Battle Beast
Battle Beast
Jemand hat die Tür
nicht richtig zu gemacht. Schwupps, schon haben sie sich rein
geschlichen. Die Achtziger sind wieder da. Das ist der Gedanke, der
mir schon nach den ersten Sekunden vom Opener „Let it Roar“ in
den Sinn kommt. Kitischiges Keyborad Intro, fettes Gitarrenriff und
pumpende Drums. Eine Zeitkapsel zurück, die letzten dreißig Jahre
Musikevolution werden komplett ignoriert.
Bemerkenswert dabei:
es handelt es sich um das Spätwerk einer betagten Band aus dieser
Zeit. „Battle Beast“ haben sich 2008 erst gegründet. Sämtliche
Mitglieder haben die Achtziger nur noch aus Erzählungen
kennengelernt, sind sie doch alle erst gegen Ende des Jahrzehnts
geboren. Eine Zeit, in der so was wie „Battle Beast“ eigentlich
schon altmodisch war.
Das erklärt vielleicht auch, warum mir die
Scheibe so gut gefällt. Nüchtern betrachtet steht nämlich nicht
all zu viel auf der haben Seite: altmodische Songwriting, eingängige
Lala Melodien, Klischee triefende Texte. Dazu ein Keyboardsound, der
mit penetrant noch recht wohlwollend beschrieben ist. Und dennoch:
das Ding zündet bei mir von der ersten Sekunde an. Ohne dass ich
den Grund dafür genau benennen kann: die Musik pendelt zwischen
Hard Rock und Metal, die Songs sind einfach aufgebaut und alles
klingt wie schon einmal gehört. Der große Pluspunkt: es tönt
erstaunlich frisch aus den Boxen. Anstatt einer „Früher war alles
Besser“ Nostalgie, wie es bei Spätwerken großer Bands passieren
kann, zu verbreiten, versprüht die Scheibe einen lockeren Retro
Charme. Hier scheint jemand die Plattensammlung seiner Eltern
geplündert zu haben und hatte dabei offensichtlich eine rießen
Spaß.
Die großen
Vorbilder wie Europe, Accept oder Grave Digger wurden in einen Topf
geschmissen, die besten Trademarks zu einer Mischung zusammen
gerührt. Originell geht definitiv anderst. Dafür ist es auch nicht
gedacht.
Außerdem hat die
Band einen Trumpf dabei: Sängerin Noora Louhimo. In den ruhigen
Passagen klingt sie zwar etwas dünn und gepresst, entfaltet aber bei
den rauen Gesangslinien ihre volle Stärke: rotzig kratzt und beißt
sich Ihre Stimme durch die Songs.
Das kitschige Cover
Artwork fügt sich übrigens wunderbar in das Gesamtbild ein. Zusammen mit den Keyboards versprüht die Scheibe einen herrlichen Retro Science Fiction Flair. Man
würde am liebsten gleich in die „Komet“ einsteigen und zusammen mit Captain Future das
Universum retten.
Auf Albumlänge
ermüdet die achtziger Retroperspektive zwar etwas, aber einzeln
möbelt jeder Song eine Playlist ordentlich auf. „Out of Control“
zum Beispiel würde auf einer 80ziger Jahre Party nicht auffallen.
Richtig zündet das
Ganze dann live: die Band hat eine gute Bühnenpräsenz, die
eingängigen Melodien packen schnell und einfach zu und schon nach
kurzer zeit erwischt man sich beim headbangen und mitgrölen. Auch
wenn einem, so wie mir, diese 80iger Welle eigentlich ziemlich gegen
den Strich geht.
Hier geht es zur Homepage der Band
Weiterlesen: Mein CD Regal - Disillusion
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