Paradise Lost
The Plaque Within
Es gibt Bands, die
kennt man schon Jahrelang. Allerdings nur vom Namen her. Hat mal in
einem Magazin über sie gelesen. Oder die CDs im Plattenladen stehen
sehen. Vielleicht kennt man sogar einen einzelnen Song. Oder hat grob
eine Ahnung, welche Art von Krachmusik das ist. Dennoch hat man es
über die Jahre nie geschafft, sich näher damit auseinanderzusetzen.
„Paradise Lost “
ist für mich so ein Fall. Kurz nachdem mir „Blind Guardian“ die
Tür zum Heavy Metal aufgestoßen hatten, habe ich von einem
Silberrücken eine CD der englischen Doom Deather in die Hand
bekommen. „Hier, hör mal was gescheites. Das ist Metal, nicht
dieses Eierlose Eunuchen Geheule.“ waren – ungefähr – seine
Worte der Weisheit. Mich hat das damals ziemlich kalt gelassen. Gut,
ich hatte gerade Edguy, Rhapsody und Dragonforce für mich entdeckt.
Also schnell, schneller und Duracel Hase auf Drogen. Paradise Lost
ist da sozusagen die komplette Antithese dazu. Außerdem war ich
damals mit der Sturheit eines Esels und der Weltoffenheit eines
Konservativen Stammwählers ausgestattet. Ich wusste genau, wie Metal
klingen muss. War ja sozusagen schon fast ein Experte. Lange Haare
hatte ich auch schon. Fast. Ich konnte also mit ziemlicher Sicherheit
sagen, dass alles, was nicht nach Blind Guardian klingt, reine
Notenverschwendung ist.
Inzwischen hat sich
mein Musikgeschmack etwas erweitert. Wie das halt so ist, entdeckt
man dann doch immer wieder neue Sachen über die Jahre. Man schaut
mal über den Tellerrand, und schwuppdiwupp, ehe man es sich versieht
wird man weiter in die Tiefen des Metals gezogen.
Nachdem ich dann so
ziemlich alles in Sachen „schneller“ ausgelotet hatte und
„härter“ auch so langsam an seine Grenzen stößt, habe ich vor
einiger Zeit „langsamer“ für mich entdeckt. Wo wir wieder bei
Paradise Lost wären. Nachdem ich mir lange überlegt habe, welche
Platte zum Einstieg wohl am geeignetsten wäre, bin ich einfach los
in den Plattenladen. Ab in Regal Heavy, unter P. Die Wahl viel
leicht, „The Plaque within“ war das einzig Vorhandene.
Es hat einige
Durchläufe gebraucht. Aber das Teil hat mich Richtig gepackt.
Melodie, Härte, Dramatik. Alles da. Alles ganz genau abgestimmt. Die
Songs mäandern zäh vor sich hin, ohne allzu sehr repetitiv vor sich
hin zu plätschern. Die Clean Vocals setzen Farbtupfer, ohne das
ganze zu sehr in seichte Lala Ufer zu führen. Brutalität entsteht
eben nicht nur durch pure Härte und Rohheit. Kurz, ich bin
begeistert. Kühle Melancholie und Weltschmerz, genau das richtige an
diesen heißen Sommertagen.
Mein früheres Ich
würde mich für verrückt erklären. Das Cover: viel zu schlicht.
Keine Drachen. Keine Muskelmänner. Noch nicht einmal Blut.
Langweilig. Die Songs? Tja, ganz nett. Aber braucht es wirklich eine
Platte nur voll gepackt mit Intros? Da passiert ja nichts! Dann
würde er „Dragonforce“ einlegen, ein Dosenbier öffnen und
Luftgitarre spielend durch die Gegend hüpfen.
Was ich
zugegebenermaßen auch heute immer wieder gerne mache. Trotzdem bin
ich froh, dieses Engstirnigkeit von früher nicht mehr zu haben. Ich
hätte einiges verpasst. Wie zum Beispiel diese vorzügliche Sammlung
von Intros.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen