Donnerstag, 23. Mai 2019

Bücherkiste


Tad Williams

Traumjäger und Goldpfote


Manchmal ist es wie verhext. Kaum nimmt man ein Buch zur Hand, kommt was dazwischen. Ein Klingeln an der Haustür. Das Festnetz Telefon, das sonst hauptsächlich durch sein aphones Verhalten auffällt, klingelt. Energisch. Das Wetter ist plötzlich gut und es treibt einen nach draußen. Manchmal gibt es tausende guter Gründe, ein Buch weg zulegen. Blöd nur, wenn es eigentlich ein Gutes ist. Es packt einen. Ruft einen, wenn man nicht liest. Und trotzdem, sobald man mit ihm alleine ist und sich darauf freut, endlich weiter zu lesen, ist nach ein paar Zeilen auch schon wieder Schluss. Weil der Sack Reiß sich entschlossen hat, direkt vor der eigenen Haustür um zufallen.
Und so zieht sich das Buch ewig, die Pausen, bis man weiter lesen kann, werden immer länger. Erst liegt es bereit auf dem Nachtisch, dann wandert es irgendwo anders hin. Und irgendwann kommt es zurück ins Bücherregal, weil es schon wochenlang im Weg liegt und außer Staub fangen nicht viel macht.
So ungefähr ging es mir mit „Traumjäger und Goldpfote“. Obwohl nicht allzu dick, nicht allzu kompliziert aber dafür allzu unterhaltsam hat sich das Lesen des Buches länger gezogen wie so manch ein Kaugummi.
Geholt habe ich mir das Buch, weil es von vielen Seiten immer hieß – und heißt – ich soll unbedingt Tad Williams lesen. Die Meisten meinen damit als seinen Opus Magnus „Otherland“, der mich aber aufgrund seines doch beachtlichen Umfangs immer noch abschreckt. Deshalb war das Erste, was ich von dem Autor gelesen habe, das ebenfalls nicht ganz schlanke, dafür richtig geniale „Der Blumenkrieg“. Ich wusste, von dem Autor brauche ich mehr. Und kurz darauf fiel mir eben dieses Buch in die Finger. Diesmal sogar ranke schlank.

Der junge Kater Fritti Traumjäger ist traurig: Goldpfote, seine Freundin und vielleicht bald Gefährtin, ist nicht zum großen Treffen der Katzen erschienen, obwohl sie es ihm versprochen hatte. Hat sie ihn einfach versetzt? An dem Abend hört er jedoch, das andere Katzen auch verschwunden sind. Man munkelt von etwas Bösem, das umgeht. Aus versehen meldet sich Fritti daraufhin freiwillig, zum Königshof aller Katzen zu reißen und dort Rat und Hilfe für die verschwundenen Katzen – vor allem Goldpfote – zu suchen.

„Traumjäger und Goldpfote“ ist ein einfacher, unterhaltsamer Abenteuer Roman. Nur halt mit Katzen. Tad Williams schafft es dabei, die Welt aus Katzenaugen so zu beschreiben, dass es nicht irgendwie kitschig oder nach Menschen in Katzenform klingt. Es wirkt, als ob er lange Zeit die Leisetreter beobachtet hätte. Von ihrem auf uns manchmal wirklich seltsam wirkenden Verhalten hat er dann eine Denkweise und Weltsicht abgeleitet, die wirklich durch und durch nach Katze klingt. Und die einiges erklären würde.
Unnötig zu erwähnen, dass in dieser Weltanschauung Menschen den Katzen untergeordnet und Hunde nichts anderes als strunzdumme Speichel Lecker sind.

Das Adjektiv „süß“ verwende ich außerhalb von Bereichen, in denen Zucker vorkommt, eigentlich eher selten. Schon gar nicht bei Büchern. Hier aber passt es einfach. Ein nettes, unterhaltsames Buch. Süß.

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