Dennis L. McKiernan
Die Legende vom eisernen Turm
Das beschauliche
Leben eines Halblings endet abrupt, als Wölfe durch die Täler
streifen und Gerüchte über böse Dinge die Runde machen.
Unversehens gerät er mitten in den Sog großer Ereignisse. Der
letzte Kampf zwischen Gut und Böse ist in vollem Gange, und
schließlich liegt es an ihm und acht weiteren Gefährten, das
Schicksal der Welt zu bestimmen.
Ein Schelm, wer
hierbei an Tolkiens „Herr der Ringe“ denkt. „Die Legende vom
eisernen Turm“ ist klassische High Fantasy, nur leider ohne
wirklich eigene Ideen. Phantasielose Fantasy, sozusagen.
In seinem Vorwort zu
„Der dunkle Turm“ beschreibt Stephen King, wie er als junger Mann
den „Herr der Ringe“ gelesen hat und sofort Feuer und Flamme war.
Ihm war klar, so etwas will er auch schaffen. Sein eigenes
Fantasyepos. Die ersten Entwürfe dafür landeten jedoch wohl schnell
im Müll. Ernüchtert musste er feststellen, dass alles, was er
schreiben konnte, im Endeffekt nichts anderes als ein zweiter „Herr
der Ringe“ wird. Er legte die Idee einige Jahre auf Eis, um mit der
„Dunkle Turm“ Jahre später etwas wirklich einzigartiges zu
schaffen.
Diese Geduld hatte
McKiernan offensichtlich nicht. So würfelt er Personen, Ereignisse
und Orte aus Tolkiens Werk zusammen und zaubert daraus eine eigene
Geschichte. Und diese ist gar nicht mal so schlecht. Schnörkellos
geschrieben, spannend und mit sympathischen Charakteren. Nach einer
Weile stören die unverkennbaren Parallelen zu Frodos Abenteuern
nicht mehr. Auch wenn sie teilweise mit dem Holzhammer kommen. Bei
Ihrer Flucht vor den Schergen des Bösen kommen die Gefährten an
eine alte Zwergenstadt. Ein Teich ist vor dem Eingang, in welchem ein
krakenartiger Wächter haust. Knapp entkommen sie ihm, fliehen durch
die Gänge der alten Stadt und treffen auf einer schmalen Brücke
kurz vor dem Ausgang auf etwas uraltes und grundlegend Böses. Da
stellt sich mir schon hin und wieder die Frage: Plagiat oder Hommage?
Leider kopiert der
Autor nicht nur die Stärken der Vorlage. Auch die Vorliebe für
geographische Details teilt er. Und so ergeht er sich in teilweise
endlos wirkenden Ortsbeschreibungen. Markante Wegpunkte, Namen von
Wäldern, Gebirgen, Ländern. Entfernungen, Straßen, Pässe. Alles
detailliert beschrieben. Ich bin mir sicher, dass ich nur mit dem
Buch bewaffnet nicht nur die Reise der Helden nachlaufen kann,
sondern ganz Mithgar erkunden. Da mein Kleiderschrank jedoch bisher
immer mit einer Wand geendet hat, ist das für mich zäh zu lesendes
Füllmaterial.
Dennoch ist genau
dass der Punkt, warum ich das Buch doch irgendwie mag. Wer soviel
Arbeit und Detailverliebtheit rein steckt, schafft etwas, was mehr
als nur ein billiger Abklatsch ist.
Das Buch ist eine
Unterhaltsame und Spannende Hommage an das ganz große Werk der
Fantasy Literatur und somit jedem Fan solcher Bücher zu empfehlen.
Weiterlesen: Bücherecke. David Kenlock - Schatten
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