Donnerstag, 20. Juni 2019

Mein CD Regal


Orden Ogan

To the End

 




Ich habe mich schon mal darüber ausgelassen. Youtube ist ein seltsamer Ort. Einer, der Zeit geradezu zu verschlingen scheint. Man wollte ja nur mal eben das neue Musikvideo einer ganz arg tollen Band schauen. Warum ist es draußen schon dunkel? Und, was zur Hölle, hab ich mir danach den alles für sinnfreies Zeugs angeschaut? Youtube ist nicht nur ein schwarzes Loch für Zeit, auch Gehirnzellen scheint es magisch aufzusaugen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ich schon wieder auf diesen seltsamen Reaction Videos hängen geblieben bin. Ihr wisst schon, Videos in denen man Leuten dabei zuschaut, wie sie Videos schauen. Nüchtern betrachtet eine echt dämliche Beschäftigung. Aber ach, das geht ja nur ein paar Minuten. Und oh schau mal, das ist eines zu einem richtig schrägen Musikvideo, das man gerade erst selber geschaut hat. Und hier eines zum neuesten meiner Lieblingsband. Und da. Klick. Klick. Klick.
Draußen wieder dunkel.
Ein kleiner Trost: manchmal stolpert man tatsächlich über Sachen, die in der eigenen Sammlung schlummern und die man schon eine Weile fast vergessen hat. Letztens eben Nightwish mit der „Once“.

Neulich waren Orden Ogan mit ihrem 2012er Album „To the End“. Ein älterer Herr und sein Sohnemann haben sich das Video zu „The Things we belive in“ angeschaut und dabei geistreiche Kommentare wie „amazing“ und „Holy shit“ vom Stapel gelassen. Beide waren sichtlich angetan.
Tatsächlich war das Video damals das Erste, was ich von der Band bis dahin mitbekommen habe. Wäre eine Kamera mitgelaufen, es hätte ähnlich dämlich ausgesehen wie bei den beiden. Und wäre genauso geistreich gewesen.
Zufällig bin ich bei – richtig - Youtube über die Jungs gestolpert.Das Musikfernsehen war schon lange tot, aber dieses Internet entwickelte sich rasant zu einer Alternative. Immer mehr Bands und Labels nutzten die neue Plattformen, um ihre Videos und Musik der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es rettete quasi das Format des Musikvideos. 

Eine nette Endzeitoptik, ein fetter Sound und ein schnörkelloser Power Metal Song: das Video zu „The Things we believe in“ hat mir sofort gut gefallen, der Song hing wochenlang in meinem Ohr fest und ich wusste genau, das Album musste ich haben. Kurz darauf hielt ich die CD in meinen Händen. Kitschiges Band Logo, kitschiges Cover Artwork. Schon vor dem ersten hören wusste ich: das kann nur gut werden. Zumal ich eh mal wieder mitten drin in einer Power Metal Phase steckte. Das passiert mir immer wieder mal.
Kurzes Intro, dann Vollgas. Schnelle Gitarren, Double Base bis zum Anschlag, mehrstimmige Refrains. Pfeilschnelle Gitarren Soli, Orchestrale Zwischenparts. Eine Ballade zum Luft holen. Vollgas. Powermetal. Punkt. Für Freunde dieser Musik ein Fest, für alle anderen wohl eher die Bestätigung, das Powermetal nur aus Kitsch, Pathos und Klischees besteht. Musikalische Begleitung zum Plastikhammerschwingen bei Larps.

Das Album ist mit einer richtig fetten Produktion versehen. Was es auf Platte zu einem richtig mächtigen Stück Sound werden lässt, live allerdings die Band vor ein paar Probleme stellt. Vielleicht hatten sie hatten damals auch nur einen schlechten Tag. Oder ich.

Das Rad wird bei Orden Ogan nicht neu erfunden, die Songs klingen wie aus dem Lehrbuch für Powermetal. Hier eine Priese Blind Guardian, da mal etwas Helloween und ein Schuss Iced Earth. So einfach kann gute Musik sein. Das richtig Starke daran: oftmals Verlieren solche Bands etwas, wenn man das Album am Stück hören will. Dann klingt es manchmal etwas eintönig oder austauschbar. Dieses – meist subjektive – Gefühl hab ich bei „To the End“ nicht – das kann ohne zu langweilen von vorne bis hinten durchlaufen. Und wieder zurück. Eine für mich wirklich schöne Zufallsentdeckung.

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