Blick von Oben auf das Schwalbennest |
Jeden Tag sind wir
von Musik umgeben: sei es das Radio, welches nebenher läuft. Beim
Einkaufen. Oder der nervige Jingle aus der Werbung. Oder die Musik
aus Serien und Filmen. Es ist kaum möglich, einen Tag komplett ohne
Musik zu überstehen. Aber wann kommt man dazu, mal bewusst Musik zu
hören? Sich Zeit zu nehmen, es sich gemütlich machen und dann
einfach mal bewusst Musik zu hören?
Für diesen Zweck
habe ich mir eine kleine Ecke in der Wohnung eingerichtet. Mein
bequemer Schaukelstuhl neben dem CD Regal, der Tisch in Griffweite
für einen schönen Kaffee oder ein kühles Bierchen. Und dann
abschalten und Musik hören. Theoretisch. Praktisch fällt es mir oft
schwer. Irgendwas ist immer in der Wohnung, was einen ablenkt.
Irgendwas fällt einem immer ein, was man noch rasch erledigen
wollte. Und ehe man sich versieht, ist die Musik wieder nur zum
bloßen Hintergrundgeräusch verkommen.
Um den zu entgehen,
zieh ich mir immer wieder mal gutes Schuhwerk an, lade mir ein paar
CDs auf den MP3 Player und suche mir eine etwas abgeschiedene Ecke
irgendwo draußen. Um einfach mal ungestört und nur für mich etwas
Zeit für die Musik zu haben. Zum Beispiel für das neue Album, dass
man sich vor 2 Wochen gekauft und bisher noch nicht rein gehört hat.
Und wie es sich für den Klischee behafteten Metaler gehört, sind
diese ruhigen Plätze bei mir meistens alte Burgruinen. Oft abseits
vom Schuss, schön gelegen und mit einer besonderen Atmosphäre sind
sie perfekte Orte um mal ein paar Minuten abzuschalten, ein Buch zu
lesen oder einfach mal nur da zu sitzen. Oder eben um sich ganz in
Ruhe seiner Lieblingsmusik zu widmen.
Eine dieser Burgen
ist das Schwalbennest. Der offizielle Name ist Burg Schadeck. Sie
liegt im Neckartal bei Neckarsteinach und ist von einem
Wanderparkplatz aus gut zu erreichen. Ein schmaler, steiler Fußweg
führt vom Parkplatz den Berg hoch und bringt uns zunächst zur
Vorderburg, alt Schadeck. Die Ruine stammt aus dem elften
Jahrhundert, ist sehr weitläufig und recht gut erhalten. Der
Bergfried ist begehbar und bietet einen schönen Blick über das
Neckartal. Dementsprechend ist sie bei gutem Wetter oft überlaufen.
Aber wer dem Weg etwas weiter in den Wald folgt, kommt nach ein paar
Minuten Fußmarsch zum Schwalbennest. Die Ruine liegt malerisch an
einem Steilhang über der Neckar. Von unten aus betrachtet biete sie
einen beeindruckenden Anblick, wie sie sich kühn in den Felsen
krallt. Eine Tafel am Burgtor informiert uns, dass es sich hier um
die Jüngste der vier Burgen in Neckarsteinach handelt. Gebaut wurde
sie um 1230.
Aufgang zu Kernburg |
Über einen kleinen
Innenhof kommt man zur Kernburg, die man über eine steile Treppe
betreten kann. In beiden Türmen sind kleine Räume, in denen man es
sich wunderbar gemütlich machen kann. Ich setze mich gerne in eines
der Fenster, genieße den Ausblick auf das Städtchen und den
benachbarten Dilsberg und kann mich endlich mal in aller Seelenruhe
der Musik widmen. Die Atmosphäre der Burg und das beeindruckende
Panorama bilden die Perfekte Umgebung dafür. Finsterforsts doomiges
Werk „Rastlos“ entfaltet hier eine wahnsinnig intensive Wirkung.
Aber auch Powermetal wie von Blind Guardian passt gut an diesen Ort.
Der schon einige
prominente Besucher gesehen hat. Victor Hugo lies sich hier zu einer
Geschichte über die Burgherren von Schadeck inspirieren. Auch Marc
Twain war auf seiner Deutschlandreise von der romantisch gelegenen
Burg beeindruckt. Es ist einfach einer schöner Ort, an dem man
einfach mal eine kurze Zeit ausschalten und die Welt um einen herum
vergessen kann. Natürlich sind gerade zur Sommerzeit auch hier immer
wieder einige Leute anzutreffen, aber es ist bei weitem nicht so
überlaufen und viel ruhiger als auf der Vorderburg. Und wer nicht
nur die Seele baumeln lassen will, kann auf verschlungenen Pfaden um
die Ruine herum eine einzigartig schöne Landschaft entdecken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen