Donnerstag, 16. April 2020

Raus. Gehen.


Eigentlich




Eigentlich war dieses Jahr ziemlich gut durchgeplant. Konzerte, Festivals, Urlaub. Für den besseren Überblick und Koordination habe ich mir dieses Jahr sogar einen Terminkalender geholt. Und benutzt. 

Eigentlich wollte ich auch wieder mehr wandern gehen. Die letzten Etappen vom Neckarsteig standen im Frühling auf dem Plan. Und im Sommer eine kleinere Mehrtagestour irgendwo auf der schwäbischen Alb.
Eigentlich. So ganz langsam wird es zu meinem persönlichen Wort des Jahres.
Klar, aus allen Situationen soll man grundsätzlich das Beste machen. Es ändert trotzdem nichts daran, dass das Jahr für die meisten von uns ziemlich beschissen läuft. Im besten Fall ist es nur die Freizeitplanung, die völlig über den Haufen geworfen wurde. Im schlimmsten Fall betrifft es Existenzen. Da hilft dann auch das ganze Gerede von „Die Krise positiv nutzen“ und „Die Entschleunigung positiv betrachten“ herzlich wenig. Natürlich ist es hin und wieder mal gut, Abstand vom Trubel zu nehmen. Mal nicht von der Arbeit gleich zur nächsten Ablenkung zu hetzen. Statt Kino, Konzert und Party einfach mal Ruhe, Stille und ein bisschen Zeit mit sich selber verbringen. Grundsätzlich eine feine Sache. Der Haken daran: normalerweise entscheide ich für mich, ob ich mich vom sozialen Leben zurückziehe oder nicht. Jetzt bin ich dazu gezwungen. Und bei mir ist es leider nun einmal so, dass es mir äußerst schwer fällt, den positiven Aspekt einer aufgezwungenen Situation zu nutzen.

Leider hat motzen, schimpfen und schlechte Laune aber noch nie geholfen, unangenehme Situationen zu lösen. Und so versuche ich, das Beste aus der ganzen Sache zu machen. Freizeitfahrten sind verboten? Nun denn, Wanderschuhe schnüren und auf, die Abenteuer vor der Haustüre zu entdecken. Die letzten Wochen bin ich so ziemlich Alles, was mir Wanderkarten, Freizeitbroschüren und Wandertipps für meine Gegend vorgeschlagen haben, abgelaufen. Das Meiste kannte ich schon, aber immer wieder hat sich hier mal ein neuer, schmaler Weg eröffnet oder zwei Ziele haben sich zu einem neuem Rundweg zusammengeschlossen. Und tatsächlich gab es auch Orte, die ich in den gut fünf Jahren, die ich inzwischen im schönen Neckartal wohne, noch nicht gesehen hatte und die nur eine gute Stunde Fußweg entfernt sind.
So bin ich letztens zum ersten Mal am Ochsenkopfturm gewesen. Auf etwas mehr als 400 Metern Höhe steht eine recht rudimentäre Variante eines Aussichtsturmes, der jedoch einen klasse Blick über den Dilsberg hinweg bis weit in den Kraichgau rein bietet. Eine etwas abgelegene Sitzmöglichkeit lädt zur Pause ein. Der neue Biergarten für die Zeit ist gefunden.
Vom Ochsenkopf selber kommt man recht schnell zu zwei der vier Burgen in Neckarsteinach. Gut, die besuche ich auch so immer wieder mal. Aber von der anderen Seite zu kommen ist halt mal eine schöne Ablenkung. Zurück dann durch den Wald auf einem schmalen Trampelpfad, und fertig ist eine gemütliche, ungefähr drei Stunden lange Tour vor der Haustüre. Ein paar knackige Anstiege, schmale Pfade und bequeme Waldwege im Wechsel, ruhige Plätzchen. Alles vorhanden, was eine Wanderung gemütlich macht. Und so lange man den Neckar meidet, ist es auch einfach, den Mindestabstand einzuhalten. Am Neckar selber geht das gerade schlecht. Je nach Uhrzeit und Wetter ist dort mehr los als auf der A5 im Feierabendverkehr. Ein Grund mehr, im Wald zu verschwinden.

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