Grave Digger
Clash of the Gods
Heutzutage wirkt
Alles irgendwie schnelllebig.Gefühlt jeden Tag erscheinen neue
Serien. Neue Musiker werden im Radio rauf und runter gespielt. Eine
neue Buchreihe begeistert Kritiker und Leser gleichermaßen und
stellt alles davor gelesene in den Schatten. Immer neue technische
Gadgets machen alles größer, besser und bunter. Dem hinterher zu
kommen kann ganz schön anstrengend sein. Kaum ist man auf einen
neuen Trend aufmerksam geworden und will sich damit auseinandersetzen
– zack, vorbei. Der Nächste, bitte.
Aber es gibt auch
noch Dinge, die sich durch Beständigkeit auszeichnen. Bei denen man
immer weiß, woran man ist. Im Heavy Metal sind wohl Manowar die
Ersten, die da einem in den Sinn kommen. Frei von Veränderung und
Innovation haben sie konstant immer das gleiche Album, leicht
variiert, rausgeklopft. Konstant und zuverlässig. Aber auch Grave
Digger gehören zu der Gruppe Musiker, bei denen Innovation ganz
hinten auf der Liste steht. Und dass ist auch gut so. Wo Grave Digger
drauf steht, ist Grave Digger drin. Man weiß genau, was einen
erwartet. Experimente? Machen andere. In den fast dreißig Jahren
Bandgeschichte steht die Band für lupenreinen, traditionellen Heavy
Metal. Von einem kleinen Ausrutscher Richtung Rock einmal abgesehen
blieb Grave Digger von Hypes und Trends komplett unberührt. Ein
Bekannter von mir hat die Band aus Gladbeck einst mit Essen gehen in
einer großen Fast Food Kette verglichen. Ziemlich treffend. Man
kommt rein, sieht die Karte und weiß genau, wie es schmecken wird.
Egal in welcher Filiale man sich befindet. Es ist immer ok. Und
manchmal, wenn man einen Burger erwischt, der frisch zubereitet ohne
Umweg über die Warmhalteplatte serviert wurde, ja manchmal ist es
sogar richtig lecker. Kaum ist man jedoch aus dem Restaurant draußen,
erinnert man sich kaum noch daran, was genau man hatte. Burger halt.
Richtig lange satt ist man davon auch selten.
So ähnlich verhält
es sich mit Grave Digger. Solider Metal, der vom ersten Ton an
gefällig ins Ohr und dann in den Nacken geht. Die musikalische
Bandbreite ist mit schnellen Uptempo Nummern und Midtempo bangern
recht überschaubar. Als Fan von klassischen Heavy Metal kann man
eigentlich blind ein beliebiges Album greifen. Man wird seinen Spaß
dran haben. Wirklich hängen bleiben – das macht es bei mir eher
selten. Fast Food halt.
Die Alben
unterscheiden sich musikalisch wirklich nur in Nuancen. Textlich
sieht das schon etwas anders aus. Die Artus Sage begeistert dich? Hör
in Excalibur rein. Ein Freund von klassischen Heavy Metal Hymnen? Das
aktuelle Healed by Metal könnte was für dich sein. Oder doch lieber
die Siegfried Sage? Rheingold ist da die CD der Wahl. Egal welches
Thema sich die Band annimmt, das Grundgerüst ist immer klassischer
Heavy Metal. Farbtupfer mit zum Thema passenden Elementen –
Dudelsack für Schotische Sagen, Mandoline und Drehleier für Artus –
sind die einzigen wirklich hörbaren Unterschiede. Somit war die Wahl
eines Grave Digger Albums für meine Sammlung recht einfach. Keine
musikalische, sondern eine thematische Entscheidung. Bei Clash of the
Gods dreht sich alles um die griechische Mythologie. Von Kerberos und
Medusa, über Troja bis hin zu Poseidons kleiner privat Fehde mit
Odyseus wird hier alles abgedeckt.
Bei diesem Album
greift der Vergleich mit dem Fast Food für meinen Geschmack richtig
gut. Nach einem Intro, das mehr an Hamburger Seefahrer Romantik als
an den Namens gebenden Fährmann erinnert, folgen bis einschließlich
Clash of the Gods ausnahmslos Songs, die alle durchaus ok sind. Nur
wird man das Gefühl nicht los, dass die schon ziemlich lange auf der
Warmhalteplatte rumschmieren. Sie wirken wie Reste, die einfach
darauf warten dass sie endlich gegessen werden. Etwas matschig und
nicht mehr ganz frisch Und danach? An den Songstrukturen ändert sich
nichts. Trotzdem, auf einmal fegt das Ganze taufrisch aus den Boxen.
Das altbekannte Burgerezept, nur halt direkt vom Grill frisch auf den
Tisch. Lecker.
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