Freedom Call
Stairway to Fairyland
Powermetal ist wie
eine Tafel Vollmilchschokolade. Meist hübsch verpackt, lecker,
schnell gegessen und noch schneller wieder vergessen. Gut, aber ohne
große Überraschungen. Die braucht es auch nicht, wer will von
Vollmilchschokolade denn überrascht werden. Oder von Powermetal?
Es reicht meist
schon ein Blick aufs Cover, um zu wissen, was musikalisch und
textlich auf einen zukommt. Drachen, strahlende Helden und romantisch gemalte
Burgen sowie ein verschnörkelter Bandname deuten es an: hier
erwartet einen höchstwahrscheinlich schneller, melodischer
Powermetal mit Melodien aus dem Disney Land.
Daran habe ich
grundsätzlich meine Freude. Bands wie zum Beispiel Rhapsody of Fire
schaffen es mit ihrer Mischung aus musikalischem Kitsch, der meist
neoklassisch angehaucht daherkommt, und textlichen Fettnäpfchen
etwas durchaus hören wertes zu erschaffen.
Alles gut also?
Nicht ganz, denn hier kommt etwas ins Spiel, was Musik hören und
genießen immer beeinflusst: das subjektive Empfinden. Für mich
kommen die Herren einfach etwas zu ernst und zu abgehoben rüber. Vor
lauter Perfektionismus wird jede freie Tonspur zu geklatscht. Am Ende
wirkt es für mich dann meist überladen, zu sehr gewollt und
verkrampft. Das trübt für mich den Hörgenuss, ist aber ein
komplett weicher Faktor und hat nichts mit der Qualität der Musik zu
tun.
Ganz anders verhält
es sich für mich da bei dem Debut von Freedom Call. 1998 im
fränkischen von Chris Bay und Dan Zimmermann, erschien 1999 der
Erstling „Stairway to Fairyland“.
Cover, Bandlogo,
Songtitel: schon vor dem ersten hören weiß man Bescheid, was einen
erwartet. Die Jungs liefern einen pfeilschnellen, Keyboard lastigen
Powermetal. Kitschige Texte, Kopfstimmen Sänger und Chöre
inklusive. Das Ding klingt von vorne bis hinten fröhlich, ist voll
geklatscht mit zuckersüßen Melodien und lässt eigentlich kein
Fantasy Klischee aus. Warum mir das besser als eben jene genannten
Rhapsody of Fire gefällt? Ganz einfach. Die Band spielt locker und
unverkrampft auf. Man scheint sich dem Kitschfaktor vollkommen
bewusst zu sein und reizt ihn mit voller Absicht aus. Von allen
Zutaten, die einen guten Powermetal Song ausmachen, wird einfach
immer eins mehr genommen. Mehr Melodie. Mehr Keyboardflächen. Mehr
Plastikfanfaren. Immer mit einem hörbar dicken Grinsen im Gesicht.
So finden sich auf
dem Album zehn papp süße Zuckerstücke. Aber kein einziger
Totalausfall. Zugegeben, auf Albumlänge ist das schwer auszuhalten.
Spätestens nach dem dritten Song droht Karies im Ohr. Aber jeder
Song einzeln für sich schafft es, mir ein dickes Lächeln ins
Gesicht zu zaubern, wenn er in meiner Playlist zufällig läuft.
Und deshalb ist für
mich „Stairway to Fairyland“ ein absolut starkes Debut und der
Beweis, dass man nicht immer alles im Leben zu ernst nehmen sollte.
Homepage von Freedom Call
Weiterlesen: Debutastisch- Airbourne
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