Seven Kingdoms
The Fire is Mine
Vor einigen Wochen
bin ich beim Stöbern im Internet über „Seven Kingdoms“
gestolpert. Zwei CDs der amerikanischen Power Metaler sind mir in die
Finger geraten. Über das Debut „Brothers of the Night“ hab ich
euch schon berichtet – roh, rumpelig und mit einer starken Guardian
Schlagseite hat mich das Ding trotz einiger Schwächen begeistert.
Inzwischen habe ich
mich auch in „The Fire is Mine“ rein gehört. Und bin ganz froh,
dass ich den Erstling zuerst gehört habe.
„The Fire is Mine“
ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Band sich weiterentwickeln
und musikalisch einen deutlichen Schritt nach vorne machen und mich
gleichzeitig dennoch enttäuscht zurück lassen kann. Hier gilt:
Besser ist nicht immer gut.
Rein Handwerklich
gibt es nichts zu motzen. Die Songs sind, verglichen mit dem
Vorgänger, einen ticken kompakter. Die Rhythmus Fraktion spielt
nicht mehr nur den Duracel Hasen und drischt nicht mehr alles im
monotonen Klick Klack Ritt durch. Das sorgt für etwas Abwechslung
und den ein oder anderen Aha Moment. Auch an der Gitarrenfront ist
einiges voran gegangen. Inzwischen kommt zum Guardian\Iced Earth
Misch noch eine ordentliche Prise Helloween.
Das Ganze ist dann
auch noch gut und druckvoll Produziert, der Sound der Platte ist
deutlich klarer. Bis hierher wurde also nur an Stellschrauben
gedreht.
Die größte
Änderung fand am Mikrophon statt. Hier hat inzwischen Sabrina
Valentine übernommen. Deutlich tonsicherer als ihr Vorgänger macht
sie einen soliden, aber etwas farblosen Job. Auf Growls wurde
komplett verzichtet.
Davon abgesehen ist
das Album eine deutlicher Schritt nach vorne für die Band. Also
alles gut?
Tja, also: nein.
Irgendwie hat unter den ganzen Verbesserungen nämlich ein –
zugegebenermaßen äußerst subjektiver – Aspekt gelitten: der
Charme bleibt komplett auf der Strecke. Auf dem Debut hat die Band
fehlendes Können durch hörbaren Enthusiasmus wettgemacht. Das Ding
rumpelt zwar gehörig und klingt stellenweise, als ob das
Aufnahmegerät in einem Aquarium stand. Aber trotzdem reist es mit.
Der Schweiß eines Live Auftritts tropft quasi aus den Boxen. Ja, es
ist handwerklich deutlich rudimentärer als „The Fire is Mine“.
Aber dennoch: ich zieh es dem polierten und etwas perfekterem
Brüderchen vor. Hätte ich die CDs anders herum angehört, wäre
mein Urteil wohl genau entgegengesetzt ausgefallen: Das Debut wäre
mir wie ein hässliches Entlein vorgekommen.Deshalb weigere ich mich
auch, Track für Track Reviews zu den Alben zu schreiben, so wie es
die richtigen Musik Blogs und Magazine machen. Ein Großteil meines
Musikgeschmacks wird durch meinen Bauch entschieden, und der hat
bisweilen echt seltsame Auswahlkriterien. Vor allen Dingen keine, die
in irgendeiner Weise logisch wären.
Handwerklich machen
„Seven Kingdoms“ alles richtig. Jedem Powermetal Fan kann ich
„The Fire is Mine“ empfehlen. Ein solides Album ohne große
Schwächen.
Wer es jedoch gerne
etwas roher mag und der Meinung ist, dass heutiger Powermetal
eindeutig zu über produziert ist, sollte bei „Brothers of the
Night“ ein Ohr riskieren.