Donnerstag, 4. Juli 2019

Mein CD Regal


Paradise Lost

The Plaque Within

 

 


Es gibt Bands, die kennt man schon Jahrelang. Allerdings nur vom Namen her. Hat mal in einem Magazin über sie gelesen. Oder die CDs im Plattenladen stehen sehen. Vielleicht kennt man sogar einen einzelnen Song. Oder hat grob eine Ahnung, welche Art von Krachmusik das ist. Dennoch hat man es über die Jahre nie geschafft, sich näher damit auseinanderzusetzen.

„Paradise Lost “ ist für mich so ein Fall. Kurz nachdem mir „Blind Guardian“ die Tür zum Heavy Metal aufgestoßen hatten, habe ich von einem Silberrücken eine CD der englischen Doom Deather in die Hand bekommen. „Hier, hör mal was gescheites. Das ist Metal, nicht dieses Eierlose Eunuchen Geheule.“ waren – ungefähr – seine Worte der Weisheit. Mich hat das damals ziemlich kalt gelassen. Gut, ich hatte gerade Edguy, Rhapsody und Dragonforce für mich entdeckt. Also schnell, schneller und Duracel Hase auf Drogen. Paradise Lost ist da sozusagen die komplette Antithese dazu. Außerdem war ich damals mit der Sturheit eines Esels und der Weltoffenheit eines Konservativen Stammwählers ausgestattet. Ich wusste genau, wie Metal klingen muss. War ja sozusagen schon fast ein Experte. Lange Haare hatte ich auch schon. Fast. Ich konnte also mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass alles, was nicht nach Blind Guardian klingt, reine Notenverschwendung ist.

Inzwischen hat sich mein Musikgeschmack etwas erweitert. Wie das halt so ist, entdeckt man dann doch immer wieder neue Sachen über die Jahre. Man schaut mal über den Tellerrand, und schwuppdiwupp, ehe man es sich versieht wird man weiter in die Tiefen des Metals gezogen.
Nachdem ich dann so ziemlich alles in Sachen „schneller“ ausgelotet hatte und „härter“ auch so langsam an seine Grenzen stößt, habe ich vor einiger Zeit „langsamer“ für mich entdeckt. Wo wir wieder bei Paradise Lost wären. Nachdem ich mir lange überlegt habe, welche Platte zum Einstieg wohl am geeignetsten wäre, bin ich einfach los in den Plattenladen. Ab in Regal Heavy, unter P. Die Wahl viel leicht, „The Plaque within“ war das einzig Vorhandene.
Es hat einige Durchläufe gebraucht. Aber das Teil hat mich Richtig gepackt. Melodie, Härte, Dramatik. Alles da. Alles ganz genau abgestimmt. Die Songs mäandern zäh vor sich hin, ohne allzu sehr repetitiv vor sich hin zu plätschern. Die Clean Vocals setzen Farbtupfer, ohne das ganze zu sehr in seichte Lala Ufer zu führen. Brutalität entsteht eben nicht nur durch pure Härte und Rohheit. Kurz, ich bin begeistert. Kühle Melancholie und Weltschmerz, genau das richtige an diesen heißen Sommertagen.

Mein früheres Ich würde mich für verrückt erklären. Das Cover: viel zu schlicht. Keine Drachen. Keine Muskelmänner. Noch nicht einmal Blut. Langweilig. Die Songs? Tja, ganz nett. Aber braucht es wirklich eine Platte nur voll gepackt mit Intros? Da passiert ja nichts! Dann würde er „Dragonforce“ einlegen, ein Dosenbier öffnen und Luftgitarre spielend durch die Gegend hüpfen.
Was ich zugegebenermaßen auch heute immer wieder gerne mache. Trotzdem bin ich froh, dieses Engstirnigkeit von früher nicht mehr zu haben. Ich hätte einiges verpasst. Wie zum Beispiel diese vorzügliche Sammlung von Intros.

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