Kalevala bin ich über Amorphis gestolpert. Diese benutzen immer wieder Themen aus der Kalevala in ihren Liedern, und der Songtitel „Sampoo“ hat mich neugierig gemacht.
Trotz unzähliger Stilwechsel gehört diese Zufallsentdeckung zu meinen absoluten Lieblingsbands bis heute. Vor allen Dingen live eine der meiner Meinung nach besten Bands überhaupt. Aufgrund der Vielzahl an verschiedenster Stilen in ihrem Repertoire gleicht jedes Konzert einer Wundertüte. Von doomigen Death, über Folkmetal bis hin zu astreinem Pop: es kann einen alles treffen.

Ich könnte nun ewig weiter über finissche Bands reden. Belasse es aber an dieser Stelle einfach mal dabei. Alles Gute zum Geburtstag, Finnland, und danke für deine Musik.

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