Donnerstag, 28. Dezember 2017

Mein CD Regal: Finsterforst


Finsterforst

Rastlos

 

 


Bands kommen und gehen. In unzähligen JuZes in ganz Europa tummeln sie sich. Manche schaffen es bis zu einem Plattenvertrag. Manche bleiben ihre ganze Existenz im Underground, bespielen kleinste Hallen und veröffentlichen auf Independent Labels ihre Sachen. Andere verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind. Und dann gibt es manche, die schaffen es bis zum Plattenvertrag auf einem großen Label, Auftritte auf bekannten Festivals und größere Konzerthallen inklusive. Bands, die man mal in einem JuZe gesehen hat, gut fand und dann irgendwie aus den Augen verloren hat. Bis man eines Tages beim wühlen im Plattenladen eine ihrer CDs in der Hand hat. So geschehen bei mir mit Finsterforst. Die Band stammt wie ich aus dem Freiburger Raum, und war damals in der Region sehr aktiv. Durch meinen Umzug hab ich sie komplett nicht mehr auf dem Schirm gehabt, bis ich schließlich „Rastlos“ in den Händen hielt. Eine Wiederentdeckung, die mich wirklich mehr als nur freut.

Von Anfang an spielten Finsterforst Black Metal mit einer ordentlichen Priese Folk. Anfangs meistens schnell, roh und mit einer „Uftata“ Stimmung. Der Mix aus Welthass und Bierzelt halt, wie man es von Finntrol her kennt. Live sehr spaßig, doch das Debut „Weltenkraft“ wirkte dadurch für mich einfach zu beliebig. So gingen einige Jahre ins Land, bis ich eben „Rastlos“ in einem großen Elektronikfachgeschäft fand. Aus Nostalgie und heimatlichen Gefühlen hab ich das dann ungehört mitgenommen. Und bin seitdem restlos begeistert. Das Black Metal Gerüst ist geblieben, wilde Raserei gibt es aber nur noch selten. Schleppend und schwer kommt die Musik daher, düster, schwer und bedrohlich. Das Bierzelt wurde gegen eine ordentliche Priese Melancholie eingetauscht. Das Akkordeon nimmt zwar immer noch einen dominanten Teil in der Musik ein, verzichtet jedoch vollkommen auf „Uftata“ Ausbrüche. Unterstützt vom Keyboard, das hauptsächlich mit den schwarzwaldtypischen Hörnern aufwartet, baut es eine düstere Atmosphäre auf, die sich durch das ganze Album zieht. Textlich wurde der sonst Genre typische Kanon rund um Odin, Thor und die restliche Götterbande komplett eingemottet. Das eigene Sein, Selbstfindung und das Leben an sich bilden die Themen.
Die Songs bewegen sich alle jenseits der zehn Minuten Marke, wirken aber selten künstlich aufgebläht oder gar langatmig. Der „Finntrol“ Vergleich der Anfangstage hinkt hier gewaltig. „Moonsorrow“ ist die bessere Orientierung. Das schöne Coverartwork und die schlichte, aber stimmungsvolle Gestaltung des Booklets runden das Ganze passend ab.
Sahnehäubchen: Bei einem Festivalauftritt haben die Jungs gezeigt, dass man vielschichtige Songs nicht nur auf Platte präsentieren kann. Einige Abstriche gibt es zwar, aber die Songs funktionieren live genauso gut.
Ich habe das Adjektiv „erhaben“ nie ganz Verstanden. Bis ich „Rastlos“ kennen gelernt habe. „Erhaben“ beschreibt diese Musik recht gut.

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