Amorphis
Under the Red Cloud
„Früher waren die
besser“, „Voll der Kommerzmüll“, „Pop Scheiße für Poser“.
Das waren so die gängigsten Kommentare der Metal Silberrücken zu
Amorphis, als ich diese so um 2006 rum das erste Mal für mich
entdeckte. „Eclipse“ war gerade erschienen, und auf einer jungen
Videoplattform im Internet bin ich über das Video zu „The Smoke“
gestolpert. Ganz nett, aber wirklich vom Hocker hat es mich damals
nicht gehauen.
Ein paar Jahre
später dann waren Amorphis in der Stadt. Ich hatte bis zu diesem
Zeitpunkt ein paar mehr Songs gehört, sowohl neueres als auch altes
Material. Der Unterschied: gewaltig. Die Neugier war geweckt. Das
musste ich mir einfach anschauen.
Kurz: das Konzert
war der Knaller. Und nicht das Letzte. Nur auf Platte, da habe ich
mich noch nicht an die Band getraut. Etwas aus der von Veteranen so
gefeierten „Tales of the Thousand Lakes“ Ära vielleicht? Oder
die komplett verschmähte, experimentelle „Am Universum“? Oder
doch was Neues? Je länger der Katalog einer Band und je höher deren
Experimentierfreude, desto schwerer fällt die Wahl. Fragt man sieben
verschiedene Leute, welches Album man auf jeden Fall haben sollte, so
bekommt man sieben verschiedene Antworten.
Ein Lieber Mensch
hat mir aus der Misere geholfen und zum Geburtstag die Live CD\DVD
„Forging the Land of Thousand Lakes“ geschenkt. Von den frühen
Sachen bis zum damals aktuellsten findet sich dort Alles. Ein
perfekter Querschnitt durch die Bandgeschichte, in guter Ton und
Bildqualität. Da „Amorphis“ live zudem richtig gut liefern
machte dann weitere CDs erst einmal überflüssig.
Nun sind wieder ein
paar Jahre ins Land gezogen, und inzwischen hab ich mir endlich ein
Studio Album zugelegt. Warum ausgerechnet „Under the Red Cloud“?
Reiner Zufall. Es lag auf dem Wühltisch für einen schmalen Euro.
Und was soll ich
sagen. Ich hab Spaß an der Scheibe. Die Death Metal Wurzeln sind bei
jedem Song deutlich zu hören, ohne dass es jemals richtig brachial
wird. Atmosphäre steht hier deutlich im Vordergrund. Die Songs sind
alle recht eingängig und schnell im Ohr. Der Wechsel zwischen Growls
und Klargesang sowie die musikalischen Farbtupfer durch Folkelemente
sorgen dafür, dass sie auch drin bleiben.
Früher waren die
besser? Möglich. Hätte ich „Amorphis“ damals zu „Tales“
Zeiten kennengelernt, würde ich auch jede Scheibe damit vergleichen.
Und wäre enttäuscht. Mit Doom Death hat das inzwischen nur noch
wenig zu tun. Andererseits ist eine musikalische Weiterentwicklung ja
durchaus auch Spannend. Besser als das gleiche Album in leichten
Variationen immer und immer wieder Manowar mäßig zu
veröffentlichen.
Wie auch immer: ich
bin nun einmal zu jung für Vergleiche mit der „Tales“. Somit
kann ich mir das Album relativ Vorurteilsfrei anhören und meinen
Spaß damit haben. Eine der wenigen CDs, die ich am Stück hören
kann. Definitiv nicht meine Letzte „Amorphis“ Scheibe.
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