Donnerstag, 8. August 2019

Bücherkiste


Alexander Lohmann

Der Tag der Messer


Phantasie Romane. Das verheißt meistens edle Recken in strahlenden Rüstungen. Gefährliche Abenteuer. Der Kampf gegen DAS Böse. Ruhmreiche Heldentaten. Manche Helden sind dermaßen edel, dass sie wahrscheinlich Lavendel furzen. Bei ganz klassischer Fantasy Literatur ist die Grenze zwischen Gut und Böse jedenfalls ganz klar gezogen: auf der einen Seite die guten, tapferen Völker des Lichts, die keine Verfehlungen haben und nur selten vom rechten Weg abkommen. Auf der anderen Seite die Schergen des Bösen, oft nicht mehr als eine gesichtslose Ansammlung von albtraumhaften Kreaturen. Untote, Orks, Trolle, schwarze Elfen. Alle möglichst böse und garstig. Der Feind halt, der die strahlenden, edlen Völker bedroht und dem Zahnpastawerbunglächeln Helden die Möglichkeit gibt, Rum, Ehre und schmachtenden Maiden zu erlangen.
Aber wie sieht es denn wirklich aus, auf der Seite der Bösen? Immer mehr Autoren wagen den Perspektiven wechsel und präsentieren uns die dunkle Seite aus der Fantasywelt in neuem Licht.

So erzählt Lohmann in diesem Roman nicht von einer tapferen Heldenschar, welche epische Abenteuer besteht. 

In den Grauen Landen brodelt es. Nach dem letzten Krieg gegen die Lichtvölker breitet sich unter den verschiedenen Rassen Unzufriedenheit aus. Politische Parteien und Gruppierungen entstehen und machen ihrem Unmut öffentlich Luft.
Die Verbannung eines Gnomes, Führer einer dieser Parteien und Held des letzten Krieges, bringt das Fass zum überlaufen. Eine militante Gnomengruppe probt den Aufstand und reist die Macht an sich. Eine Welle des Chaos, der Gewalt und der blutigen Pronomen folgt. Schließlich bildet sich ein Rat mit Vertretern aller Völker, unter der Führung der Gnome, welcher die Zukunft der grauen Lande gestalten soll. Doch der Frieden ist brüchig. Misstrauen, Verrat und Intrigen sorgen für Chaos von Innen. Zu allem Überfluss rückt ein geeintes Heer der Lichtvölker an: das Böse soll ein für allemal vernichtet werden.
Gnome, Alben, Kobolde, Goblins und und und: Lohmann fährt alles an Bösewichten auf, was die klassische Fantasy so zu bieten hat. Der Perspektiven wechsel gerät dabei wirklich unterhaltsam, tapfere Helden sucht man hier vergebens. Die Figuren sind meist nur auf ihren Vorteil aus, um das größte Stück vom Kuchen zu bekommen gehen sie über Leichen. Und das nicht nur sprichwörtlich.
Gefunden habe ich den Roman wieder einmal zufällig, beim Bücheraustausch im öffentlichen Bücherregal. Beim Lesen habe ich es schon vermutet, Onkel Googel hat es bestätigt: es handelt sich um den zweiten Teil einer Reihe über die Finstervölker. Dennoch liest es sich als eigenständiger Roman recht gut. Auf die Ereignisse zuvor wird zwar Bezug genommen, aber sie werden ausreichend erklärt um sie zu verstehen. Das Ende geht als solches durchaus durch. Insofern trübt es den Lesespaß kein bisschen, wenn man den Vorgänger nicht kennt. Und Lesespaß ist vorhanden: die Geschichte ist nett geschrieben, der Seitenwechsel bringt ein bisschen frischen Wind in die an sich doch recht klassische Fantasy Handlung. Besonders unterhaltsam fand ich die politischen Ränkespiele der verschiedenen Parteien. Neid, Missgunst und Machtgier sorgen dafür, dass die Revolution der Gnome recht blutig und recht konsequent geführt wird. 
Ein unterhaltsames, kurzweiliges Buch, perfekt für den Lesesommer.

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