Within Temptation
Enter\ The Dance
Die meisten von Euch
wissen es, meine ersten wirklichen Gehversuche in Sachen eigener
Musikgeschmack habe ich Anfang der 2000er Jahre gemacht. Nu Metal und
Crossover haben meine Liebe zu etwas härteren Gitarren entfacht. Und
dann gab es da noch etwas, zumindest für mich, Neues und
Aufregendes: Symphonic Metal. Der Ein oder Andere erinnert sich
vielleicht noch daran, im Kielwasser von „Nightwishs“
Riesenerfolgen sind ähnlich gelagerte Bands wie Pilze aus dem Boden
geschossen. Oder zumindest ins Rampenlicht gerückt. „Within
Temptation“ zum Beispiel. Die Videos zu „Ice Queen“ und „Mother
Earth“ liefen dauernd rauf und runter. Kein Musiksender, der einen
nicht damit bombardierte. Rein von der Machart und Optik her sind
beide für mich heute eher Kandidaten für eine Fremdschäm Show.
Kitsch, Bombast, noch mehr Kitsch. Optisch. Und musikalisch. Was wohl
eine Filmmusik artige, leicht mystische Atmosphäre erzeugen soll,
erinnert mich eher an eine Anstehschlange in einem großen
Vergnügungspark. Auch hier sowohl musikalisch als auch optisch.
Irgendeiner meiner Bekannten hatte das damals mal „Europapark
Metal“ genannt. Treffend. Mit meinen knappen 16 Jahren haben mich
die Videos damals jedoch begeistert. Vielleicht war es auch nur die
Sängerin. Hormone und so.
Auf jeden Fall ging
„Mother Earth“ steil durch die Decke, genauso der Nachfolger „The
Silent Force.“ Ich wurde nie ganz warm mit der Band. Für mich
klangen sie einfach wie eine etwas kitschigere, billigere und
weichere Kopie von „Nightwish“. Hätte ich die Holländer vor den
Finnen entdeckt, nun, ich hätte es wahrscheinlich genau anders rum
gesehen.
Auf jeden Fall ging
der Hype dann auch mal vorbei, und bis auf einige Wenige hab ich die
meisten – nicht böse gemeint - „Trulla“ Bands aus den Augen
verloren.
Bis mir dann malvon einem Metal Silberrücken
nahe gelegt wurde, doch mal ein Ohr für das Debut Album von „Within
Temptation“ zu riskieren. Im ersten Moment war ich etwas verwirrt:
„Mother Earth“ kannte ich doch schon. Tja, Überraschung, es gab
davor eine EP und ein Album, „The Dance“ und „Enter“. Und die
seien deutlich besser als die nachfolgenden Sachen. Und deutlich
anders. Nun, ich habe das registriert, aber dann auch irgendwie
wieder vergessen. Zumal ich eine Zeitlang nie Rückwärts in einer
Diskographie geschaut habe. Hatte ich doch zu dem Zeitpunkt die
Einstellung, dass das Neueste auch zeitgleich das Beste sei. Etwas
naiv, ich weis.
Auf jeden Fall fiel
mir kürzlich beim stöbern „The Dance“ und „Enter“ als
gemeinsame CD in die Hand. Heißt, dass alle Songs beider
Veröffentlichungen drauf sind. Beide Booklets schön hintereinander
abgedruckt. Und beide Original Cover, eins vorne, eins hinten. So
kann man sich dann selber entscheiden, was einem besser gefällt.
Persönlich finde ich beide furchtbar.
Aber, man soll ja
nicht immer auf das Äußere schauen, außerdem hatte ich dieses
„Früher waren die ganz anders“ noch im Hinterkopf. Also wurde
das Ding kurzerhand mitgenommen.
Nach hinten schauen
lohnt sich manchmal wirklich. Was die Holländer da abliefern, ist
schlicht und ergreifend Gothic Metal der gelungenen Art. Düster,
schleppend, packend. Gut, der Kitsch tropft auch hier schon aus den
Boxen, fügt sich aber noch passend in die Gesamtstimmung ein und
brüllt nicht alles nieder. Auch der Bombast ist schon vorhanden,
aber stimmig. Insgesamt klingt es hier deutlich mehr nach „Tristania“
oder „Theater of Tragedy“, was nicht zuletzt auch an den ziemlich
starken Growls liegt, die einen schönen Kontrast zu Sharon del Adels
guter, aber für mich ziemlich anstrengender Stimme liefert. Das
Instrumental „Blooded“ liefert da eine Verschnaufpause und spielt
musikalisch sämtliche Stärken der Band aus.
Gut, auf Albumlänge
zündet es nicht immer, und manchmal wird aus episch schleppend
schnell belanglos dudelnt. Die Anstehschlange lässt grüßen. Aber
im Großen und Ganzen machen sowohl EP als Album richtig Spaß. Für
mich einer der Funde überhaupt dieses Jahr.
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