John Vornholt
Star Trek: Deep Space Nine
Antimaterie
Jeder dürfte sie
haben. Serien aus Kinder und Jugendtagen, die einen Jahrelang
begleitet haben. Mal mehr, mal weniger. Zwischenzeitlich hat man sie
auch mal komplett aus den Augen verloren. Aber egal wie alt man ist,
irgendwann stolpert man wieder über sie drüber. Und ist wieder so
begeistert wie damals, als man sie entdeckt hatte. Sei es, weil es
wirklich gute Serien waren. Oder einfach nur aus Nostalgie.
Bei mir ist es das
Star Trek Franchise, das mich nie ganz losgelassen hat. Und zwar aus
beiden Gründen. Zu einem sind die 4 Serien, die mich damals einen
Großteil meiner Lebenszeit gekostet haben – namentlich sind das
Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und das hässliche Entlein
Enterprise – mit das Beste, was jemals an Science Fiction über die
Bildschirme geflimmert ist. Ein Dichtes Universum, spannende
Unterhaltung, aktuelle gesellschaftliche Probleme durch den
Eulenspiegel behandelt. Dazu verstanden die Macher es, die einzelnen
Serien lose Miteinander zu verknüpfen. Der Konflikt zwischen
Cardasianern und Bajoranern zum Beispiel, welcher in Next Generation
aufgebaut wurde, bildetet eine Grundlage für die
Hintergrundgeschichte von Deep Space Nine. Dort wiederum wurde die
Rebellion einiger Föderationsangehöriger thematisiert, die der
Grund für die Voyager ist, sich in die sogenannte „Badlands“
Region auf zumachen. Von wo sie schließlich auf die andere Seite der
Galaxie geschleudert wird und sich zusammen mit einer Gruppe Rebellen
den Weg nach Hause frei kämpfen muss.
Das sind die Gründe,
warum ich auch heute noch, auch ohne die rosarote Fanbrille, viele
Folgen der Serien mit Freude anschauen kann. Trotz der vielen
Schwächen, die Star Trek eben auch hatte. Viele Füllfolgen mit
seltsamen, verwirrenden oder schlicht belanglosen Handlungen. Logik
Lücken. Technik- Deus- Ex- Macchina. Auf der Voyager zum Beispiel
fallen ohne jeden ersichtlichen Grund immer die Systeme aus, die
gerade benötigt werden. Transporter, Warp Antrieb, Waffen. Alles
anfälliger als die Hydraulik in alten Citroens. Irgendjemand an Bord
füttert wohl Gismo noch nach Mitternacht.
Damals habe ich eh
darüber hinweg gesehen, sofern es mir den überhaupt aufgefallen
ist. Von dem Punkt an, als ich das erste mal den strengen,
kahlköpfigen, englischen Franzosen und den mürrischen Hünen mit
der zerfurchten Stirn im Nachmittagsprogramm gesehen habe war ich
begeistert. Ich habe alles, was Star Trek hieß, gesehen, gespielt,
gebastelt und gelesen. Und das war jede Menge. PC Spiel, Bücher,
Modelle: das Franchise wurde gemolken bis es qualmte. Ein Großteil
der Zeit und des Taschengelds meiner Jugend waren die dankbaren Opfer
der Star Trek Maschinerie.
In Zuge dessen hatte
ich auch einen Haufen Romane aus sämtlichen Trek Serien. Alle
Tausendmal gelesen. Als aber über die Jahre die Begeisterung immer
mehr nachließ, hat die Sammlung nach und nach abgebaut. Mit jedem
Umzug oder Ausmisten verschwanden mehr Bücher, um Platz für Neues
zu machen. Genau wie bei den Fernseh Serien reichte die Qualität der
Bücher von Hui zu Pfui. Am Ende blieben nur noch eine kleine Anzahl
Bücher übrig. Antimaterie ist das einzige davon, welches nicht im
Keller, sondern im Bücherregal wohnen darf.
Auf Bajor gibt es
Grund zu Feiern: nach der Besatzung durch die Cardasianer wird
endlich wieder ein Raumschiff gebaut. Es fehlt nur noch die
Antimaterie für den Antrieb. Der Konvoi wird jedoch von einer
bajoranischen Splittergruppe überfallen, die damit ins Wurmloch in
den Gamma Quadranten verschwindet. Sisko, Odo und Dax machen sich an
die Verfolgung. Sie finden einen Handelsplaneten, auf dem Geld, Gier
und Intrigen Herrschen. Und ein intelligentes, insektenähnliches
Schwarmbewusstsein.
Bei Antimaterie
handelt es sich um einen eigenständigen, in sich geschlossenen
Roman. Zeitlich ist er in der ersten Staffel angesiedelt. Ob er auch
ohne Star Trek Kentnisse als reiner Science Fction Roman lesbar ist,
kann ich nicht sagen. Dazu bin ich zu sehr geschädigt. Aber die
Handlung ist in sich geschlossen, sodass bis auf ein paar Namen
eigentlich alles verständlich ist.
Politische Intrigen,
hinterhältige Ferengi und der unbekannte Sektor hinter dem Wurmloch:
in diesem Roman ist alles, was die Spannung der ersten Staffel Deep
Space Nine ausmacht, vorhanden. Und geschickt zusammen gerührt.
Abgesehen von ein paar vor Pathos triefender Dialoge, die nun einmal
zu Star Trek gehören, ist es unterhaltsam und spannend geschrieben.
Auch nach mehrmaligem lesen eignet es sich immer noch als kleiner
Unterhaltungshappen zwischendurch. Ganz wie die Serie.
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