Donnerstag, 12. April 2018

Bücherecke


Dennis L. McKiernan

Die Legende vom eisernen Turm

 


Das beschauliche Leben eines Halblings endet abrupt, als Wölfe durch die Täler streifen und Gerüchte über böse Dinge die Runde machen. Unversehens gerät er mitten in den Sog großer Ereignisse. Der letzte Kampf zwischen Gut und Böse ist in vollem Gange, und schließlich liegt es an ihm und acht weiteren Gefährten, das Schicksal der Welt zu bestimmen.

Ein Schelm, wer hierbei an Tolkiens „Herr der Ringe“ denkt. „Die Legende vom eisernen Turm“ ist klassische High Fantasy, nur leider ohne wirklich eigene Ideen. Phantasielose Fantasy, sozusagen.
In seinem Vorwort zu „Der dunkle Turm“ beschreibt Stephen King, wie er als junger Mann den „Herr der Ringe“ gelesen hat und sofort Feuer und Flamme war. Ihm war klar, so etwas will er auch schaffen. Sein eigenes Fantasyepos. Die ersten Entwürfe dafür landeten jedoch wohl schnell im Müll. Ernüchtert musste er feststellen, dass alles, was er schreiben konnte, im Endeffekt nichts anderes als ein zweiter „Herr der Ringe“ wird. Er legte die Idee einige Jahre auf Eis, um mit der „Dunkle Turm“ Jahre später etwas wirklich einzigartiges zu schaffen.

Diese Geduld hatte McKiernan offensichtlich nicht. So würfelt er Personen, Ereignisse und Orte aus Tolkiens Werk zusammen und zaubert daraus eine eigene Geschichte. Und diese ist gar nicht mal so schlecht. Schnörkellos geschrieben, spannend und mit sympathischen Charakteren. Nach einer Weile stören die unverkennbaren Parallelen zu Frodos Abenteuern nicht mehr. Auch wenn sie teilweise mit dem Holzhammer kommen. Bei Ihrer Flucht vor den Schergen des Bösen kommen die Gefährten an eine alte Zwergenstadt. Ein Teich ist vor dem Eingang, in welchem ein krakenartiger Wächter haust. Knapp entkommen sie ihm, fliehen durch die Gänge der alten Stadt und treffen auf einer schmalen Brücke kurz vor dem Ausgang auf etwas uraltes und grundlegend Böses. Da stellt sich mir schon hin und wieder die Frage: Plagiat oder Hommage?
Leider kopiert der Autor nicht nur die Stärken der Vorlage. Auch die Vorliebe für geographische Details teilt er. Und so ergeht er sich in teilweise endlos wirkenden Ortsbeschreibungen. Markante Wegpunkte, Namen von Wäldern, Gebirgen, Ländern. Entfernungen, Straßen, Pässe. Alles detailliert beschrieben. Ich bin mir sicher, dass ich nur mit dem Buch bewaffnet nicht nur die Reise der Helden nachlaufen kann, sondern ganz Mithgar erkunden. Da mein Kleiderschrank jedoch bisher immer mit einer Wand geendet hat, ist das für mich zäh zu lesendes Füllmaterial.
Dennoch ist genau dass der Punkt, warum ich das Buch doch irgendwie mag. Wer soviel Arbeit und Detailverliebtheit rein steckt, schafft etwas, was mehr als nur ein billiger Abklatsch ist.
Das Buch ist eine Unterhaltsame und Spannende Hommage an das ganz große Werk der Fantasy Literatur und somit jedem Fan solcher Bücher zu empfehlen.

Weiterlesen: Bücherecke. David Kenlock - Schatten

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