Donnerstag, 21. Februar 2019

Mein CD Regal


Evanescence

Fallen

 


Beim stöbern durch die eigene CD Sammlung stolpert man immer wieder mal über sie: fast vergessene CDs, die man irgendwann mal gekauft, gehört und vergessen hat. Einiges davon durchaus zu Recht. Musikalische Jugendsünden, akustische Totalausfälle und „Was zur Hölle habe ich mir dabei gedacht“ Platten gibt es immer wieder. Diese fristen ein Schattendasein, sehen hübsch im Regal aus. Verkaufen oder wegwerfen? Dazu bin ich dann doch zu nostalgisch. Immerhin hat man es gekauft, man hat es wohl auch mal gut gefunden, also bleibt es auch. Zu Fehlern muss man ja stehen. Außerdem kann es ja mal passieren, dass eine davon doch wieder mal in den CD Spieler wandert. Nur um sicher zu gehen, ob sie wirklich so schlecht ist.

Dann gibt es Cds, die hat man schlicht und einfach vergessen. Das Debut von Evanescence zum Beispiel ist so ein Fall. Damals kam man eigentlich gar nicht um Amy Lee mit ihrer Entourage drumherum. „Bring mit to life“ lief auf Heavy Rotation, egal ob im Musikfernsehen oder im Radio.
Damals fand ich das Klasse. Hübsche Sängerin, düsterer Sound mit etwas härteren Gitarren und meine gerade in der Hochphase befindende Pubertät: das passte perfekt zusammen. Also ab in den Laden, Album gekauft. Und ich wurde damals nicht enttäuscht. 9 härtere Songs, die im Grunde „Bring me to Life“ in verschiedenen Variationen sind, und zum Auflockern zwei Balladen. Alles sauber eingespielt und druckvoll produziert. Die CD wurde einen Sommer lang zum festen Begleiter. Gothic Rock\Metal der modernen Art von der Stange. Als Einstieg und Alternative zu anderer Radio Dudelmusik für mich persönlich perfekt.
Die Band ging derweil steil durch die Decke, waren irgendwann in sämtlichen Medien omnipräsent. Tratsch und Klatsch, Skandale und Skandälchen- alles was den Musikmedien irgendwie druckens wert schien wurde ausgeschlachtet. Mir ging das auf den Keks, und musikalisch hatte sich mir gerade eh eine Neue Welt geöffnet. Ein Kollege hatte mir ein Tape mit Blind Guardian in die Hand gedrückt. Somit habe ich „Evanescence“ komplett aus den Augen verloren, und „The Fallen“ geriet in Vergessenheit und reihte sich zu den anderen Staubfängern ein.

Als ich vor einigen Jahren damit begonnen hatte, meine Sammlung zu digitalisieren, fiel mir die CD dann wieder in die Hände. Rein gehört habe ich, die Erwartungen waren gering. Doch siehe da – verglichen mit anderen Jugendsünden schafft es dieses Album immer noch, mir ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Ja, es handelt sich um eine komplett professionelle Scheibe. Mit mehr Kalkül eingespielt als mit Emotionen. Aber die Songs funktionieren einfach. Harte Gitarren, zarte Frauenstimme, ein paar Keyboards und Chöre: alles perfekt Abgemischt, nie zu viel, nie zu wenig. Ja, es fehlen Ecken und kannten. Ja, es ist definitiv eine Jugendsünde in meiner Sammlung. Ja, diese Art von Musik würde ich mir Heute in dieser Form wohl nicht mehr kaufen. Aber einzelne Songs landen immer wieder in meiner Playlist. Kalkül hin oder her, musikalisch gibt es nichts daran auszusetzen. Dichte Kompositionen, alles direkt auf den Punkt gespielt. Gemacht, um direkt in das Ohr zu gehen. Und danach wieder raus, einen großen „Das bleibt jetzt im Ohr hängen“ Faktor hat das Ganze für mich nicht. Aber es ist unterhaltsam. Außerdem, ein Stückchen Vollmilchschokolade nascht jeder mal von Zeit zu Zeit.

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