Disillusion
Gloria
Manche Bands machen
es einem recht einfach, sie zu entdecken. Sie bringen im ein bis zwei
Jahres Rhythmus Alben raus, touren damit durch jede Stadt, die groß
genug für einen Wikipedia Eintrag ist. Die eine Hälfte des Albums
bekommt ein klassisches Musikvideo, wahlweise in einer alten
Fabrikhalle, einer von Deutschlands zahlreichen Ruinen oder irgendwo
im Wald. Oder alles zusammen. Der Rest wird mit einem Lyric Video mit
Bildern aus dem Booklet veröffentlicht. Und dann geht es auf Heavy
Rotation in den sozialen Medien.
Man kommt kaum
drumherum, egal ob es musikalisch nur Durchschnittsware oder ein
richtiges Schmankerl ist.
Andere Bands
wiederum finden komplett am Rande der öffentlichen Aufmerksamkeit
statt. Alben werden gemacht, wann es passt. Konzerte sind sporadisch
über das Jahr verteilt. Ein Musikvideo? Ja, kann man schon mal
machen. Solche Bands sind etwas schwerer zu finden. Umso größer
die Freude, wenn man sie dann entdeckt und merkt, was für ein
musikalische Kleinod man da gefunden hat.
Eine dieser
Entdeckungen ist „Disillusion“. Bereits 1994 gegründet, erschien
mit „Gloria“ 2006 das erst Zweite Studioalbum der Leipziger.
Auf die Band bin ich eher zufällig gestoßen. Das klassische
Musikfernsehen lag damals in den letzten Zügen und siechte nur noch
mit schlecht synchronisierten oder schlecht kopierten Realityshows
vor sich dahin. Das Internet lernte gerade erst richtig laufen, die
ersten Bands lernten noch die Möglichkeiten für sich zu nutzen.
Neue Musik zu entdecken war zu dieser Zeit schwerer. Sehr hilfreich
waren damals die klassischen Musikmagazine. Neben Reviews,
Bandstories und Konzert Reviews versorgten sie einen auch mit Sampler
CDs. Gerade diese waren wunderbar geeignet, um sich einen Überblick
und Höreindruck der aktuellen Neuerscheinungen zu verschaffen. Sind
es für mich auch Heute noch ab und zu.
Auf solch einem
Tonträger entdeckte ich Disillusion. Neben altbekannten Bands und
abgeschmackten Kopien der Kopie fiel der Song „Don´t go any
further“ auf diesem komplett aus der Reihe und weckte mein
Interesse. Kurz darauf hielt ich das Album in den Händen. Und was
soll ich sagen? Ich war begeistert. „Disillusion“ spielen -
Musik. Metal, irgendwie. Wie schwer das einzuordnen ist, zeigt der
Wikipedia Eintrag recht Eindrucksvoll. Zitat: „Die Band bewegt
sich stilistisch zwischen Black-, Death-, Progressive-, Alternative-
und Thrash Metal.“ Kann man so sagen und man ahnt, dass ich nach
dem ersten durch hören etwas ratlos war. Eine dunkelbunte Mischung
der verschiedensten Elemente, garniert mit elektronischen Elementen
und Soundeffekt Spielereien, die dem Hörer eine gewisse Portion
Aufmerksamkeit abverlangen. Der Gesang hält sich angenehm im
Hintergrund, erinnert oft an Spoken Word Passagen und ist mit
Effekten ausgeschmückt. Die Stimme wirkt so mehr wie ein weiteres
Instrument, dass sich perfekt in das Bandgefüge einpasst.
Wenn man sich Zeit
für das Album oder einzelne Stücke nimmt und sie ganz bewusst hört,
funktioniert das wunderbar. Trotz der melancholischen Grundstimmung
schafft es die Musik, einen irgendwie zu verzücken. Hört man eins
der Lieder aber unerwartet, zum Beispiel dank der Zufallswiedergabe
des MP3 Players, kann das einem schon mal irgendwie den Tag ganz
schön vermiesen und die Stimmung ganz tief in den Keller ziehen.
Dementsprechend läuft „Gloria“ nicht all zu oft bei mir.
Das Album bietet
keine leichte Kost, ist aber definitiv ein Kleinod, welches ich in
meiner Sammlung auf keinen Fall missen möchte.
2016 erschien mit
der Single „Alea“ ein weiteres Lebenszeichen der Band. Eine
Ankündigung für ein drittes Studioalbum folgte. Man darf gespannt
sein.
Hier geht es zur Homepage der Band
Weiterlesen: Mein CD Regal- Borknagar
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