Ödön von Horvath
Jugend ohne Gott
Es ist einer dieser
Abende, an denen man nicht wirklich weiß, was man mit sich anstellen
soll. Es ist zu früh fürs Bett, zu spät um noch großartig nach
Draußen zu gehen. Den Fernseher will man nicht einschalten. Ein Film
schauen wäre zwar gut, aber beim Fernsehprogramm läuft das meistens
auf 2 Stunden hin und her gezappe raus. Gesehen hat man dabei nichts.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass nichts Gescheites kommt. Und die
Ahnung, dass ein Blick ins Programmheft einem wohl die Folter
erspart hätte.

Nach etwas wühlen
halte ich es schließlich in der Hand: Ödon von Horvath, Jugend ohne
Gott. Um was es geht weiß ich nicht mehr. Ich habe nur die Vage
Ahnung, dass es zu den erfreulicheren Werken aus der Schulzeit
gehört.
Einige Tage später
weiß ich auch warum. Die Geschichte eines jungen Lehrers, der in
einem faschistischen Staat versucht klar zu kommen und in einen
Mordfall verstrickt wird, ist schlicht und ergreifend fesseln. Und
zur gleichen Zeit erschreckend.
Aus der Ich
Perspektive geschrieben, zeichnet der Erzähler ein düsteres und
erdrückendes Bild einer Gesellschaft, die den Staat über
grundlegende Menschenrechte und Moral hebt. Dass dabei auf genaue
Ortsangaben und Namen verzichtet wird, macht das ganze richtig
beklemmend. Die Geschichte spielt in einem zeitlosen Setting, es kann
überall und immer passiert sein. Man kann sich nicht raus reden und
sagen: „Ja, das waren die Nazis. Das kann so nicht mehr passieren“
Mit keinem Wort wird das dritte Reich erwähnt.Genau das macht den Roman für mich so einzigartig und zu einem der Besten, welche man über die dritte Reich Thematik lesen kann.
Ein beeindruckender
Roman, über dessen wieder Entdeckung ich mich freue. Aus dem Keller
hat er es wieder hoch ins Bücherregal geschafft. Den Film habe ich
bisher noch nicht gesehen. Ich habe noch genug Bauchweh vom Buch.
Weiterlesen: Weniger für den Kopf, mehr für die pure Unterhaltung.
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