Donnerstag, 19. April 2018

Mein CD Regal


Dragonforce

Inhuman Rampage

 

 


Musikgeschmack kann sich ändern. Was einem als Jugendlicher unendlich gut gefallen hat, sorgt Jahre später für Unverständnis und Kopfschütteln. Während andere Leute konsequent bei jedem Lebensabschnitt die Genres komplett wechseln und dabei teilweise kuriose Sprünge machen, habe ich mich immer tiefer in die Subgenres des Heavy metals gewühlt. Mein sechzenjähriges ich würde bei dem Gedanken, er würde mal was anderes als Power Metal hören, verächtlich lachen. Fire, Higher, Desire – mehr braucht er nicht. Alles andere im Metal ist Krach, Geschrei und Gegrunze. Black Metal? Albernes, pseudo böses Kasperle Theater. Death? Braucht kein Mensch, und den Text versteht man bei dem Gerülpse eh nicht. Das er mal so etwas mit Leidenschaft hören würde, daran war nicht zu denken.
Inzwischen bin ich jedoch ein paar Schritte in meiner musikalischen Entwicklung weiter gekommen. Neben dem oben genannten höre ich auch Dinge, von denen ich damals nichts wusste. Doom zum Beispiel. Wenn die Musik langsam über einen hinweg walzt und fast schon körperlich weh tut – einfach klasse. Außerdem schaffe ich es heute auch, mal ein bisschen normales Radio zu hören. Ohne Schreikrämpfe zu bekommen. Schlimmer noch, ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich beim regionalen Volksmusiksender hängen bleibe. Gut dass ich meinem jüngeren Ich nicht begegnen werde. Er würde mich allein dafür hassen.
Und umgekehrt? Ganz vom Power Metal bin ich bis heute nicht weggekommen. Einige Neuerscheinungen lege ich mir immer noch zu. Und auch einiges von dem Kram, den ich früher gekauft habe, wird ab und zu noch mit Freude gehört. „Elements“ von Stratovarius zum Beispiel. Ein Powermetal Album für die Ewigkeit, zumindest was mich betrifft.

Genauso Vieles aber, was ich mir in meiner Euphorie damals zugelegt habe, löst heute bei mir musikalisches Sodbrennen aus. Dragonforces drittes Studioalbum „Inhuman Rampage“ ist so ein Fall. Damals war ich absolut begeistert. Power Metal im Grenzbereich. Pfeilschnell. Jedes Kaninchen wäre neidisch. Gespielt auf technisch hohem Niveau. Und Gitarensoli. Ohne Ende. Kein Song, der unter fünf Minuten geht. Das Album lief rauf und runter. Heute schafft es maximal „Trough the Fire and the Flames“ in meine Playlist. Und selbst das wird ab der Hälfte oft geskippt. Das ganze Album, am Stück? Da muss man mich schon an einen Stuhl fesseln. Handwerklich gibt es zwar wirklich nichts zu motzen. Die Jungs liefern sehr soliden Metal ab. Aber es ist auf Dauer von allem etwas zu viel. Die Soli, die Anfangs begeistern, wirken schnell langatmig und nervtötend. Die Texte sind mit Zucker überzogener Kitsch. Und der Schlagzeuger kennt nur Hasenficktempo. Auf Dauer ist das Album anstrengend und ermüdend.
Aber damals, ja damals war es genau das Richtige. Paradoxerweise ist es gerade diese etwas biedere Powermetal Band, welche mir die Tür zum extremeren Metal geöffnet hat. 

Weiterlesen: Eine CD aus meinen Metal Anfangstagen, die ich bis heute noch gerne höre. Stratovarius - Elements Pt.1

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