Insomnium
Winters Gate
Gegründet 1997 in
Finnland, liefern Insomnium mit jedem Album richtig starken Melodic
Death Metal. Während andere Bands gerne die musikalische Abrissbirne
bis zum Äußersten kreisen lassen, setzt die Band neben Raserei auf
Atmosphäre und eine große Priese Melancholie. Vergleiche mit Dark
Tranquility lassen sich nicht von der Hand weißen.
Mit ihrem siebten
Album „Winters Gate“ haben Insomnium eine wirklich bemerkenswerte
Scheibe am Start. Hier wird alles perfekt in Szene gesetzt, was diese
musikalische Nische ausmacht. Atmosphärische Zwischenspiele gehen
Hand in Hand mit brutalen Knüppelparts und schleppenden Passagen.
Klar gesungene Vocals haben ihren Raum, werden geschickt eingesetzt
und lassen die typischen Crowls dadurch viel brutaler wirken. Kurz,
hier wird musikalisch Melodic Death auf höchstem Niveau präsentiert,
der zudem noch satt produziert ist.
Die erste wirkliche
Überraschung offenbart sich schon vor dem hören bei einem Blick auf
die Tracklist. Dort steht „Winters Gate“. Fertig. Beim einlegen
der CD in die Anlage wird das bestätigt, auf dem Display erscheint
die Eins. Und das bei einer Spielzeit von 40 Minuten. In Zeiten, in
denen das Gehör auf die drei bis vier Minuten Länge konditioniert
ist, sprengt das natürlich jede Hörgewohnheit. Auch das gewohnte
Muster von Strophe, Bridge, Refrain wird dabei über den Haufen
geworfen. Gut, im Metal sind überlange Lieder nicht ganz so
ungewöhnlich wie zum Beispiel im Pop, aber dennoch liegen die meist
bei zehn bis fünfzehn Minuten. Und können da schon echt langatmig
wirken. Umso erstaunlicher ist es dann, das es Insomnium gelingt
genau das zu vermeiden. Der Song nimmt einen vom ersten Moment an
gefangen und die 40 Minuten vergehen wie im Flug. Während der
Spieldauer brennen Insomnium ihre kompletten Trademarks und Stärken
ab. Hut ab.
Die zweite
Besonderheit von „Winters Gate“ steckt im Booklet. Dort findet
sich eine gleichnamige Kurzgeschichte, geschrieben vom Basser und
Sänger Niilo Sevänen. Sie erzählt von einer Gruppe Wikinger auf
Kaperfahrt in Irland, irgendwann im Mittelalter. Bei einer wenig
erfolgreichen Plünderung erfahren sie durch einen Einheimischen von
einer sagenumwobenen Insel voller Reichtümer. Spärlich besiedelt
sei diese und unentdeckt von bisherigen Plünderern. Also macht man
sich auf, um das Geschwätz auf Wahrheit zu prüfen.
Der Text ist
kurzweilig, gut geschrieben und recht unterhaltsam. Gutes Englisch
ist allerdings die Voraussetzung für den Lesespaß. Hat man die
Geschichte gelesen und hört danach das Album nochmal, macht es
klick. Die Musik passt wunderbar dazu. Jede Passage erzeugt neue
Bilder aus der Geschichte im Kopf. Ein perfektes Beispiel, wie man
verschiedene Kunstformen miteinander verknüpfen kann. Sowohl die
Kurzgeschichte als auch das Album können alleine bestehen. Zusammen
aber ergibt sich ein großes Ganzes. Das Album liefert den Soundtrack
zum Kopfkino.
Ein Nachteil hat das
Ganze aber auch. Durch seine Spielzeit von 40 Minuten kann man das
nicht einfach mal so hören. Man muss sich schon die Zeit einplanen,
und sich am Stück auf die Musik einlassen. Ich habe das mit einem
Glas Whiskey in meinem Schaukelstuhl gemacht. Gigantisch.
Zur hübsch gemachten Homepage mit Bandinfos, Tourdaten und so weoter gehts hier.
Weiterlesen: Mein CD Regal. Finsterforst.
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