Donnerstag, 14. Oktober 2021

Bücherkiste

 

Ralf König

Zarter Schmelz

 


75 Jahre. Das muss man erst mal sacken lassen. Ich meine, ich wusste als Kind damals schon, das Lucky Luke alt ist. Immerhin haben ja die Eltern das schon gelesen. Und Eltern sind nun einmal aus Kindersicht immer alt. Das ist jetzt auch gut und gerne 30 Jahre her... Nun ja, zum 75ten des einsamen Cowboys weit weg von daheim hat Egmont eine kleine Hommage Reihe ins Leben gerufen. In ihr widmen sich verschiedene Comiczeichner der Legende und präsentieren ihre eigene Version von Morris Klassiker. Grundsätzlich eine spannende Idee. Aber es hat bei mir persönlich bis Band 5 gedauert, um mich hinterm Ofen vor zu locken. „Zarter Schmelz“ stammt nämlich aus der Feder von niemand geringerem als Ralf König. Mir – und wohl den meisten anderen auch – vor allen Dingen bekannt und geschätzt durch „Der bewegte Mann“ und „Kondom des grauen.“ Als ich das erste Mal gehört hatte, das Ralf König einen Lucky Luke Comic zeichnet, war ich sofort neugierig darauf. Ich mag Lucky Luke, und ich mag sowohl den Zeichen als auch den Erzählstil von König. Aber wie beides zusammenpassen soll? Bekommen wir etwa eine Comic Variante von Brokeback Mountain? Etwa einen schwulen Luke? Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, wie König sich da einfügen wird. Als ich den Band dann kürzlich in einer Bahnhofsbuchhandlung liegen hab sehen, musste der einfach mit. 

Schweizer Schokolade für den US Amerikanischen Markt: Chocolatier Sprüngli ist überzeugt, dass das ein Erfolg wird. Leider haben seine Schweizer Milchkühe den Transport schlecht verkraftet. Vor lauter Stress sind diese ganz Lila angelaufen, Sprüngli fürchtet um die Qualität der Milch. Die Lösung: eine Kur für die Kühe im schönen Dandelion Valley. In der naheliegenden Stadt Straight Gulch sucht er nach Leuten für diesen Job. Zufällig macht auch ein bekannter Cowboy in blauen Jeans und gelbem Hemd gerade dort Urlaub. Ein ruhiger Trip ins Valley mit ein paar Kühen kommt ihm da gerade Recht. Begleitet wird er von Bud, der im Dorf gemieden wird. Angeblich hat er nämlich eine Affäre mit seinem Cowboy Kollegen Terrence…

Ich mag ja Hommagen Comics ganz gerne und fand ja damals schon Flix Beitrag zu Spirou und Fantasio richtig gelungen. Auf der einen Seite absolut der Flix, auf der anderen Seite eindeutig Spirou. Für mich war das die perfekte Hommage. „Zarter Schmelz“ spielt in der gleichen Liga. Eindeutig König, eindeutig Lucky Luke. Eigenständig und doch wiedererkennbar. Die Geschichte ist Klasse erzählt, ein kleiner Rahmen erklärt geschickt Unterschiede in Optik und Verhalten des schnellen Schützen. Mit den Daltons und Calamity Jane sind alte Bekannte dabei. Voll gepackt mit Details und Anspielungen erzählt König kurzweilig eine Geschichte über Vorurteile und das Anderssein gar nicht so anders ist. Ich mag das Ding. Wirklich.


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