Robert A. Heinlein
Die Sternenbestie
Ich lese wirklich
gerne Science Fiction vergangener Jahrzehnte. Je weiter zurück man
geht, umso absurder erscheinen einem heute die Zukunftsvorstellungen
vergangener Tage.
Leistungsfähige
Computer haben nicht die Größe eines Planeten. Auf dem Mars warten
keine Monster darauf, uns zu vernichten. Oder zu unserem Anführer
gebracht zu werden. Und 1999 ist unser Mond auch nicht aus der Bahn
geraten.
Gerade bei
technischen Entwicklungen finde ich es immer wieder unterhaltsam, wie
die Vorstellung und Realität auseinander gehen. Computer, die in die
Hosentasche passen? Heute Alltag, in den 60igern undenkbar.
„Die
Sternenbestie“ habe ich am Bücherschrank in unserer Stadt
gefunden. Eben jener Ort, an dem man seine ungeliebten Bücher
hinbringen und sich mit Neuen eindecken kann. Auf die Art sorge ich
dafür, dass mein Bücherregal nicht explodiert. Und habe schon
einige Perlen für mich entdeckt.
Darauf Aufmerksam
wurde ich durch den Namen des Autors: Robert A. Heinlein. Sowohl
„Sternenkrieger“ - Vorlage für den zwar nicht ganz buchgetreuen,
aber ziemlich unterhaltsamen Splatterfilm „Starship Troopers“ -
als auch „Fremder in einer fremden Welt“ gehören zu meinen
absoluten Favoriten, wenn es um Science Fiction geht.
Schon seit
Generationen befindet sich das außerirdische Schoßtierchen „Lumox“
im Besitz der Familie des jungen John Thomas. Bei einer der ersten
interstelaren Raumflüge ist es einem seiner Vorfahren gefolgt und
dieser hat das vermeintlich süße Tierchen unbemerkt zur Erde
geschmuggelt.
Inzwischen hat Lumox
sowohl an Größe als auch an Appetit zugelegt. Besonders Eisen
findet er sehr schmackhaft, aber auch sonst ist er nicht besonders
wählerisch. An einem Tag hat sein Appetit es auf die Rosen im
Nachbargarten abgesehen. Also bricht er aus seinem Käfig aus, um an
den schmackhaften Happen zu kommen. Eine folgenschwere Entscheidung:
am Ende des Tages hat Lumox unbeabsichtigt eine Schneise der
Verwüstung hinter sich gelassen und einen wütenden Mob auf seiner
Fährte. Ein Gericht ordnet die Vernichtung des Untiers an. John
Thomas versucht, das zu verhindern und flieht mit Lumox in die Berge.
In der Zwischenzeit
erreicht ein fremdes Raumschiff die Erde. Die Besatzung behauptet,
das einer der Ihrigen auf dem Planeten sei und fordert dessen
Rückgabe. Jedoch ist kein fremdes Wesen, dass den Außerirdischen
ähnlich sieht, zu finden. Ob ein Zusammenhang mit Lumox besteht?
Auch dieser Roman
von Heinlein ist für mich ein Kleinod. Wieder benutzt er die Science
Fiction, um der Menschheit einen Spiegel vor zu halten. Und so
entpuppt sich die „Sternenbestie“ als eine Art moderner
Frankenstein, der die Furcht des Menschen vor dem Andersartigen zum
Thema hat.
Ein bisschen muss
man hier den 60iger Jahre Mief ignorieren. Besonders das Frauenbild
ist noch Arg von der Zeit geprägt. John Thomas Mutter ist ein wahrer
Stereotyp der fürsorglichen Mutter, die außer Haus, Herd und das
Wohl ihres Kindes nichts kennt und nichts kennen will.
Wenn man darüber
hinweg schauen kann, erwartet einen jedoch ein kurzweiliger Roman,
der sowohl zum schmunzeln als auch zum nachdenken anregt. Ein
typischer Heinlein.
Weiterlesen: Heftromane zum Grußeln. Dorian Hunter.
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