Donnerstag, 15. Oktober 2020

Raus. Gehen

 

Hochgehträumt, Lichtenstein




Nachdem wir in unserem Urlaub auf drei Touren die schwäbische Alb und das Umland zu Fuß unsicher gemacht hatten, hatten wir eigentlich genug vom Wandern. Stattdessen: Klettern im Hochseilgarten bei Burg Lichtenstein. Den haben wir letztes Jahr beim Besuch des Märchenschlosses entdeckt. Seitdem stand er auf unserer „ Wollen wir machen“ Liste.

Beim Anblick der Treppen und Leitern haben mir jedoch sofort die Knie wieder weh gemacht. Die Wanderung vom Vortag steckte mir mehr in den Knochen, als ich war haben wollte. Aber nicht so schlimm. Ebenfalls beim letzten Besuch habe ich eine Info Tafel für einen Rundwanderweg gefunden. „Hochgehträumt“ nannte er sich, und bis auf das schlechte Wortspiel machte er auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Außerdem führt er an der Nebelhöhle vorbei, die ich eh schon lange besuchen wollte. Damit war ich recht alleine. Bei Menschen, die auf der Alb aufgewachsen sind, löst das Wort „Höhle“ maximal ein desinteressiertes Schulterzucken aus. Während der Rest sich dann auf Hochseil – und Biergarten verteilte, bin ich einfach los gelaufen und habe die etwas mehr als zehn Kilometer in Angriff genommen.


Der Weg führt in einem großen Bogen einmal Rund um die Burg Lichtenstein. Mal breit und bequem, mal etwas schmaler und verschlungen. Mal über freies Feld, mal durch dichte Wälder. Immer wieder entdeckt man schöne Aussichtspunkte. Die Strecke ist abwechslungsreich und dadurch recht kurzweilig. Auf und Abstiege gibt es kaum, 220 Meter Anstieg und genau so viel runter auf zehn Kilometern ist – vor allem im Vergleich zum Vortag – sehr gemütlich. Die Ausschilderung ist sehr gut, verlaufen kann man sich eigentlich nicht. Ich bin zwar zweimal kurz von der Strecke abgekommen. Das lag aber an meiner eigenen Dummheit. Ich habe mich nicht an die goldene „Wenn kein Schild an einer Kreuzung ist, bleib auf dem aktuellen Weg“ Regel gehalten und bin dadurch etwas durch die Walachei gestolpert.

Ich war auch kurz davor, das Ganze abzubrechen. Die Laufrichtung, die ich ausgewählt habe, führt nach einem kurzem Stück durch den Wald über weite Strecken durch freies Feld. Das ganze bei dreißig Grad und Sonnenschein war etwas heftig. Aber irgendwann hatte ich dann den Punkt erreicht, wo umkehren einfach keine Option mehr war und hab mich durchgebissen. Zum Glück. Die Strecke ist wirklich schön, und durch den fehlenden Anspruch klasse um mal einfach die Gedanken schweifen zu lassen und die Umgebung in sich auf zu saugen. Definitiv ein Vorteil vom alleine Laufen. 

 

Der Höhepunkt ist die Nebelhöhle. Egal wie rum man die Strecke läuft, sie liegt ungefähr auf der Hälfte und ist damit ein perfekter Ort für eine Rast.

Normalerweise wird man in Gruppen durch die Höhle in einem Rundgang geführt. Da in diesem Sommer jedoch alles anders ist, werden Besucher alleine vorne rein und hinten wieder raus geschickt. Man darf drinnen so lange bleiben wie man will. Beziehungsweise kann. Mit ca. 10 Grad ist es recht frisch. Über die Luftfeuchtigkeit muss ich gar nicht erst reden. Ich war heilfroh über meine Jacke. Der Besuch der Höhle war einfach Klasse. Vor mir war eine Gruppe, die laut schwatzend im Eilgalopp durch die Höhle ist. Ich hab mir im ersten Raum deswegen extra Zeit gelassen, und kurz darauf hatte ich die Höhle dann ganz für mich. Unter der Erde, ganz allein, mit den bizarren Tropfsteinen: das war definitiv ein Erlebnis der Marke „Einzigartig“. Die 5 Euro eintritt war es auf jeden Fall wert.

Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden war ich dann wieder am Ausgangspunkt am Parkplatz der Burg Lichtenstein. Und hatte noch genug Zeit, um in aller Ruhe ein Entspannungsbier zu trinken bevor der Rest der Truppe kam.

Eine absolut gelungene „Eigentlich will ich nicht mehr Wandern“ Tour. Recht einfach, gut ausgeschildert und mit jeder Menge Abwechslung ist diese Wanderung eigentlich für alle zu empfehlen, die auch ohne großes Schwitzen und Anstrengung Spaß am Laufen haben.




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