Donnerstag, 22. August 2019

Mein CD Regal


Seven Kingdoms

Brothers of the Night

 

 


Fantasy und Powermetal. Nicht gerade die originellste Kombination. Aber eine, die funktioniert. Und zuverlässig ist. Genau wie Bier und Kühlschrank. Es passt einfach nahezu perfekt.
Schon ein Blick auf das Cover, den Albumtitel und den Bandnamen verrät einem vor dem ersten Durchlauf der CD, dass die US Amerikaner auf ihrem Debut an dieser Kombination nicht rütteln werden.
„Seven Kingsdoms“, „Brothers of the Night“ - jeder, der J.RR. Martins Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ ahnt bei diesen Namen, woher die Inspiration für die Songs und Texte der Band stammt.
Ich persönlich bin über Seven Kingdoms eher zufällig gestolpert. Irgendwann, kurz nach dem erscheinen der dritten Scheibe. Damals hat mir Youtube nicht nur Videos vorgeschlagen, die ich schon gesehen habe. Sondern tatsächlich auch neue Sachen, von denen der Algorythmus glaubte, dass sie mir gefallen könnten. Unter jeder Menge komischen, unpassenden oder einfach nur schlechtem Zeugs befand sich auch das Video zu „After the Fall“. Ein schneller Powermetal Song, mit einer Frontfrau, deren Stimme etwas dünn wirkte. Nett. Nicht mehr. Und eigentlich nicht wirklich bemerkenswert.
Zufälligerweise litt ich damals allerdings an akutem Lesefieber. Ein Freund hatte mir „Das Lied von Eis und Feuer“ in die Hand gedrückt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war es mir irgendwann unmöglich, das Ding aus der Hand zu legen. Jede freie Minute wurde genutzt, um wenigstens ein paar Seiten, oder zumindest Zeilen, weiter zukommen. Das Buch war ein Zeitfresser ohnegleichen.
Verständlich, dass eine Band, welche „Seven Kingdoms“ heißt, meine Aufmerksamkeit zu diesem Zeitpunkt besonders erweckte. Waren da etwa die sieben Königreiche, deren Geschichten mit Intrigen, Verrat und Geheimnissen mich so derart faszinierten, gemeint? Eine kurze Recherche ergab: Ja. Und: auf dem ersten Album noch ohne Sängerin. Seitdem steht „Brothers of the Night“ auf meiner „will ich haben Liste“. Beziehungsweise stand, den seit kurzem hab ich sie. Gefunden bei einem Online Versand beim Suchen nach Lego Alternativen. Verrückt, dieses Internet.

Tja was soll ich sagen? Kitschiges Logo, kitschiges Albumcover. Soweit alles, wie man es bei einer Powermetalband erwartet. Es gibt aber einen kleinen Unterschied: der Kitsch setzt sich nicht durchgehend in der Musik fort. Zwar finden sich powemetaltypisch Unmengen von zuckersüßen Melodien und epischen Refrains. Aber das ganze ist herrlich roh abgemischt. Dazu wechselt der Sänger immer vom hohen Klargesang zu etwas räudigeren Shouts, was dem Sound dann irgendwie eine angethrashte Note verpasst. „Räudig“ beschreibt die Platte recht treffend. Guardian aus der „Tales“ und „Somewhere far beyond“ Ära grüßen fröhlich. Für alle, denen moderner Powermetal zu über produziert ist, findet sich hier ein kleiner Schatz.
Damit passt die Musik auch richtig gut zu den Büchern. JRR Martin verwendet die klassischen Zutaten eines Phantasyepos: Untote, Drachen, eine Welt im Chaos. Trotzdem gelingt ihm das Kunststück, die ganz großen Klischees zu vermeiden und nicht in Diabetes fördernden Kitsch abzurutschen. Keine strahlende Recken, keine edlen Helden. Keine Epische Quest. Dadurch wirkt sein Zyklus deutlich düsterer, aber eben auch realistischer und überzeugender als andere Werke der Phantasy Literatur. Und gewinnt genau dadurch für mich persönlich seinen Reiz.

„Seven Kingdoms“ machen auf ihrem Debut auf jeden Fall einiges richtig. Roher, leicht hymnischer Vollgas Powermetal. Genrefans machen hier nichts falsch.
Ich hab jetzt auf jeden Fall wieder Bock auf die Bücher. Außerdem habe ich gehört, dass irgendjemand eine Serie dazu gedreht hat...

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