Eigentlich
Eigentlich war
dieses Jahr ziemlich gut durchgeplant. Konzerte, Festivals, Urlaub. Für den besseren Überblick und Koordination habe ich mir dieses Jahr sogar einen Terminkalender geholt. Und benutzt.
Eigentlich wollte ich auch wieder mehr wandern gehen. Die letzten
Etappen vom Neckarsteig standen im Frühling auf dem Plan. Und im
Sommer eine kleinere Mehrtagestour irgendwo auf der schwäbischen
Alb.
Eigentlich. So ganz
langsam wird es zu meinem persönlichen Wort des Jahres.
Klar, aus allen
Situationen soll man grundsätzlich das Beste machen. Es ändert
trotzdem nichts daran, dass das Jahr für die meisten von uns
ziemlich beschissen läuft. Im besten Fall ist es nur die
Freizeitplanung, die völlig über den Haufen geworfen wurde. Im
schlimmsten Fall betrifft es Existenzen. Da hilft dann auch das ganze
Gerede von „Die Krise positiv nutzen“ und „Die Entschleunigung
positiv betrachten“ herzlich wenig. Natürlich ist es hin und
wieder mal gut, Abstand vom Trubel zu nehmen. Mal nicht von der
Arbeit gleich zur nächsten Ablenkung zu hetzen. Statt Kino, Konzert
und Party einfach mal Ruhe, Stille und ein bisschen Zeit mit sich
selber verbringen. Grundsätzlich eine feine Sache. Der Haken daran:
normalerweise entscheide ich für mich, ob ich mich vom sozialen
Leben zurückziehe oder nicht. Jetzt bin ich dazu gezwungen. Und bei
mir ist es leider nun einmal so, dass es mir äußerst schwer fällt,
den positiven Aspekt einer aufgezwungenen Situation zu nutzen.
Leider hat motzen,
schimpfen und schlechte Laune aber noch nie geholfen, unangenehme Situationen zu lösen. Und so versuche
ich, das Beste aus der ganzen Sache zu machen. Freizeitfahrten sind
verboten? Nun denn, Wanderschuhe schnüren und auf, die Abenteuer vor
der Haustüre zu entdecken. Die letzten Wochen bin ich so ziemlich
Alles, was mir Wanderkarten, Freizeitbroschüren und Wandertipps für
meine Gegend vorgeschlagen haben, abgelaufen. Das Meiste kannte ich
schon, aber immer wieder hat sich hier mal ein neuer, schmaler Weg
eröffnet oder zwei Ziele haben sich zu einem neuem Rundweg
zusammengeschlossen. Und tatsächlich gab es auch Orte, die ich in
den gut fünf Jahren, die ich inzwischen im schönen Neckartal wohne,
noch nicht gesehen hatte und die nur eine gute Stunde Fußweg
entfernt sind.
So bin ich letztens
zum ersten Mal am Ochsenkopfturm gewesen. Auf etwas mehr als 400
Metern Höhe steht eine recht rudimentäre Variante eines
Aussichtsturmes, der jedoch einen klasse Blick über den Dilsberg
hinweg bis weit in den Kraichgau rein bietet. Eine etwas abgelegene
Sitzmöglichkeit lädt zur Pause ein. Der neue Biergarten für die
Zeit ist gefunden.
Vom Ochsenkopf
selber kommt man recht schnell zu zwei der vier Burgen in
Neckarsteinach. Gut, die besuche ich auch so immer wieder mal. Aber
von der anderen Seite zu kommen ist halt mal eine schöne Ablenkung.
Zurück dann durch den Wald auf einem schmalen Trampelpfad, und
fertig ist eine gemütliche, ungefähr drei Stunden lange Tour vor
der Haustüre. Ein paar knackige Anstiege, schmale Pfade und bequeme
Waldwege im Wechsel, ruhige Plätzchen. Alles vorhanden, was eine
Wanderung gemütlich macht. Und so lange man den Neckar meidet, ist
es auch einfach, den Mindestabstand einzuhalten. Am Neckar selber geht
das gerade schlecht. Je nach Uhrzeit und Wetter ist dort mehr los als
auf der A5 im Feierabendverkehr. Ein Grund mehr, im Wald zu verschwinden.
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