Donnerstag, 18. Juli 2019

In eigener Sache


Sommerzeit, Urlaubszeit


Es ist wieder soweit. Fast überall in Deutschland setzen sich Leute in Ihre Autos, um sich den endlosen Blechlawinen Richtung Süden anzuschließen. Der Süden lockt. Sommer. Sonne. Strand.
Endlose Staus. Pralle Sommerhitze. Der Weg in den Lang ersehnten Urlaub ist manchmal steinig. Vor Ort dann günstige Pauschalhotels und überfüllte Strände. Der Platz am Strand oder Pool wird mit dem Handtuch des Todes vehement verteidigt. Am Buffet werden Teller mit Bergen von Essen voll geladen. Gerichte, die nie dafür gedacht waren in einer Küche zubereitet zu werden, bilden auf den Tellern seltsamste Kombinationen. Hauptsache, man muss nicht so oft laufen. Außerdem könnte der Tischnachbar ja mehr bekommen. Und gezahlt ist es ja eh.
Zugegeben, meine Sichtweise auf Pauschalurlaube ist geprägt von „Mann spricht Deutsch“ und den alljährlichen Presse Fotos vom Ballermann. Aber da ich Auto fahren eh nicht mag, und große Hotels mir immer noch ein Greul sind, werde ich wohl kaum in die Verlegenheit kommen, meine Vorurteile vor Ort zu bestätigen. Oder zu widerlegen.
Urlaub gibt es trotzdem. Erst gemütlich auf ein Festival, danach mit den Öffis ans Meer. Ohne Fahrstress. Für mich zumindest.
Das heißt auch, dass es nächste Woche keine Nähkästchen Ausgabe geben wird. Weiter geht es dann wieder am 1.8., mit der gewohnten Mischung. Nach dem Neustart gab es bisher nur CD und Buchbesprechungen, das wird sich in Zukunft etwas ändern. Ideen für „Raus.Gehen.“ und „Aus dem Nähkästchen“ sind vorhanden, schlummern aber noch im „Oh mein Gott, kann man das so schreiben“ Modus für sich hin. Im Moment habe ich gerade kaum Kopf und Muse, mit der Feile daran zu arbeiten und aus den kruden Notizen etwas lesbares zu zaubern. Im Moment.

Bleibt mir Euch noch eine gute Zeit zu Wünschen

Donnerstag, 11. Juli 2019

Bücherkiste


John Vornholt

Star Trek: Deep Space Nine

Antimaterie

 


Jeder dürfte sie haben. Serien aus Kinder und Jugendtagen, die einen Jahrelang begleitet haben. Mal mehr, mal weniger. Zwischenzeitlich hat man sie auch mal komplett aus den Augen verloren. Aber egal wie alt man ist, irgendwann stolpert man wieder über sie drüber. Und ist wieder so begeistert wie damals, als man sie entdeckt hatte. Sei es, weil es wirklich gute Serien waren. Oder einfach nur aus Nostalgie.

Bei mir ist es das Star Trek Franchise, das mich nie ganz losgelassen hat. Und zwar aus beiden Gründen. Zu einem sind die 4 Serien, die mich damals einen Großteil meiner Lebenszeit gekostet haben – namentlich sind das Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und das hässliche Entlein Enterprise – mit das Beste, was jemals an Science Fiction über die Bildschirme geflimmert ist. Ein Dichtes Universum, spannende Unterhaltung, aktuelle gesellschaftliche Probleme durch den Eulenspiegel behandelt. Dazu verstanden die Macher es, die einzelnen Serien lose Miteinander zu verknüpfen. Der Konflikt zwischen Cardasianern und Bajoranern zum Beispiel, welcher in Next Generation aufgebaut wurde, bildetet eine Grundlage für die Hintergrundgeschichte von Deep Space Nine. Dort wiederum wurde die Rebellion einiger Föderationsangehöriger thematisiert, die der Grund für die Voyager ist, sich in die sogenannte „Badlands“ Region auf zumachen. Von wo sie schließlich auf die andere Seite der Galaxie geschleudert wird und sich zusammen mit einer Gruppe Rebellen den Weg nach Hause frei kämpfen muss.
Das sind die Gründe, warum ich auch heute noch, auch ohne die rosarote Fanbrille, viele Folgen der Serien mit Freude anschauen kann. Trotz der vielen Schwächen, die Star Trek eben auch hatte. Viele Füllfolgen mit seltsamen, verwirrenden oder schlicht belanglosen Handlungen. Logik Lücken. Technik- Deus- Ex- Macchina. Auf der Voyager zum Beispiel fallen ohne jeden ersichtlichen Grund immer die Systeme aus, die gerade benötigt werden. Transporter, Warp Antrieb, Waffen. Alles anfälliger als die Hydraulik in alten Citroens. Irgendjemand an Bord füttert wohl Gismo noch nach Mitternacht.
Damals habe ich eh darüber hinweg gesehen, sofern es mir den überhaupt aufgefallen ist. Von dem Punkt an, als ich das erste mal den strengen, kahlköpfigen, englischen Franzosen und den mürrischen Hünen mit der zerfurchten Stirn im Nachmittagsprogramm gesehen habe war ich begeistert. Ich habe alles, was Star Trek hieß, gesehen, gespielt, gebastelt und gelesen. Und das war jede Menge. PC Spiel, Bücher, Modelle: das Franchise wurde gemolken bis es qualmte. Ein Großteil der Zeit und des Taschengelds meiner Jugend waren die dankbaren Opfer der Star Trek Maschinerie.
In Zuge dessen hatte ich auch einen Haufen Romane aus sämtlichen Trek Serien. Alle Tausendmal gelesen. Als aber über die Jahre die Begeisterung immer mehr nachließ, hat die Sammlung nach und nach abgebaut. Mit jedem Umzug oder Ausmisten verschwanden mehr Bücher, um Platz für Neues zu machen. Genau wie bei den Fernseh Serien reichte die Qualität der Bücher von Hui zu Pfui. Am Ende blieben nur noch eine kleine Anzahl Bücher übrig. Antimaterie ist das einzige davon, welches nicht im Keller, sondern im Bücherregal wohnen darf.

Auf Bajor gibt es Grund zu Feiern: nach der Besatzung durch die Cardasianer wird endlich wieder ein Raumschiff gebaut. Es fehlt nur noch die Antimaterie für den Antrieb. Der Konvoi wird jedoch von einer bajoranischen Splittergruppe überfallen, die damit ins Wurmloch in den Gamma Quadranten verschwindet. Sisko, Odo und Dax machen sich an die Verfolgung. Sie finden einen Handelsplaneten, auf dem Geld, Gier und Intrigen Herrschen. Und ein intelligentes, insektenähnliches Schwarmbewusstsein.

Bei Antimaterie handelt es sich um einen eigenständigen, in sich geschlossenen Roman. Zeitlich ist er in der ersten Staffel angesiedelt. Ob er auch ohne Star Trek Kentnisse als reiner Science Fction Roman lesbar ist, kann ich nicht sagen. Dazu bin ich zu sehr geschädigt. Aber die Handlung ist in sich geschlossen, sodass bis auf ein paar Namen eigentlich alles verständlich ist.
Politische Intrigen, hinterhältige Ferengi und der unbekannte Sektor hinter dem Wurmloch: in diesem Roman ist alles, was die Spannung der ersten Staffel Deep Space Nine ausmacht, vorhanden. Und geschickt zusammen gerührt. Abgesehen von ein paar vor Pathos triefender Dialoge, die nun einmal zu Star Trek gehören, ist es unterhaltsam und spannend geschrieben. Auch nach mehrmaligem lesen eignet es sich immer noch als kleiner Unterhaltungshappen zwischendurch. Ganz wie die Serie.

Donnerstag, 4. Juli 2019

Mein CD Regal


Paradise Lost

The Plaque Within

 

 


Es gibt Bands, die kennt man schon Jahrelang. Allerdings nur vom Namen her. Hat mal in einem Magazin über sie gelesen. Oder die CDs im Plattenladen stehen sehen. Vielleicht kennt man sogar einen einzelnen Song. Oder hat grob eine Ahnung, welche Art von Krachmusik das ist. Dennoch hat man es über die Jahre nie geschafft, sich näher damit auseinanderzusetzen.

„Paradise Lost “ ist für mich so ein Fall. Kurz nachdem mir „Blind Guardian“ die Tür zum Heavy Metal aufgestoßen hatten, habe ich von einem Silberrücken eine CD der englischen Doom Deather in die Hand bekommen. „Hier, hör mal was gescheites. Das ist Metal, nicht dieses Eierlose Eunuchen Geheule.“ waren – ungefähr – seine Worte der Weisheit. Mich hat das damals ziemlich kalt gelassen. Gut, ich hatte gerade Edguy, Rhapsody und Dragonforce für mich entdeckt. Also schnell, schneller und Duracel Hase auf Drogen. Paradise Lost ist da sozusagen die komplette Antithese dazu. Außerdem war ich damals mit der Sturheit eines Esels und der Weltoffenheit eines Konservativen Stammwählers ausgestattet. Ich wusste genau, wie Metal klingen muss. War ja sozusagen schon fast ein Experte. Lange Haare hatte ich auch schon. Fast. Ich konnte also mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass alles, was nicht nach Blind Guardian klingt, reine Notenverschwendung ist.

Inzwischen hat sich mein Musikgeschmack etwas erweitert. Wie das halt so ist, entdeckt man dann doch immer wieder neue Sachen über die Jahre. Man schaut mal über den Tellerrand, und schwuppdiwupp, ehe man es sich versieht wird man weiter in die Tiefen des Metals gezogen.
Nachdem ich dann so ziemlich alles in Sachen „schneller“ ausgelotet hatte und „härter“ auch so langsam an seine Grenzen stößt, habe ich vor einiger Zeit „langsamer“ für mich entdeckt. Wo wir wieder bei Paradise Lost wären. Nachdem ich mir lange überlegt habe, welche Platte zum Einstieg wohl am geeignetsten wäre, bin ich einfach los in den Plattenladen. Ab in Regal Heavy, unter P. Die Wahl viel leicht, „The Plaque within“ war das einzig Vorhandene.
Es hat einige Durchläufe gebraucht. Aber das Teil hat mich Richtig gepackt. Melodie, Härte, Dramatik. Alles da. Alles ganz genau abgestimmt. Die Songs mäandern zäh vor sich hin, ohne allzu sehr repetitiv vor sich hin zu plätschern. Die Clean Vocals setzen Farbtupfer, ohne das ganze zu sehr in seichte Lala Ufer zu führen. Brutalität entsteht eben nicht nur durch pure Härte und Rohheit. Kurz, ich bin begeistert. Kühle Melancholie und Weltschmerz, genau das richtige an diesen heißen Sommertagen.

Mein früheres Ich würde mich für verrückt erklären. Das Cover: viel zu schlicht. Keine Drachen. Keine Muskelmänner. Noch nicht einmal Blut. Langweilig. Die Songs? Tja, ganz nett. Aber braucht es wirklich eine Platte nur voll gepackt mit Intros? Da passiert ja nichts! Dann würde er „Dragonforce“ einlegen, ein Dosenbier öffnen und Luftgitarre spielend durch die Gegend hüpfen.
Was ich zugegebenermaßen auch heute immer wieder gerne mache. Trotzdem bin ich froh, dieses Engstirnigkeit von früher nicht mehr zu haben. Ich hätte einiges verpasst. Wie zum Beispiel diese vorzügliche Sammlung von Intros.