Donnerstag, 14. Mai 2020

Mein CD Regal


Within Temptation

Enter\ The Dance

 

 

Die meisten von Euch wissen es, meine ersten wirklichen Gehversuche in Sachen eigener Musikgeschmack habe ich Anfang der 2000er Jahre gemacht. Nu Metal und Crossover haben meine Liebe zu etwas härteren Gitarren entfacht. Und dann gab es da noch etwas, zumindest für mich, Neues und Aufregendes: Symphonic Metal. Der Ein oder Andere erinnert sich vielleicht noch daran, im Kielwasser von „Nightwishs“ Riesenerfolgen sind ähnlich gelagerte Bands wie Pilze aus dem Boden geschossen. Oder zumindest ins Rampenlicht gerückt. „Within Temptation“ zum Beispiel. Die Videos zu „Ice Queen“ und „Mother Earth“ liefen dauernd rauf und runter. Kein Musiksender, der einen nicht damit bombardierte. Rein von der Machart und Optik her sind beide für mich heute eher Kandidaten für eine Fremdschäm Show. Kitsch, Bombast, noch mehr Kitsch. Optisch. Und musikalisch. Was wohl eine Filmmusik artige, leicht mystische Atmosphäre erzeugen soll, erinnert mich eher an eine Anstehschlange in einem großen Vergnügungspark. Auch hier sowohl musikalisch als auch optisch. Irgendeiner meiner Bekannten hatte das damals mal „Europapark Metal“ genannt. Treffend. Mit meinen knappen 16 Jahren haben mich die Videos damals jedoch begeistert. Vielleicht war es auch nur die Sängerin. Hormone und so. 

Auf jeden Fall ging „Mother Earth“ steil durch die Decke, genauso der Nachfolger „The Silent Force.“ Ich wurde nie ganz warm mit der Band. Für mich klangen sie einfach wie eine etwas kitschigere, billigere und weichere Kopie von „Nightwish“. Hätte ich die Holländer vor den Finnen entdeckt, nun, ich hätte es wahrscheinlich genau anders rum gesehen.
Auf jeden Fall ging der Hype dann auch mal vorbei, und bis auf einige Wenige hab ich die meisten – nicht böse gemeint - „Trulla“ Bands aus den Augen verloren.
Bis mir dann malvon einem Metal Silberrücken nahe gelegt wurde, doch mal ein Ohr für das Debut Album von „Within Temptation“ zu riskieren. Im ersten Moment war ich etwas verwirrt: „Mother Earth“ kannte ich doch schon. Tja, Überraschung, es gab davor eine EP und ein Album, „The Dance“ und „Enter“. Und die seien deutlich besser als die nachfolgenden Sachen. Und deutlich anders. Nun, ich habe das registriert, aber dann auch irgendwie wieder vergessen. Zumal ich eine Zeitlang nie Rückwärts in einer Diskographie geschaut habe. Hatte ich doch zu dem Zeitpunkt die Einstellung, dass das Neueste auch zeitgleich das Beste sei. Etwas naiv, ich weis.

Auf jeden Fall fiel mir kürzlich beim stöbern „The Dance“ und „Enter“ als gemeinsame CD in die Hand. Heißt, dass alle Songs beider Veröffentlichungen drauf sind. Beide Booklets schön hintereinander abgedruckt. Und beide Original Cover, eins vorne, eins hinten. So kann man sich dann selber entscheiden, was einem besser gefällt. Persönlich finde ich beide furchtbar.
Aber, man soll ja nicht immer auf das Äußere schauen, außerdem hatte ich dieses „Früher waren die ganz anders“ noch im Hinterkopf. Also wurde das Ding kurzerhand mitgenommen.

Nach hinten schauen lohnt sich manchmal wirklich. Was die Holländer da abliefern, ist schlicht und ergreifend Gothic Metal der gelungenen Art. Düster, schleppend, packend. Gut, der Kitsch tropft auch hier schon aus den Boxen, fügt sich aber noch passend in die Gesamtstimmung ein und brüllt nicht alles nieder. Auch der Bombast ist schon vorhanden, aber stimmig. Insgesamt klingt es hier deutlich mehr nach „Tristania“ oder „Theater of Tragedy“, was nicht zuletzt auch an den ziemlich starken Growls liegt, die einen schönen Kontrast zu Sharon del Adels guter, aber für mich ziemlich anstrengender Stimme liefert. Das Instrumental „Blooded“ liefert da eine Verschnaufpause und spielt musikalisch sämtliche Stärken der Band aus.
Gut, auf Albumlänge zündet es nicht immer, und manchmal wird aus episch schleppend schnell belanglos dudelnt. Die Anstehschlange lässt grüßen. Aber im Großen und Ganzen machen sowohl EP als Album richtig Spaß. Für mich einer der Funde überhaupt dieses Jahr.


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