Tad Williams
Der Blumenkrieg
Mein Umfeld nervt
mich schon lange mit diesem Autor. Wie, du magst Science Fiction und
Phantasy, kennst aber „Otherland“ von Tad Williams nicht? Pfui,
Schande. Banause. Ignorant. Das ist das Beste, Tollste und Geilste
überhaupt. Muss man gelesen haben!
Mag alles Stimmen,
aber tatsächlich hat mich alleine der Umfang der „Otherland“
Saga davon abgehalten, rein zu lesen.
Auch der
„Blumenkrieg“ ist nicht gerade schlank. Aber eben nur ein Buch.
Mir ist es kürzlich in die Hände gefallen, dem öffentlichen
Bücherschrank sei Dank. Für mich die perfekte Gelegenheit, dem
Autor von „Otherland“ eine Chance zu geben.
Theo ist anfang
Dreißig, Sänger und gehört zu der Sorte Mensch, welche viel
Talent, aber wenig Erfolg besitzen. Sein eher durchschnittliches
Leben gerät richtig aus der Bahn. Zuerst hat seine Freundin eine
Fehlgeburt. Kurz danach trennt sie sich von Ihm und schmeißt ihn aus
dem Haus. Da seine Mittel als Blumenlieferant und Sänger einer
unbedeutenden Band eher gering sind, zieht er bei seiner Mutter ein.
Diese stirbt kurz darauf an einem Krebsleiden. Das wirft ihn
endgültig aus der Bahn, er kündigt bei seiner Band und seinem Job,
verkauft das Haus und zieht sich in eine einsame Hütte in den Bergen
zurück. Sein einziger Begleiter ist ein Manuskript seines Onkels,
welches er im Nachlass seiner Mutter gefunden hat. Dabei handelt es
sich um einen Reisebericht. Einmal durch die Welt. Und dann ein Stopp
in Elfien, dem Land der Feen.
Als Theo von einem
untoten Wesen angegriffen, von einer fingergroßen, vorwitzigen Fee
gerettet und in eben dieses Elfenland gebracht wird, muss er zwei
Dinge feststellen. Bei dem Manuskript seines Onkels handelt es sich
nicht um den Entwurf für einen Roman, sondern einen
Tatsachenbericht. Und das Land der magischen Wesen ist ganz anders,
als er es erwartet hatte.
Der magische
Zauberwald voller Wunder entpuppt sich als eine Parkanlage. Statt
endloser Wälder und blühender Wiesen prägen Industriegebiete,
Eisenbahnen und eine Megametropole das Bild. Der Fortschritt ist in
Elfien eingezogen. Und mit ihm Umweltverschmutzung, soziale
Ungerechtigkeit und politische Spannungen. Adelige Elfengeschlechter,
die sogenannten Blumen, regieren diese Welt. Mehrere Fraktionen
kämpfen um die Vorherschafft, man munkelt von Krieg. Und irgendwie
hat Theo die Aufmerksamkeit dieser Gruppierungen erregt. Startschuss
für ein Abenteuer in einer etwas anderen Elfenwelt.
Was als relativ
gewöhnlicher „Versager stolpert in ein Abenteuer in einer
Zauberwelt“ Roman anfängt, entpuppt sich als überraschend frische
und unterhaltsame Lektüre. Trotz seines Umfangs ist das Buch recht
kurzweilig. Sprachlich ist es sehr schön ausgearbeitet. Einige
Längen in der Geschichte werden durch das absurde Szenario und die
schön gezeichneten Charaktere wettgemacht. Die Mischung aus
Märchenwelt und Moderne besitzt einen einzigartigen Charme. Theos
steigende Verwirrung über die magisch moderne Welt, die wie ein
Zerrspiegel unserer eigenen erscheint, und die magischen Wesen,
welche Technik als Hokuspokus bezeichnen, sorgen immer wieder für
ein breites Grinsen. Trotz des feinen Humors ist „Der Blumenkrieg“
weit davon entfernt, eine reine Komödie im Phantasiegewand a la
Terry Pratchet zu sein.
Ein absolut
lesenswertes Buch. Und wer weiß. Vielleicht werde ich mir in Zukunft
mal die „Otherland“ Reihe vorknöpfen. Dass Ted Williams sehr gut
schreiben kann,jede Menge frischer Ideen hat und in der Lage ist,
lange Texte durchweg spannend zu halten, das hat er mit „Der
Blumenkrieg“ für mich eindeutig bewiesen.
Ein für das Genre typischeres Setting benutzt meine letzte Buchvorstellung:
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