Stratovarius
Infinite
CD Wühltische. Für
mich ähnlich verlockend wie die Straßenlaterne für eine Motte.
Brauchen tut man ja nichts. Meistens ist eh nichts für meinen
Geschmack dabei. Aber was schadet schon ein kleiner Blick? So habe
ich schon einige Stunden Lebenszeit mit dem wühlen durch den Ramsch
der Musikgeschichte verbracht. Immer darauf hoffend, unter dem ganzen
Schmutz eine Perle zu finden.
Man fühlt sich
dabei ein bisschen wie Indiana Jones. Furchtlos kämpft man sich
Schicht für Schicht durch die Helenes, Fosters und Amigos der
Musikindustrie. Trägt Schicht für Schicht Unrat aus leblosem
Plastik Pop und liebloser Stangenware ab. Um dann vorsichtig ein
verborgenes Schmuckstück zu bergen.
So findet sich,
begraben unter Tonnen von Andreas Gabalier Alben und Ballermann
Samplern durchaus mal eine alte Scheibe von Death. Oder eine Slayer
Scheibe kuschelt einträchtig mit der Berg und der Fischer.
Mein letzter
Wühltisch Fund: Stratovarius 2000er Album „Infinite“. Für mich
alleine schon deshalb spannend, weil die erste „Elements“ CD der
Finnen zu den allerersten Metal Scheiben, die ich mir vom eigenen
Geld gekauft habe, gehört. Später kam noch Teil zwei dazu. Damit
war mein Bedarf erst einmal gedeckt. Gute Band, guter Sound.
Powermetal der schnellen Gangart. Viele Gitarrenläufe, viele
Keyboard Parts und jede Menge Soli Duelle. Das Ganze mit gut
gesetzten Orchester Arrangements abgestimmt. Dazu noch ein Sänger,
dessen Tonlage zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber von der
Gesangstechnik her so ziemlich Alles, was ich bisher gehört habe, in
den Schatten stellt. Definitiv eine Band, die in meine Sammlung
gehört. Aber komplett alles? Nein, eigentlich nicht. Dazu ist es mir
auf Dauer doch etwas zu Kitschig. Die altbekannte Kariesgefahr beim
hören von Powermetal.
Als die Infinite
dann vor mir auf dem Wühltisch lag, konnte ich trotzdem nicht
widerstehen. Und bin auch ganz froh darüber. Ein wirklich gutes
Album. Mit „Hunting High and Low“ und „Infinity“ befinden
sich zwei richtig starke Songs darauf. Auch der Rest ist – im
besten Sinne – Grundsolide. Als Fan der Band oder Freund von
Powermetal macht man hier nichts falsch. Aber: Kitschresistent muss
man schon sein.
Absoluter Höhepunkt
für mich ist übrigens das Booklet. Geht das Plattencover noch als
einigermaßen stilsicheres Stück Kunst durch, erweist sich der Rest
als – für meinen Geschmack – kompletter Totalausfall. Ein
goldener Delphin springt über das Bandlogo vor einem quietsche
buntem Weltall Hintergrund. Vor quietsche buntem Hintergrund sind
auch die Bandfotos abgedruckt. Und ganz am Schluss schwimmfliegen
bekifft lächelnde Delfine durch eine Lilie. Ist die Musik schon
kitschig, so braucht es für das Booklet ein neues Adjektiv. Immerhin
ist es konsequent an die Musik angepasst.
Warum nenne ich es
dieses graphische Fiasko dann einen Höhepunkt, wenn ich es
offensichtlich als unsäglich empfinde? Nun, ich habe immer wieder
mal meine diebische Freude an schlechten Dingen.
Weiterlesen. Mein CD Regal. Grave Digger. Clash of the Gods
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