Beautiful Sin
The Unexpected
2006
Wenn ich eine neue
Band entdecke, bei der eine Frau am Mikro steht, bin ich doch etwas
voreingenommen. Sofort denke ich da an Nightwish Imitate.
Irgendwelche Möchtegern- Diven in viel zu engen Korsagen, die
pseudo- verträumt zu kitschigem und Pathos geschwängertem Metal
trällern. Dazu muss man sagen, dass mir die Richtung eigentlich gut
gefällt. Einige meiner Lieblingsbands kommen aus dem Bereich des
Female Fronted Symphonic Metal. Grundsätzlich habe ich an der
Kombination aus harten Gitarren, orchestralen Sounds und weiblichem
Klargesang jede Menge Spaß. Aber bei de Schwemme in diesem Subgenre
ist leider einfach schon aufgrund der Menge viel aufgeblähtes und
qualitativ mieses Zeug dabei. Häufig habe ich das Gefühl, dass
Kitsch mit Kunst verwechselt wird und so viele austauschbare
Produkte entstehen. Hätte ich davor gewusst, dass bei „Beautiful
Sin“ eine Frau am Mikro steht, hätte ich mir die CD im ersten
Moment wohl nicht gekauft, aus Angst genau so eine Stangenware Band
zu erwischen. Und hätte ein kleines Juwel verpasst. „Beautiful
Sin“ haben mit dieser Art von Metal nämlich soviel zu tun wie
Pinguine mit der Sahara.
Ich kannte diese
Band davor gar nicht. Was daran liegen mag, dass es sich hierbei um
ein Debut handelt und damals noch nicht vor Albumveröffentlichung
Tonnen von Youtube Videos hochgeladen wurden. Ich fand einfach das
Cover Artwork ziemlich gelungen und habe es dann aus einem
Bauchgefühl mitgenommen. Einfach so. Ohne davor rein zu hören. Oder
mich genauer mit dem Promo Aufkleber zu beschäftigen. Dann hätte
ich immerhin gewusst, dass es sich hier um ein Projekt von Uli Kusch
sowie einigen Pagans Mind und Masterplan Mitgliedern handelt.
Somit ist auch klar,
dass es sich um erfahrene Musiker handelt und so besitzt dieses Album
eine spielerische Reife, die man auf Debuts eher selten hört. Die
Songs stammen alle aus der Feder von Kusch, und somit ist klar dass
man hier profesionelles und qualitativ hochwertiges Songwriting
bekommt.
Die Platte ist
musikalisch irgendwo zwischen Metal und Hardrock anzusiedeln. Und man
hört die Erfahrung der Musiker schon direkt beim Opener. „Lost“
macht in seinen knapp fünf Minuten Spielzeit von Anfang an klar was
einem in den kommenden Minuten erwartet. Traditioneller, gerade aus
gespielter Rock mit einer kräftigen Metal Schlagseite. Dass das
ganze nicht verstaubt und altbacken klingt liegt an dem einzig
unbeschriebenen Blatt in der Truppe: Sängerin Magali Luyten. Mit
ihrer kraftvollen, herrlich rauchigen Stimme drückt sie den Songs
ihren eigenen Stempel auf. Stimmlich erinnert sie mehr an Doro als an
die von mir befürchteten Träller Elfen.
Aber wo Licht ist,
ist auch Schatten. Und so gibt es auch auf diesem Album Fälle für
die Skip Taste. Geht das erste Instrumental „Brace for Impact“
noch als ok bis belanglos durch, so ist „The Beautiful Sin“ nur
nervig und für meinen Geschmack auch als Outro viel zu schwülstig.
Aber ansonsten gibt
es wenig zu meckern. Hier wird - abgesehen von der obligatorischen
Ballade - Hochglanz Metal präsentiert, welcher ohne weitere
Aussetzer daherkommt und mit „Spark of Ignition“ einen richtigen
Hammer Song zu bieten hat, der mir immer wieder sofort in die
Nackenmuskeln fährt.
„The Unexspected“
ist eine meiner Top Zufallsentdeckungen und regelmäßiger Gast in
meiner Playlist.
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