Donnerstag, 15. Februar 2018

Bücherecke


Ursula K. Leguin

Erdsee


Ein Blick auf den abgegriffenen Schutzumschlag meiner Ausgabe verrät es schon: „Erdsee“ wurde von mir viel gelesen und ist weit rum gekommen. Der Sammelband enthält alle vier Erdsee Romane der amerikanischen Autorin Ursula K. Leguin, die am 22. Februar diesen Jahres verstarb. Grund genug für mich, diesen Zyklus nochmals in die Hand zu nehmen.

Die vier Romane spielen in einer phantastischen Inselwelt. Alle sind sie in sich abgeschlossene Geschichten, die zwar jeweils Bezug auf Personen und Ereignisse der vorgehenden Bücher nehmen, aber trotzdem für sich alleine funktionieren. Neben der Welt ist der Zauberer Ged der rote Faden, der alle Bände miteinander verknüpft.
Das Erste Buch „Magier der Erdsee“ beschreibt die Jugend von Ged, wie er seine magischen Fähigkeiten entdeckt und auf der Zaubererschule auf der Insel Rok zum Magier ausgebildet wird. Dort entfesselt er aus jugendlichem Hochmut einen Schatten, der ihn den Rest seiner Jugend verfolgt und zu verschlingen droht.
„Die Gräber von Athuan“ spielt einige Jahre später. Die Hohlpriesterin einer uralten Tempelanlage findet in dem Labyrinth unter dem Tempel einen Eindringling aus den inneren Inseln. Zunächst sperrt sie ihn ein, freundet sich später mit ihm an und entdeckt die Wahrheit über ihre Götter.
Im dritten Buch- „Das ferne Ufer“ - fließt die Magie durch einen Riss aus der Welt. Die wahren Namen verlieren ihre Bedeutung, das Gleichgewicht von Leben und Tot ist gestört. Ein junger Prinz macht sich zusammen mit dem Erzmagier auf die Suche nach der Ursache.
Im letzten Buch schließlich geht es um ein junges Mädchen, das von Ihrer Familie verbrannt und zum sterben zurückgelassen wurde. Eine weiße Frau nimmt sie in ihre Obhut.
Zeitlich erstrecken sich die Bücher über die Lebenszeit von Ged, von seinen jungen Jahren über seine Zeit als Erzmagier bis hin zu seinen letzten Jahren, die er auf der Insel seiner Geburt verbringt.
Die Romane sind sowohl einzeln für sich als auch als großes Ganzes wirklich lesenswert. Die Geschichten sind spannend und unterhaltsam geschrieben. Die Welt von Erdsee hat mich von Beginn an in den Bann geschlagen. Trotz der Magier und Drachen und anderen phantastischen Wesen wirkt sie überzeugend und authentisch.
Die Erdsee Bücher sind für jeden Freund von phantastischer Literatur ein Muss. Aber auch für andere sind sie durchaus lesenswert, gerade weil sie nicht ganz so mit magischen und phantastischen Firlefanz überladen sind.
Wer lieber Dinge anschaut anstatt zu Lesen, hat bei Erdsee jedoch keine guten Karten. Neben einer recht soliden Fernsehproduktion gibt es mit „Die Chroniken von Erdsee“ eine bildgewaltige Anime Adaption aus den Gibli Studios. Optisch sehr beeindruckend, erzeugen Bilder und Musik eine super dichte Atmosphäre. Jedoch ist die Geschichte leider komplett daneben. Motive, Figuren und Ereignisse aus allen vier Teilen werden wild durcheinander gemischt und zu einer komplett neuen Geschichte zusammengesetzt. Das wäre an sich nicht ganz so schlimm. Leider ist die Handlung langatmig und furchtbar verwirrend erzählt. Den Büchern wird das nicht gerecht. Aber die Welt von Erdsee ist in tollen Bildern eingefangen worden.

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