Orden Ogan
To the End
Ich habe mich schon
mal darüber ausgelassen. Youtube ist ein seltsamer Ort. Einer, der
Zeit geradezu zu verschlingen scheint. Man wollte ja nur mal eben das
neue Musikvideo einer ganz arg tollen Band schauen. Warum ist es
draußen schon dunkel? Und, was zur Hölle, hab ich mir danach den
alles für sinnfreies Zeugs angeschaut? Youtube ist nicht nur ein
schwarzes Loch für Zeit, auch Gehirnzellen scheint es magisch
aufzusaugen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ich schon
wieder auf diesen seltsamen Reaction Videos hängen geblieben bin.
Ihr wisst schon, Videos in denen man Leuten dabei zuschaut, wie sie
Videos schauen. Nüchtern betrachtet eine echt dämliche
Beschäftigung. Aber ach, das geht ja nur ein paar Minuten. Und oh
schau mal, das ist eines zu einem richtig schrägen Musikvideo, das
man gerade erst selber geschaut hat. Und hier eines zum neuesten
meiner Lieblingsband. Und da. Klick. Klick. Klick.
Draußen wieder
dunkel.
Ein kleiner Trost:
manchmal stolpert man tatsächlich über Sachen, die in der eigenen
Sammlung schlummern und die man schon eine Weile fast vergessen hat.
Letztens eben Nightwish mit der „Once“.
Neulich waren Orden
Ogan mit ihrem 2012er Album „To the End“. Ein älterer Herr und
sein Sohnemann haben sich das Video zu „The Things we belive in“
angeschaut und dabei geistreiche Kommentare wie „amazing“ und
„Holy shit“ vom Stapel gelassen. Beide waren sichtlich angetan.
Tatsächlich war das
Video damals das Erste, was ich von der Band bis dahin mitbekommen
habe. Wäre eine Kamera mitgelaufen, es hätte ähnlich dämlich
ausgesehen wie bei den beiden. Und wäre genauso geistreich gewesen.
Zufällig bin ich
bei – richtig - Youtube über die Jungs gestolpert.Das
Musikfernsehen war schon lange tot, aber dieses Internet entwickelte
sich rasant zu einer Alternative. Immer mehr Bands und Labels nutzten
die neue Plattformen, um ihre Videos und Musik der Öffentlichkeit zu
präsentieren. Es rettete quasi das Format des Musikvideos.
Eine nette
Endzeitoptik, ein fetter Sound und ein schnörkelloser Power Metal
Song: das Video zu „The Things we believe in“ hat mir sofort gut
gefallen, der Song hing wochenlang in meinem Ohr fest und ich wusste
genau, das Album musste ich haben. Kurz darauf hielt ich die CD in
meinen Händen. Kitschiges Band Logo, kitschiges Cover Artwork. Schon
vor dem ersten hören wusste ich: das kann nur gut werden. Zumal ich
eh mal wieder mitten drin in einer Power Metal Phase steckte. Das
passiert mir immer wieder mal.
Kurzes Intro, dann
Vollgas. Schnelle Gitarren, Double Base bis zum Anschlag,
mehrstimmige Refrains. Pfeilschnelle Gitarren Soli, Orchestrale
Zwischenparts. Eine Ballade zum Luft holen. Vollgas. Powermetal.
Punkt. Für Freunde dieser Musik ein Fest, für alle anderen wohl
eher die Bestätigung, das Powermetal nur aus Kitsch, Pathos und
Klischees besteht. Musikalische Begleitung zum Plastikhammerschwingen
bei Larps.
Das Album ist mit
einer richtig fetten Produktion versehen. Was es auf Platte zu einem
richtig mächtigen Stück Sound werden lässt, live allerdings die
Band vor ein paar Probleme stellt. Vielleicht hatten sie hatten
damals auch nur einen schlechten Tag. Oder ich.
Das Rad wird bei
Orden Ogan nicht neu erfunden, die Songs klingen wie aus dem Lehrbuch
für Powermetal. Hier eine Priese Blind Guardian, da mal etwas
Helloween und ein Schuss Iced Earth. So einfach kann gute Musik sein.
Das richtig Starke daran: oftmals Verlieren solche Bands etwas, wenn
man das Album am Stück hören will. Dann klingt es manchmal etwas
eintönig oder austauschbar. Dieses – meist subjektive – Gefühl
hab ich bei „To the End“ nicht – das kann ohne zu langweilen
von vorne bis hinten durchlaufen. Und wieder zurück. Eine für mich
wirklich schöne Zufallsentdeckung.
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